Geschichten:Grauen am Darpat - Sammeln der Fakten

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Dramatis Personae


Junkertum Kaltengrundt

„Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen, Wohlgeboren. Euer Gnaden, unterbrecht oder ergänzt mich einfach, wenn ich etwas vergessen haben sollte. Die Ereignisse in Bergthann sind euch nach der Befragung ja nun bekannt. Von dem furchtbaren Gemetzel im und beim Turm abgesehen sind vor allem drei Punkte bzw. Fragen zu klären. Erstens: Was geschah im Turm? Zweitens: Wer war die mysteriöse Auftraggeberin, von der einer der Gefangenen sprach? Allem Anschein nach stammen sie und ihr Gefolge aus den Tulamidenlanden. Drittens: Was sind ihre Ziele, für die sie offenbar reichlich Gold einsetzt und den Tod Vieler in Kauf nimmt? Der einzige Anhaltspunkt für weitere Nachforschungen ist der Ort Dergelmund, wo die Gefangenen und die übrigen Schlagetots ihren Auftrag von der – leider gänzlich unbekannten – Frau erhielten. Vielleicht hat man in oder bei dem Dorf wichtige Beobachtungen gemacht, die uns weiterhülfen. Unabhängig davon wäre auch noch Frau Efferdane über die Vorkommnisse in ihrem Lehen zu unterrichten; je eher, desto besser. Denn so wie ich ihre Hochgeboren kennen gelernt habe, schätzt sie es gar nicht, wenn man sie bei solch wichtigen Ereignissen außen vorließe. Meiner Meinung nach sollte sie ebenso rasch wie umfassend über das Geschehene informiert werden. Das gebieten nicht nur das Recht und der Anstand sondern könnte uns auch ihre Unterstützung sichern. Vielleicht kann sie ja über ihre Leute weitere Informationen in dieser doch sehr verworrenen Angelegenheit beitragen. Die beiden gefangenen Schergen wussten ansonsten nur zu berichten, dass sie beim Turm Stellung beziehen sollten, vermutlich, damit niemand etwas von den Ereignissen im Inneren des Gebäudes mitbekam.“

Damit schloss die Baronesse ihre Ausführungen und blickte zunächst zum Geweihten und dann zum Vogt. Einem Adler gleich, der seine Beute nie aus dem Blick lässt waren die Augen des Vogtes der Baronin stets auf Selinde gerichtet gewesen.

„Wohl gesprochen Hochgeboren. Es ist immer gut zu sehen, wenn Frauen nicht nur eine Augenweide sind, sondern auch noch den Geist besitzen scharfsinnige Schlussfolgerungen zu ziehen.“ Kurz schaute er auf die sorgsam polierten Stiefelspitzen, bevor er fort fuhr.

‚Arschloch‘, dachte sich Selinde trocken ob der letzten Worte des Vogtes und war sogar für einen kurzen Moment versucht, dem Mann eine Standpauke darüber zu halten, dass sie in den letzten Tagen nicht ihren Allerwertesten riskiert habe, nur um sich dann solch´ dumme Bemerkungen von jemandem anzuhören, der die ganze Zeit an einem behaglichen Kamin gesessen hatte. Die Baronesse riss sich jedoch zusammen, da sie hier kein Öl ins Feuer gießen wollte und so verriet lediglich ein kurzes Zucken ihrer Gesichtsmuskeln, was sie von den Worten ihres Gegenübers hielt.

Der Geweihte Alexis bemerkte diese Regung zwar, hielt sich jedoch zurück. Sie hatte sich im Griff, darauf kam es an. Woher die plötzliche Abneigung der Baroness gegen des Vogtes Rede kam war ihm fremd. Für ihn war dieser Mann mit genug Weitsicht gesegnet, dass er in dieser Baronie unersetzlich war und eine wertvolle Stütze der inneren Ordnung dieses Landstriches.

„Ich stimme euch zu. Wir sollten umgehend zu Baronin Efferdane von Eberstamm- Ehrenstein reisen. Eine weitere Verzögerung wäre nur schwer zu erklären.“

„Wir?“, entgegnete die Vellbergerin trocken und zog die rechte Braue ihres ansonsten ausdruckslos wirkenden Gesichts nach oben, „Wen genau meint ihr mit ‚Wir‘?“ Ansonsten freut es mich zu hören, daß Ihr ebenso wie ich der Meinung seid, dass ihre Hochgeboren baldmöglichst über die jüngsten Ereignisse in Kenntnis gesetzt werden sollte.“

Insgeheim hoffte sie, dass der Vogt nicht von sich und ihr sprach; darauf konnte sie nun wirklich verzichten.

