Ferkinas
In den Hängen des Raschtulswalls, oben auf verborgenen Almen, in den Schluchten des Gebirges und den Falten der Berge hausen die urtümlichen Stämme der Ferkinas. Sie haben tulamidische Wurzeln und führen ein Leben als Bergnomaden, Jäger und Räuber. Immer wieder dringen sie in die Gebiete am Rande des Gebirges ein und stellen eine ernste Bedrohung für die Gehöfte und kleineren Siedlungen in Perricum, dem Schlund und Eslamsgrund dar.
Ihre ganze Kultur wird vom Kampf bestimmt, weshalb sie tödliche Gegner sind, auch wenn sie oft nur mit vorzeitlichen Waffen angreifen: mit Steinbeilen und Keulen. Nur wenige Ferkinastämme sind den Mittelreichern gegenüber freundlich gesinnt, namentlich bekannt ist nur die Sippe vom kalten Bach, die sich mit den Bewohnern von Dragenfels arangiert hat.
Im Jahre 1025 BF kam es zu einem folgenschweren Zwischenfall, als nämlich Prospektoren auf der Suche nach geeignetem Gestein für den Bau des Siegesmonumentes zu Puleth heilige Orte der Ferkinas entweihten. Es kam zu regelrechten Scharmützeln im Berg, bei dem eine Lanze des Zornesordens sowie ein Banner kaiserlicher Soldaten ums Leben kamen. Landeskundlich interessant ist folgender Brief:
»Jedes Jahr – das ist so Sitte bei den Perricumern – schicken die Barone zu Füßen des Raschtulswalles ihre Büttel und Reisigen aus, um den steinernen Klauen des gefährlichen Raschtulswalles und den nicht minder gefährlichen Krallen der Ferkinas die vermissten Derekinder zu entreißen, die in Herbst und Winter des vergangenen Götterlaufes nicht zurückkamen aus den Höhen des Gebirges. Nur zu dieser Suche, die in des Boron und der Rondra heiligen Namen ausgerufen wird, begibt sich eine größere Zahl Perricumer, eigentlich immer begleitet von königlich garetischen Truppen, auf die Steige und Wege hinter den ersten Pässen; dorthin, wohin sonst nur Kräutersammler und Schwefelbrecher sich wagen – oder Verbrecher sich flüchten. Mit Armbrüsten bewaffnet erklimmen die Tapferen die Wege des Walles, denn nur sie und lange Bögen vermögen die Ferkinas wirklich einzuschüchtern; und Ritter mit Rössern können ja gar nicht da hinauf! Es ist ein gefahrvoller Auftrag, und nur die Tapfersten nehmen ihn an. Kein Baron würde seinen Leuten befehlen, auf die Frühlings-Suche zu gehen; er schickt nur Freiwillige. Doch sind ihrer nicht wenige. Denn es winken einiger Ruhm, Ehre und Ansehen für jenen, der wieder hinabsteigt nach gewonnenem Kampf. Und mehr noch, wenn er einen verschollenen Sohn oder eine verschwundene Tochter hinabbringt, damit er zwölfgöttergefällig begraben werden kann. Wer aber einen der Vermissten lebendig zurückbringt, der ist sich der Verehrung durch dessen Dorf gewiss und auch der stattlichen Summe, die die Grafen von Perricum ihm devotieren. So ist das jeden Götterlauf. Doch heuer scheint einiges schief gegangen zu sein?«
Antwort des Conservators des Draconiter-Hortes zu Gareth, Seiner Gnaden Hesindian zu Stippwitz, auf die Anfrage der Herold-Redaktion.
Zu den Ereignissen des Jahres 1025 BF siehe im Archiv:
- Geschichten:Die Dreistigkeit der Ferkinas – oder wie der Trupp der Sucher aus der Baronie Weißbarûn verloren ging und man von der Einigung einiger Ferkina-Stämme erfuhr.
- Im Raschtulswall rumort es - In Scharen verschwanden die »Sucher« dieses Frühlings in den Bergen. Ein aus Weißbarûn aufgebrochener Trupp Söldlinge fand den Tod in einer finsteren Klamm. Im ganzen westlichen Raschtulswall scheinen die Ferkinas unruhig zu sein – viele tauchen in den Niederungen der Edelgrafschaft auf und überfallen die Bauernhöfe. Strafkommandos der Perricumer werden durch ein tödliches Schicksal getroffen und Hauptmann Ugdalf von Streitzig verliert ein Banner kaiserlicher Soldaten..