Geschichten:Rot und Schwarz 7 - Erfolgreiche Lektion

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Malepartus wartete bis die Kutsche außer Sicht war. Seine Frau machte einen Besuch im Innocensier Kloster Marmonte. Diese gesteigerte Frömmigkeit seit seiner Rückkehr begann ihn zu nerven. Tischgebete, Abendgebete, Morgengebete, Feueranzündgebete, Gebete bei jeder erdenklichen Mahlzeit und zuweilen auch schon bei einem Becher Wein. Überzogene Frömmelei war nicht das seine, und bisher auch nicht das seiner Frau. Irgendetwas stimmte nicht. Seine Schwester die Vögtin weilte in der Stadt, so waren die einzigen Beiden die es wagten ihm zu widersprechen aus der Burg.

Zeit sich einmal wieder ohne Einwendungen Dritter der Erziehung seines jüngsten Sohnes zu widmen. Sein ältester Spross Malebor hatte sich am Hofe des Gallsteiners als Page ganz gut geschlagen. Und auch seine Tochter an der Akademie zu Punin legte einen kaltblütigen Ehrgeiz an den Tag, ganz dem Wesen der Helburger entsprechend. Nur um seinen Jüngsten machte er sich Sorgen. Durch seinen unfreiwillig verlängerten Aufenthalt im Wall hatte er die Geburt und die ersten beiden Jahre seines Kindes verpasst. Und wie es kam hatte seine Gemahlin das Kind ziemlich verhätschelt. Wo sie sonst Strenge walten lies, hatte der Knabe jede Narrenfreiheit. Es erinnerte ihn an seinen jüngsten Bruder Martus-Melcher, dass war der gleiche Fall. Und was war aus diesem geworden, ein Weichei, dem man erst mit harten Lektionen seinen Weg gezeigt hatte. Das sollte keinem seiner Kinder wiederfahren.

Ungestüm betrat er die Kammer seiner Kinder, ein Zimmer was seinem Jüngsten nun Großteils alleine zur Verfügung stand. Während Malebor noch ab und an zu Besuch weilte, so war seine Schwester nicht mehr in Höllenwall gewesen, seid sie dank Oldebors Hilfe nach Punin gekommen war. Der Diener erschrak und sprang von dem Hocker auf, auf dem er offensichtlich gedöst hatte. Auf dem Boden lag neuerdings ein dicker Teppich, noch so eine Verweichlichung seines Sohnes. Lieblos in eine Ecke geworfen waren die geschnitzten Ritter- und Soldatenfiguren, zum Teil noch aus seiner eigenen Kinderzeit, die Neueren teuer in Gareth erworben. Auch Holzschwert und Schild zum üben lagen achtlos herum. Wut keimte in Malepartus auf, dann erblickte er seinen Sohn. Dieser lümmelte sich auf dem Bett seiner Schwester in eine Decke gehüllt und spielte mit einem halben Dutzend dieser räudigen nebachotischen Krüppelhasen.

„Maleparto, was in aller Götter Namen treibst du da?“, der Junge erschrak und verwand unter die Decke, die Karnickel hoppelten orientierungslos umher ‚ der Diener wurde totenbleich und versuchte sich hinter dem Doppelbett der Jungs zu verstecken.

„Du da, du lausiger Gesell, hohl einen Korb aber zackig!“, der Höllenwaller brüllte vor Zorn und gab dem Diener noch einen Tritt mit. Sohn und Häschen flüchteten ihn die hintersten Ecken. Nur wenige Augenblicke später war der Diener wieder da mit einem Weidenkorb, der sogar einen Deckel hatte.

„Einsammeln!“ herrschte der Höllewaller den Dienstboten an und deutete auf die Karnickel. „Und du zieh dir dein Wams an, es geht raus an die frische Luft.“. Mit Tränen in den Augen befolgte sein Sohn die Anweisungen, wäre Ondinai anwesend hätte er nun lautstark nach seiner Mutter gebrüllt.

