Geschichten:Grauen am Darpat - Wiedervereint durch die Nacht

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Dramatis Personae


Das Röhricht

Im Darpat vor Gnitzenkuhl - Ingerimm 1032 BF

Der Hafenmeister wiederum mit seiner kleinen Nussschale hielt sich eher daran einen Platz zu finden, der dem Schauplatz des letzten Aufeinandertreffens ähnlich war. Vorsichtig stakte er mit einer Stange in den Bewuchs hinein und bedeutete der Baroness seinem Handzeig mit den Augen zu folgen. Sie konnte nun eine Stelle ausmachen, wo der Schilfgürtel dem land einen fast kreisrunden Streifen abgetrotzt hatte, der einen dichten Schilf und Röhricht Bewuchs hatte. „Was meint ihr? Sollen wir hier unser Glück versuchen?“ Selinde beschaute sich nachdenklich das vom Hafenmeister ausgesuchte Gebiet und entschied sich nach kurzer Überlegung, seiner Einschätzung zuzustimmen, wobei es ihr vorkam wie die Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen. Da mochte ein Platz genauso gut wie der andere sein. „Gut“, antwortete sie dem Hafenmeister, „dann also hier. Vielleicht sind Phex und Rondra ja mit uns und wir können das Untier hier stellen.“ Innerlich war die Baronesse aber am Zweifel, ob die Himmlischen es ihr wirklich so leicht machen wollten. Nachdem die Adlige keine weiteren Anweisungen gab, machte der Hafenmeister sich daran aus dem Boot zu steigen, und sowohl eine Leine mit Gnitzen vom Fluss in die Böschung zu verlegen, als auch drinnen im Schilf einige Holzpflöcke zu versenken, auf denen er größere Fische aufspießte. „Wie wolltet ihr das halten heute Nacht? Sollen wir hier mit dem Boot warten, oder sollen wir eine kleine Schneise im Schilf roden, wo wir lagern?“

Die Vellbergerin beschaute sich kurz das Boot und den Schilf und erwiderte dem Hafenmeister: „Wir sollten den Schilf zumindest soweit roden, dass wir dort die Nacht verbringen können. Allerdings sollten wir zumindest die Pflanzen in unmittelbarer Ufernähe stehen lassen, um von der Kreatur – sollte sie erscheinen – nicht sofort entdeckt zu werden. Im Boot zu warten halte ich für unklug; ich möchte diesem Mistvieh nicht auf einer schwankenden Nussschale begegnen, wo es womöglich leichtes Spiel mit uns hätte.“

Sprach´s und sprang recht behände aus dem Boot, um dem Schilf sogleich mit ihrem Schwert zu Leibe zu rücken. Der Hafenmeister nickte ihr bestätigend zu, und sprang ihr zur Seite. Gemeinsam hatten sie innerhalb kurzer Zeit einen Kreis frei geschlagen, der in der Nacht vermutlich genug Deckung bot. Zufrieden stemmte der Hafenmeister seine Hände in die Hüften. „So das hätten wir wohl.“ Selinde kam in Erinnerung, dass die nächtliche Wache wohl ausgeschlafene und ausgeruhte Kämpfer benötigen würde. Es mochte inzwischen um die Mittagszeit sein, wenn sie den Stand der Sonne so ansah.

„Ich bringe Euch nun wieder zum Anleger. Am besten nehmt ihr noch am Markt einen kleinen Happen im „Alten Speicher“ und dann sehen wir uns zur Dämmerung wieder im Hafen?“ Der Hafenmeister Arn hatte ihr schon wieder in die wankende Nussschale geholfen, als er auf ihre Bestätigung wartete. Sie hörten die rauen Rufe der Büttel, die wieder auf dem Rückweg von ihrer Runde durch den Uferbewuchs waren. Scheinbar hatten sie nichts gefunden.

Nach kurzem Überlegen nickte die Baronesse dem Hafenmeister zu. „Gut, dann also zur Dämmerung im Hafen. Wollt Ihr mir im ‚Alten Speicher‘ Gesellschaft leisten und mir über Land und Leute hier ein wenig erzählen? Zum Ruhen bleibt dann immer noch genug Zeit, um uns einigermaßen frisch am Abend auf die Lauer legen zu können.“ Überrascht ob der Einladung, stimmte Arn dieser merkwürdigen Adligen zu. Von Leomara war man ja nichts anderes gewohnt, aber dass diese fremde Person ähnlich unbedarft mit Gemeinen Umgang pflegte schien ihm anfangs doch sehr befremdlich. Erst nach einem Bier in dem Wirtshaus am Marktplatz taute der große Mann auf, und berichtete nun freimütig, über die Hiesigen und das wunderschöne Gnitzenkuhl.