„Ich gehe davon aus, dass mich die Baronin gerne mit der Sache betrauen würde, so sie nicht selbst nach Bergthann reist.“

„Ich denke, so wie mir die Herrscherin dieses Landstriches beschrieben wurde ist es nur recht ihr die nötige Ehrerbietung entgegenzubringen. Eine Gesandtschaft aus Gnitzenkuhl sollte auch Vertreter eben jener Baronie beinhalten. Da die Ritterin Isenbrunn wohl die nächsten Tage ausfällt, muss ein anderer an ihrer Stelle mitreisen.“

Der Geweihte hatte diese Worte mit eindringlicher Miene an die Frau an seiner Seite gerichtet. Er würde mit ihr reden müssen, um zu ergründen woher ihre Vorbehalte gegenüber Leomaras Vater herrührten.

„Allerdings wäre es ratsam schon vor der Rückkehr von Kapitän Hakon eine Art Empfehlung von euch Beteiligten verfasst zu haben, die er dem Markgrafen übergeben kann, als Anempfehlung für eine weiteres Vorgehen.“

„Nun“, antwortete die Adlige, „eine prägnante Zusammenfassung der bisherigen Vorgänge zu Pergament zu bringen, sollte kein Problem sein. Empfehlen kann ich seiner Erlaucht hingegen nicht viel: Über seine Bewaffneten Augen und Ohren nach Monstrum und Tulamidin samt Gefolge offen zuhalten, wobei letzteres in diesem Landstrich recht schwierig sein dürfte, gibt es doch hier recht viele von ihnen“, schloss Selinde leicht säuerlich.

Nachdenklich wiegte auch Alexis Colon sein Haupt hin und her. „Sicher, Kapitän Hakon wird einen Bericht verfassen, ich denke man sollte ihm einfach über unsere Erkenntnisse berichten, sodass er sie in seinem Schreiben mit erwähnt. Erhöhte Wachsamkeit ist das mindeste was man anraten kann. Was die Frau angeht, so sollte man sie versuchen ausfindig zu machen.“

„Inwieweit glaubt ihr denn, dass Mitglieder eurer Gruppe weiter an der Suche nach der Unbekannten oder der Suche nach dem Ungeheuer, oder dessen Ursache teilnehmen können. Unsere Tochter Leomara kann schwerlich ihre Aufgaben hier an der Seite unserer Baronin so lange vernachlässigen. Ganz zu schweigen davon, dass sie auch verletzt ist.“

„Mein Eindruck ist, dass meine Gefährten nach all dem Erlebten ebenso wie ich sehr daran interessiert sind, zumindest die Spur nach Dergelmund zu verfolgen; wohl niemand möchte nach den jüngst gemeinsam bestrittenen Fährnissen aufgeben, ohne zuvor nicht alles versucht zu haben, Licht ins Dunkel zu bringen.“

Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Auf Eure Tochter könnt ihr übrigens sehr stolz sein, sie hat Euch und Eurem Namen nicht nur alle Ehre gemacht, sondern sich zudem auch als echte Anführerin erwiesen. Von einer Pflichtverletzung gegenüber der hiesigen Baronin kann in meinen Augen aber keine Rede sein, denn es dürfte auch in ihrem Interesse sein, diese mysteriöse Angelegenheit alsbald aufzuklären.“

Ergänzend fügte der Rondra Geweihte noch hinzu: „Ich werde mich erst noch mit meinen Begleitern beraten müssen, was wir weiter zu tun gedenken, da uns eigentlich ein Ruf aus der Löwenburg ereilte und dem wir nachkommen müssen.“

In aufrechter Haltung wartete Selinde auf eine Erwiderung. Nein, dieser Mann war definitiv nicht ihr Fall. Die Augen des Vogtes schienen sie zu mustern, derweil in seinem Antlitz keine deutbare Regung lag.

„Es freut mich zu hören, dass sich Leomara nun auch im Anführen einer Gruppe versucht hat, wenngleich ich nicht der Meinung bin, dass es in der Gesellschaft von euch Baroness und eines Geweihten der Leuin an ihr gewesen wäre dies zu tun. Doch ich bin mir sicher, dies geschah mit eurer Einverständnis Euer Gnaden.“

Seine Nasenflügel blähten sich kurz nach dieser Äußerung.

„Hochgeboren Geshla von Gnitzenkuhl wird sicher am Morgen noch darüber befinden, wie wir uns in dieser Sache weiter verhalten werden. Euch steht es natürlich frei die Suche in Dergelmund weiter fortzusetzen.“

Mit einer Verbeugung und einer leicht hochgezogenen Augenbraue stand der Vogt Roderick von Isenbrunn hinter dem Schreibtisch auf. Auch seine Züge verrieten nun Spuren von Müdigkeit und seine Bewegungen waren auch nicht so fließend wie sonst.

