Geschichten:Die Höhle des Löwen - Aus einem werden zwei

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Dramatis personae:


Burg Trollhammer, 18. Phex, abends: Es war bereits spät, als Alfred Beradje ein Neuankömmling auf Burg Trollhammer angekündigt wurde. Überrascht, dass ihn hier jemand sprechen oder die Aufwartung machen wollte, stellte er fest, dass es sich bei jenem Gast um einen Ordensbruder, augenscheinlich einem Novizen aus der Greifenfeste handelte. Augenscheinlich, da er ihn nicht kannte, er aber den grauen Novizenrock des Ordens, sowie das goldene Wachtbanner der Greifenfeste trug.

„Rondra zum Gruße!“ grüßte der Novize Alfred in kurzen und knapp gehaltenen Worten. „Ich bin Unswin und bringe dem Herrn Leutnant eine Botschaft von Burg Schwertwacht.“

Unswin, selbst von kräftiger Statur, war dennoch kleiner als Alfred, trug kurze, dunkelblonde Haare und hatte graue Augen mit festem Blick. Rein äußerlich gesehen wollte Alfred fast Mitleid für den Novizen entwickeln, der wohl sicherlich nicht nur kleine Kinder zum Weinen bringen würde, sondern auch so manches Weib verschrecken dürfte.

Alfred nahm das versiegelte Schreiben entgegen und lass die Zeilen aufmerksam. Fast beiläufig bot er dem Novizen etwas zu trinken an, bevor er feststellt. „Ich pflege die Anrede hohe Herr oder Bruder zu bevorzugen. Leutnant akzeptiere ich nur im Notfall und davon sind wir hier noch weit von entfernt.“

Überrascht schaute Unswin kurz auf, bevor er seine Gesichtszüge wieder im Griff hatte und mit einem „Jawohl hoher Herr“ bestätigte. Alfred erkannte die kantige Schrift seines Wächters, doch noch während er las zogen kleine Sorgenfalten auf seine Stirn. Schließlich ließ er das Schreiben sinken und wand sich wieder Unswin zu.

Wisst Ihr was in diesem Schreiben steht, Bruder?“

„Nein hoher Herr! Mir wurde lediglich gesagt ich habe das Schreiben an Euch zu überbringen und mich dann zu Eurer Verfügung zu halten.“

„Nicht nur dies steht in diesem Schreiben,“ Alfred hielt den Brief kurz hoch, „sondern mehr noch. Es steht hier, dass Ihr noch neu in unseren Reihen seid, und wie Euer voller Name lautet, sowie dass Ihr nicht wollt, dass dieser außerhalb des Ordens genannt wird. Weiterhin steht hier, dass ich Euch prüfen und gleichzeitig für unsere Reihen ausbilden soll. Dies kann ich jedoch nur, wenn ich weiß, was Euch zu uns geführt hat, Unswin von Keilholz.“

„Nun Hoher Herr ich habe eine Vergangenheit derer ich mich nicht rühmen kann. Diese Schande die ich über mich und meine Familie gebracht habe will ich im Dienste an die Herrin Rondra sühnen, ist doch das Waffenhandwerk das einzige dessen ich ausreichend befähigt bin um einem der Zwölfe damit Wohlgefallen zu bereiten. Ich verstehe, dass Ihr wissen wollt wen Ihr vor Euch habt. Auch habe ich Euren Blick auf meinem vernarbten Gesicht liegen sehen. Ihr seid nicht der Erste der begehrt zu erfahren was mich in meinen jungen Jahren so gezeichnet hat, doch als einer von wenigen sollt ihr es erfahren...“

Ruhig hörte sich der Leutnant die Geschichte des Keilholtzers an. Seine Gesichtszüger waren dabei regungslos und ernst. „Wir alle haben eine Geschichte, die uns mancherdings im schlechten Lichte erscheinen will Novize Unswin. So will ich Euer vertrauen würdigen, indem ich Eure Geschichte für mich behalte, denn darin erscheint mir nichts enthalten zu sein, was gegen Eure Anwartschaft im Orden des Heiligen Zorns der Herrin Rondra spricht. So werde ich der Order des Schreibens nachkommen. Jedoch kann ich Eurem Wunsch nach Anonymität nicht nachkommen werter Unswin, denn dies entspricht nicht dem Verständnis der rondrianischen Tugenden! Stellt Euch Eurer Vergangenheit und lauft nicht von ihr fort, denn einholen wird sie Euch sicherlich! Wenn es Euch hilft, werde ich Euch jedoch in erster Linie mit ‚Novize Unswin’ vorstellen!“

„Ich danke Euch dafür. Dennoch werde ich mich auch Eurem Wunsch beugen wenn Ihr mich bei meinem vollen Namen nennen wollt und werde gehorchen, wie ich es beim Eintritt in den Orden geschworen habe.“ Unswin straffte die Schultern und ließ den Blick hart werden. Es war ihm nicht lieb zu bald bekannt zu sein, denn so würde er seine Schwester nicht schützen können. Aber wenn Rondra diesen Weg von ihm verlangte, so würde er ihn gehen.

„Gut. Dann lasst Euch etwas zu Essen und Trinken geben und begebt Euch anschließend zu Ruhe. Wir werden alsbald weiter reisen.“