Arn und Selinde hatten ihr Mahl im ‚Alten Speicher‘ beendet und begaben sich zurück zum Hafen. Dort angekommen, wurden die beiden bereits von zwei Fischern erwartet, die ihnen berichteten, dass der übrige Suchtrupp etwas weiter flussaufwärts eine vielversprechende Spur gefunden habe und dieser nun nachginge. Die Baronesse dankte den beiden Fischerleuten für diese Information, entließ sie und wandte sich dann dem Hafenmeister zu. „Das klingt ja sehr interessant! Ich denke wir sollten uns das ebenfalls näher ansehen. Allerdings sollten wir uns sputen, damit wir die Übrigen noch vor Einbruch der Dunkelheit einholen.“ Der Hafenmeister nickte nur kurz und verzichtete auf eine Entgegnung; ihm war klar, wer sich bei dieser erneuten Bootspartie sputen und in die Riemen legen würde …

Ein paar Stundengläser später hatten sie die übrigen Boote – wenn auch ein gutes Stück voraus – entdeckt. Für weitere Eile bestand nach Selindes Dafürhalten nun keine Notwendigkeit mehr, so dass sie sich damit begnügte, den Sichtkontakt mit den Booten nicht zu verlieren und das umgebende Wasser samt Uferstreifen im Auge zu behalten. Zu Arn gewandt sprach sie: „Folgt ihnen einfach und schaut, wo sie anlegen. Dort werden wir dann zu ihnen stoßen.“

Arn gab ihr stumm zu verstehen, dass sie sie nun bald eingeholt hätten. Die Untersuchung an Land, die sie nur aus der Ferne gesehen hatten, hatte den Abstand zwischen ihnen verringert. Unheimlich reckten die Weiden ihre weit ausladenden Kronen nach ihnen aus. Äste knarrten und ächzten als sie darunter durch fuhren. Hin und wieder schreckten sie Uferbewohner auf, die dann mit lautem Getöse ihren Schlafplatz verließen und empört das Weite suchten. Dunkel ragten die Schilfhalme fast wie eine Mauer an das Wasser heran, und verwehrte ihnen den Blick auf die Uferpfade.

Die Gegend hier kam Selinde nicht nur fast schon götterverlassen trostlos sondern auch ein wenig unheimlich vor. Wer mochte wissen, was sich nur ein paar Schritt hinter dem dichten Schilf verbergen mochte? Einige Zeit später – die Adlige hatte noch ein wenig weiter vor sich hin sinniert – sah sie, dass die vor ihnen befindlichen Boote in der Nähe eines Turmes anlegten. Zu Arn gewandt sprach sie: Ich glaube, unsere kleine Bootspartie nähert sich ihrem zumindest vorläufigen Ende“, und wies dem Hafenmeister mit dem rechten Arm auf die anlegenden Boote hin. „Landet dort an und lasst uns mal anschauen, was unsere Mitstreiter dazu bewogen hat, dort von Bord zu gehen.“ Arns Miene hellte sich für einen kurzen Moment auf und auch der Takt seiner Ruderschläge erhöhte sich etwas, so als freute er sich darauf, die Ruder bald aus der Hand legen zu dürfen.


Die Nacht zieht auf

Behände sprang Selinde aus dem Boot, kaum dass es mit einem knirschenden Geräusch angelandet war. Kurz zuvor hatte sie bereits festgestellt, dass eine Wache – es mochte wohl Marnion sein, wenn ihre Augen sie nicht trogen – ihre Ankunft bemerkt hatte. Zusammen mit dem Hafenmeister folgte die Baroness den Spuren ihrer Mitstreiter und traf diese unweit der Landestelle an.