„Ich hab sie alle.“, kriecherisch präsentierte der Diener den Korb, sechs von diesen Kurzohrhasen hockte darin. „Mitkommen, nun zeig ich dir mein Sohn für was solcherlei Hasen zu gebrauchen sind, wenn sie weder für Braten noch Suppe taugen.“, dabei packte der Höllenwaller seinen Sohn an der Hand und zog ihn mit. Es ging hinaus aus der alten Burg bis zum neuen Vorwerk, diesem hässlichen Schanzenartigen Festungsbau am Festland, dort wo sich auch die Zwinger der Bluthunde befanden.

Kaum das sich der Höllenwaller näherte begrüßte ihn freudiges Gekläffe, diese monströsen Biester spürten das es was zu tun gab. Die Angst stand im Gesicht seines Sohnes, starr taumelte er den Baron hinterher. „Das sind die wahren Freunde, welche dich in der Jagd auf Tier oder Mensch begleiten“, dabei tätschelte er die massigen Köpfe von Cella und Bardo, seinem besten Zuchtpaar, als er sie aus dem Käfig holte. „Habt acht meine Schätzchen, ich hab euch etwas mitgebracht.“, und lies die monströsen Hunde am Korb schnuppern. Aufgeregt fingen die beiden Köter mit ihren blutunterlaufenen Augen an zu sabbern.

„Platz“, sofort dem Kommando folgend setzten sich die beiden Hunde. Der Diener hielt den Jungen gepackt, da dieser zum Korb wollte. Malepartus holte eines der Karnickel heraus und wandte sich zu seinem Sohn: „Und nun wirst du Zeuge von der Effizienz gut abgerichteter Kampfhunde! CELLA FASS!“ Er warf das Karnickel einige Schritt weit auf den Boden, der Bluthund rannte sofort los, schnappte es sich und zerriss es. Blut, Sabber und Fellreste tropften aus dem Maul von Cella zu Boden, als sie zum Höllenwaller zurückkehrte. „Gut gemacht, brave Cella!“, lobte Malepartus. Dann wurde sein Gesicht hart, drehte sich zu Maleparto und reichte diesem ein Karnickel: „Und nun DU!“. Sein Sohn starrte ihn weinend an und schüttelte den Kopf.

„Wirf, sag ich.“, herrschte ihn Malepartus zornig an, doch sein Sohn kauerte sich heulend auf den Boden und verbarg das Gesicht in seinen Armen. Der Diener schaute betroffen weg.

„Ganz wie du meinst.“, die Stimme des Höllenwaller wurde eisig wie die Niederhöllen. „Ein einziges hättest du werfen müssen, dann wäre der Rest dir verblieben, aber so….BARDO FASS“.

Ein nebachotisches Kurzohr nach dem anderen warf der Höllenwaller abwechselnd den beiden Biestern zum Fang vor. Bardo erwies sich dabei besonders agil und erwischt zwei der Karnickel sogar noch im Flug. Keines überlebte.

Zufrieden lobte Malepartus erneut seine beiden Lieblingshunde und führte sie zurück in den Käfig, dann wandte er sich an den Diener: „Schaff ihn mir aus den Augen, er verbleibt den Rest des Tages in seiner Kammer und bekommt auch nichts mehr zu essen. Und mach hier sauber.“, mit großen Schritten entfernte sich der Höllenwaller.

Der Diener half dem Kleinen auf die Beine und wischte diesem mit einem Tuch das Gesicht sauber. Als sie sich zum gehen wandten schaute Maleparto noch einmal zurück und den Käfig an in dem Bardo und Cella friedlich saßen und ihn abschätzig mit ihren blutunterlaufenen Augen musterten.

Hätte der Diener in diesem Augenblick sein Gesicht gesehen, er wäre zutiefst erschrocken. Die Augen funkelten vor Zorn und die Mimik strahlte vor Hass.