„Ich bin sicher ihr wollt euch nun auch endlich zur Ruhe begeben. Manches Mal ist es auch so, dass der Morgen neue Kräfte und auch Ideen bereithält.“ Das Lächeln, dass er ihnen nun schenkte wirkte entspannter und einigermaßen zufrieden, als ob auch er sich von der Nacht neue Erkenntnisse und Kräfte erhoffte.

Alexis dachte sich, dass es stimme, was man über diesen Mann sagte. Er handelte stets überlegt und niemals spontan. Vielleicht hatte er Recht.

„Einen Einwand hätte ich dennoch.“ Der Geweihte wollte schon zu Tür treten, als er sich noch mal umdrehte. „Die Baronin von Bergthann hat mehrere Büttel verloren. Zudem ist mindestens ein Verbrechen auf ihrem Grund und Boden geschehen. Auch wissen wir nicht, ob ‚nachts‘ nicht doch noch etwas am Turm geschieht. Von daher schlage ich vor, dass zumindest ein Bote bereits heute noch aufbricht um die Kunde gen Bergthann zu bringen, während eine Gesandtschaft dann mit dem Bericht des Kapitäns ergänzt folgt.“

„Euer Einwand ist berechtigt, ich werde sofort dem Schreiber etwas diktieren.“ Doch bevor er die beiden zur Tür geleiten konnte öffnete sich diese schon, und ein blendend gelaunter Quanion von Isenbrunn betrat den Raum. Er roch frisch gebadet, und auch seine Kleidung sah aus, als ob er sie eben erst angelegt hätte.

„Dachte ich mir es doch, dass du die Heimkehrer in deiner düsteren Stube versteckst. Kaum dem Pöbel dort draußen gezeigt, wohin Pflichtvergessenheit und fehlende Göttergefälligkeit hinführen, müssen unsere Gäste schon wieder neue Pläne schmieden. Meinst du nicht, sie sollten sich erst einmal erholen?“

Brummend winkte Roderick seinem Erstgeborenen zu sich zu mäßigen, da man gerade die Unterredung beendet hätte, aber er durchaus noch beschäftigt sei. Galant streckte der Junker von Kaltengrundt der Baroness daraufhin den Arm zum Geleit hin.

„Wonach gelüstet es euch werte Baroness? Wollt ihr noch einen kleinen Schlummertrunk mit mir im Kaminzimmer einnehmen, und die Düsterniss vergessen, oder zieht es euch gleich in eure Räume? Und ihr Euer Gnaden, was gedenkt ihr zu tun?“

Die Angesprochene nahm den ihr dargebotenen Arm an, um mit Quanion den Raum zu verlassen.

„Danke für euer durchaus reizvolles Angebot“, entgegnete sie mit ehrlicher Freundlichkeit, „aber momentan steht mir der Sinn eher nach etwas Schlaf“ ‚und zwar alleine‘ ergänzte sie im Geiste. „Aber dies ist ja gewiss nicht der letzte Tag an dem wir uns sehen. Von daher betrachtet euer freundliches Angebot nicht als abgelehnt sondern lediglich als aufgeschoben“, schloss sie lächelnd. „Ihr tut sicher wohl daran euch in Bishdariels Reich zu begeben. Ich hoffe er bringt euch angenehme Träume. Und verzeiht, dass mich dringende Angelegenheiten solange verhindert haben. Sicher werden wir in den nächsten Tagen noch einmal Gelegenheit haben ein wenig Zeit miteinander zu verbringen.“

Lächelnd verabschiedete sie sich von ihm und begab sich in ihr Zimmer.

Auch der Geweihte verabschiedete sich bei Roderick und zog sich zurück. Es war alles gesagt, was gesagt werden musste. Als er auf dem Gang stand, blickte Alexis noch mal nachdenklich der Baroness und ihrem Begleiter nach. Danach entschloss er sich Unswin aufzusuchen, um mit ihm gemeinsam das Erlebte durchzugehen. Als er jedoch die Tür zu dessen Kammer öffnete, sah der Geweihte den Edelknappen innig beten, so dass er sich entschloss nicht weiter zu stören. Leiser schloss er die Tür wieder von außen und machte sich alleine auf den Weg zum Hof.



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur nächtlichen Ingerimmstunde
Sammeln der Fakten
Sorgen einer Mutter


Kapitel 56

Unterschiedliche Leidenschaften
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.