„Rondra mit euch“, sprach sie ihre Gefährten an, „habt ihr schon etwas entdeckt? Zumindest weiter Flussabwärts konnten wir in der kurzen Zeit nichts entdecken, so dass wir uns direkt nach Erhalt eurer Nachricht aufmachten, um alsbald zu euch zu stoßen.“

Kain und Kor’win hatten sich während dessen etwas abseits zurückgezogen. Es sah so aus, als berieten die beiden, wie es weitergehen sollte. Kor’win schien nicht gerade glücklich darüber zu sein, dass der Trupp immer größer und größer wurde. Er war es gewohnt alleine, oder mit Kain, in Ausnahmefällen auch noch mit anderen, erfahrenen Jägern zu jagen.

Die Jagdgesellschaft, die sich ihm hier jedoch bot, war so gar nicht nach seinem Geschmack, ganz gleich ob er Leomara von früher her kannte oder nicht. Sie waren in seinen Augen alle zu laut, zu unachtsam und im Falle auf ein Aufeinandertreffen mit dem Wesen mochten sie eventuell im Wege stehen. Den Gesten nach zu urteilen, versuchte Kain dagegen auf seinen Mentor beruhigend einzureden und ihn zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Bevor der ältere Nebachote den jüngeren jedoch mit einer strengen Geste zum Schweigen bringen konnte, hatte sich die Baroness der Gruppe genähert. Auch wenn die Jäger durch die Zurufe Marnions bereits ohne Sorge waren, bemerkte Kain erst jetzt das Antlitz Selindes. Das was er sah schien ihm zu gefallen, wollte er sich doch abrupt zu ihr umdrehen und seinen Mentor einfach stehen lassen. Kor’win packte seinen Schüler jedoch energisch am Arm, so dass diese innehalten und diesmal das Wort seinem Mentor überlassen musste.

„Leomara! Wievielä wärden noch kommän? Ich dachtä wir wollän jagän und sind hier nicht auf einen Praiostagsausflug.“ Die Stimme Kor’wins machte deutlich, dass er verärgert war. Kain dagegen versuchte eher aufmunternd dreinzuschauen und machte eine begrüßende Geste vor Selinde.

„Ich hatte auch nicht vor, diesen Tag hier mit Blümchenpflücken zu verbringen“, antwortete die Vellbergerin lakonisch auf Kor’wins Einwurf, den dieser nicht einmal direkt an sie richtete und schaute ihn gleichfalls nicht an, während sie die Worte sprach. Eigentlich lagen ihr noch ganz andere Sachen auf der Zunge, doch konnte sich Selinde beherrschen. Dies waren weder die rechte Zeit noch der richtige Ort, um diesem ungehobelten Nebachoten Manieren beizubringen, so dass sie ihm einfach nur den Rücken zuwandte.

Leomara hob beschwichtigend ihre Arme und ging auf Kor`win zu.

„Wären die Fischer nicht dabei, wären wir doch gar nicht so viele. Der Edelknappe Unswin versteht sich auf die Jagd, und Marnion ist wohl auch kein schlechter Jäger. Lasst uns schauen, was wir heraus finden können hier. Ich glaube aber inzwischen eher, dass wir es mit Menschen als mit einem Tier zu tun bekommen. Schlimmstenfalls sogar mit beidem, da ist es doch gar nicht so schlecht, wenn wir zu mehreren sind."

„Wir sollten und überlegen wie wir uns aufteilen. Ob es einen Spähtrupp geben soll, oder ob wir aus verschiedenen Richtungen versuchen sollen heran zu kommen." Kor’win brummte noch irgendetwas, schien sich dann aber damit abzufinden. Immerhin war Leomara noch immer die Anführerin des Trupps. Sollte es ihm zu bunt werden, würden er und Kain sich eben von den anderen trennen. So schritt er zu den Booten hinüber, um seine Ausrüstung etwas zu vervollständigen. Diese Zeit nutzte Kain und ging auf die Baroness zu. Ohne sie aus den Augen zu lassen, verbeugte er sich andeutungsweise vor ihr.

„Die Gettär zum Gruße. Welch edler Glanz an ainem so tristän Tag.“ Der junge Nebachote war gespannt, wie sie reagieren würde. Würde sie ihn mit abschätzendem Blick ignorieren, so wie es viele raulsche Frauen taten, bevor sie abends laut seinen Namen in die Nacht riefen, oder würde sie ihm gleich ein Lächeln schenken?

Den jüngeren Nebachoten, Kain, begrüßte Selinde im völligen Kontrast zu ihren Worten Kor`win gegenüber mit ausgesprochener Höflichkeit. Der Mann schien doch aus weitaus feinerem Holz geschnitzt zu sein, als sein Lehrherr.

