Geschichten:Ymra und Fatas - Fügung II
Baronie und Burg Gluckenhang, Anfang Travia 1037 BF
In der Nacht hatte sie die Burg verlassen, beinahe schon heraus geschlichen hatte sie sich. Denn trotz ihrer Müdigkeit und Zerstreutheit war ihr nicht entgangen, dass man über sie redete, auch ihre Schwester.
Jetzt stand sie am Ufer des Darpat fast direkt unter dem Fenster aus dem sie heute Morgen auf Wasserburg geblickt hatte. Unschlüssig betrachtete sie die kleine Wellen schlagende Wasseroberfläche. Was tat sie hier eigentlich? Hatte sie die Vernunft nun gänzlich verlassen? Früher hatte sie nie zu solchen Handlungen geneigt. Doch hatte sich nicht auch ihr Traum um den Baron von Haselhain in traurige Wirklichkeit verkehrt? Konnte dies hier auch so sein? Sie würde es nie heraus finden wenn sie es nicht einfach wagte. Langsam beugte sie sich in die Knie und berührte zaghaft das Wasser mit ihrer Rechten. Es war ungewöhnlich warm für diese Jahreszeit und ein kribbeln durchlief ihren Körper und ließ sie schaudern.
Ruhig betrachtete sie ihr durch die Wellen verzerrtes Spiegelbild, eine größere Welle schwappte darüber hinweg, verzerrte es vollständig, doch in dem sich beruhigenden Ebenbild erkannte sie kurz die Löwin aus ihrem Traum. Sie erschrak, zog sich kurz vom Wasser zurück nur um sich ihm wieder zu nähern und ihr gewohntes Spiegelbild zu betrachten. „Gewohnt?“, dachte sie, die Frau da sah kaum noch nach ihr aus. Sie wirkte müde und ausgezehrt, eine Frau die nicht fand was sie suchte. Das musste enden. Und wenn sie dafür auf den Grund des Darpat tauchen musste nur um sich vor Augen zu führen, dass dort nichts war. Beschämt schaute sie sich um, niemand war zu sehen hier unten. Also entkleidete sie sich und watete in das Naß um mit einem kräftigen Satz in den Fluß einzutauchen.