„Wie schön Euch wiederzusehen! Dann wollen wir mal sehen, was uns hier erwartet. Und habt Dank“, fuhr sie mit einem freundlichen Lächeln fort, „für Euer Kompliment!“ Sprach´s und deutete gleichfalls eine Verbeugung an, als das Gespräch jäh durch Kor`win unterbrochen wurde.

Der Geweihte verbeugte sich gegenüber der Baronesse zur Begrüßung und erwies ihr kurz die entsprechende Ehre.

Kor’win warf seinem Schützling den Köcher und den Bogen zu, und zog somit dessen Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Schläge vor, dass wir unsäre Vorgähensweise beibehalten. Marnion, seinä Gnaden und ich über Land und ihr anderän übär Wasser bis an dän Turm und dann ans Ufär. So gehen wir sichär, dass uns keine Spur verloren geht, sollte der Turms nichts bringän. Zumal“, besorgt blickte der Jäger nach oben. „Bis wir baim Turm sind, wird äs dunkel gewordän sein.“ Kor’win musterte jetzt noch mal alle, besonders Selinde, die erst hinzu kam. Allerdings hatte dieses mustern weder etwas anzügliches, noch herablassendes an sich. Vielmehr schien der Nebachote die Kampfkraft eines jeden einzuschätzen. Als er damit fertig war, war er wohl mit Leomara einer Meinung. Im Falle einer Auseinandersetzung mochten sie vielleicht doch nützlich sein.

Marnion schien es jetzt kaum noch erwarten zu können.

"Wenn Ihr damit einverstanden seit Euer Wohlgeboren Leomara, dann wollen wir uns sogleich aufmachen zum Turm hin?”

„Dann abär nicht zuvielä Boote.“ Warf Kain ein und lud mit einer Geste und einem charmanten Lächeln Selinde ein, ihm in das seinige Boot zu folgen. Bei diesem Boot handelte es sich um das größte der drei Boote und zudem war bereits die Ausrüstung der beiden nebachotischen Jäger hier verstaut. Zuvorkommend reichte Kain der Baroness die Hand, um ihr beim einsteigen behilflich zu sein.

Mürrisch beobachtete Kor’win das Ganze und wartete, dass Leomara das Zeichen zum Aufbruch gab oder weitere Vorschläge vorbrachte. Doch die Ritterin band sich gerade das Haar zu einem strengen Zopf, sodass es sie bei dem anstehenden Unterfangen nicht störte. Dem aufmerksamen Jäger entgingen dabei nicht die seltsamen ‚Flecken‘, die Leomara am Hals/Nacken besaß, doch schwieg er darüber. Er selbst hatte genug gesehen, um zu wissen, dass Äußerlichkeiten nichts über den Wert eines Menschen sagten, sondern das was er tat. So in Gedanken ging der alte Nebachote wieder die Runde durch. Er sah viele junge Kämpen. Viele, die noch nicht einmal ein Jucken in der Hose gewesen waren, als er schon seine erste Beute erlegt hatte. Doch verglich er sie auch mit sich selbst, wie er damals war. Jung, stark, unerfahren. Die Welt lag ihm zu Füßen, keine Herausforderung konnte groß genug sein um nicht von ihm bezwungen zu werden. Kor’win lächelte bei diesen Gedanken. Wahrlich, die jungen Kämpen hier erinnerten ihn wirklich an sich selbst und wie er erst noch seine Hörner abstoßen musste. Nun, sie würden ihren Weg finden, oder sterben und dann neu geboren werden.

Marnion hatte die Gelegenheit genutzt und mehr oder weniger unauffällig weitere Blicke auf die ominösen Flecken an Leomaras Hals riskiert. Er war sich nun bei weitem nicht mehr so sicher was ihren Ursprung anging. Doch würde die Zeit schon zeigen was es damit auf sich hatte.

Als Marnion bemerkte dass der Aufbruch nahte, war er in vergnüglicher Stimmung und wagte es nach einigen prüfenden Blicken in die Umgebung sogar leise ein tulamidisches Lied anzustimmen, dessen erste Strophe sich um Liebe und Kampf drehte. Er sang mit tiefer melodischer Stimme. Dann verlegte er sich aufs Pfeifen der Melodie. Unswin schaute ihn mit einem völlig verständnislosen Blick an. In den Augen des Edelknappen, hatte der Junker jetzt vollkommen den Verstand verloren. Den Nebachoten beim Sprechen zuzuhören war schon schwierig, aber ihr Gesang war ihm vollkommen unverständlich.

Selinde schüttelte ob des ihrer Meinung nach in jeder Hinsicht unpassenden Gesanges nur den Kopf. Jedes Wort wäre hier nur verschwendet. Auf die völliges Unverständnis ausdrückenden Blicke der Runde bemühte sich der Kelsensteiner sein Verhalten zu erklären. ,, Bei uns ist es Brauch, das wir wenn wir auf einen Kampf hoffen, miteinander singen, sofern es die Situation zulässt. Entweder stimmen wir bekannte Lieder an, oder wir erfinden uns gemeinsam neue. Das bringt die Menschen zusammen und versöhnt Rahja mit uns wenn wir Kor opfern.”

Kor’win klopfte ihm auf die Schulter und stimmte in das Lied ein. Wenn sie von hier aus den Turm erblicken konnten, dann hatten die dortige Besatzung sie längst gesehen. Es wunderte den alten Nebachoten nur, dass am Turm noch alles ruhig blieb. Was hatte das zu bedeuten? Wieder ging ein fragender Blick an Leomara. Gab es noch etwas zu besprechen, oder würde nun endlich die Jagd weitergehen? Diese war jedoch mit irritiertem Blick noch immer dabei Marnion zu mustern, scheinbar unschlüssig, ob sie diesen nun auslachen sollte, oder ignorieren.

Alexis bemerkte diesen Blick und sprach seine Frage etwas ‚förmlich’ in die Runde. „Werte Damen und Herren, gibt es noch etwas zu besprechen oder finden wir nun heraus, was hier vor sich geht?“

Leomara hatte gerade Arn zu sich in die Nussschale beordert, damit er ruderte derweil sie und der Edelknappe das Ufer im Auge behalten konnten. Sie war dabei die Bogensehne einzuhängen und den Köcher bereit zu legen, als der Geweihte die Frage stellte.

"Nein, keine weiteren Einwände meinerseits. Was das Gebaren auf dem Fluss angeht stimmt ich den Jägern zu, Vorsicht ist geboten, und wir müssen nicht das Tier auf uns aufmerksam machen, solange es vielleicht noch an Land ruht, doch ich habe nur nicht vor mich anzuschleichen wie ein Dieb. Wir sind ehrenhafte Streiter und als solche werde ich mich auch vor dem Turm bemerkbar machen. Ich kann wenn wir angelandet sind gerne voraus gehen, derweil ihr die Umgebung sichert."

Kor’win nickte auch bei diesen Worten. Eigentlich hätte er diesen Einwand schon von den beiden Zornesrittern erwartet. Er hatte damit keine Einwände. Warum sollten sie sich auch anschleichen. Entweder wurden sie bereits beobachtet oder nicht. Doch einfach anzuschleichen wie ein dreckiger Ferkina, das kam nicht einmal ihm in den Sinn. „Sie müssän uns sowieso schon gesähen haben. Wieso also verstäcken.“ Ein Seitenblick auf die Kettenhemden der Ritter machte deutlich, dass so etwas sowieso nicht möglich sei.

„Dem schließe ich mich gerne an Schwester. So werden wir es machen“, bestätigte Alexis. Nach den Worten von Alexis und Leomara hatte sich Unswin mit noch immer bereitem Bogen neben die Ritterin ins Boot gesellt. Wieder plagten ihn sorgenvolle Gedanken als er sich erneut ihre unzureichende Rüstung besah. Sollte irgendetwas schief laufen, würde sie sicherlich seinen Schutz brauchen. Doch hier weiter zu reden würde ihnen keine neuen Erkenntnisse mehr bringen. „Dann lasst uns endlich aufbrechen. Was immer uns in diesem Turm erwartet, wir werden bereit sein. Möge Rondra über uns wachen.“



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Texte der Hauptreihe:
30. Ing 1032 BF zur abendlichen Phexstunde
Wiedervereint durch die Nacht
Die Spur wird heißer


Kapitel 26

Einsame Wacht
Autor: Alex N.,Eslam, Hermann K.,Nicole R., Marcus F., Robert O.