Geschichten:Streben nach Höherem - Kriegsrat

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Version vom 28. September 2007, 22:55 Uhr von Schwingenfels (D | B)
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Kriegsrat! – (Dennis A.)

Festung Feidewald, Ingerimm 1029 BF

„Ich denke, das wäre dann alles!“ sprach Graf Geismar in einem Ton, der eigentlich keinen Widerspruch duldete.

Dennoch erhoben sich Ludorand von Schwingenfels, Borstefred von Katterquell sowie Adalbert von Hirschenrode. Der Graf blickte zornig auf, als der gräfliche Zeugmeister Ludorand das Wort ergriff: „Nun, wie uns zu Ohren gekommen ist, habt Ihr Treumunde von Eychgras zur Baronin von Bärenau ernannt.“ Graf Geismar gefiel der Ton des Schwingenfelsers nicht. „Ich wüsste nicht, was Euch das angeht!“ fuhr er Ludorand an.

Ludorand, welcher sich sichtlich unwohl fühlte, versuchte in ruhigem Ton fortzufahren: „Euer Hochwohlgeboren, Eure Entscheidungen sind Eure Entscheidungen. Niemand hier wird Euch widersprechen…“ „Dann können wir das Gespräch ja hier beenden!“ fuhr der Graf dazwischen und wandte sich zum Gehen. „Dennoch möchten wir als Vertreter der altehrwürdigen Familien Hartsteens darauf hinweisen, dass es sich bei den Junkern von Eychgras um ein doch recht junges Haus handelt. Außerdem erscheint es uns so, dass dieser Titel auf keiner Grundlage beruht. Seht der alte Gerwulf von Bärenau beruft sich darauf, dass er schließlich einmal Baron von Bärenau war und seine Familie den Baronstitel schon lange inne hatte. Die Eychgräser hingegen…“ Weiter kam Ludorand mit seiner Rede nicht. Wutschnaubend fuhr ihn der Graf an: „ Wollt Ihr, dass ich diesen Answinisten zum Baron erhebe und diesen lächerlichen Anspruch billige?“

Ludorand zuckte ob der harten Worte zusammen. Mittlerweile hatte er feststellen müssen, dass sich das Gespräch in eine ganz andere Richtung entwickelte, als er erhofft hatte. Schon etwas unsicherer erwiderte er: „Nein, Euer Hochwohlgeboren. Ich bitte Euer Hochwohlgeboren jedoch zu bedenken, dass Hartsteen weitaus ehrwürdigere und traditionsreichere Familien zu bieten hat als die Familie Eychgras.“

Mittlerweile hatte sich auf Graf Geismars Stirn eine dicke Zornesfalte gebildet. Wutentbrannt packte er seinen leeren Weinpokal und schmiss ihn in Richtung des Schwingenfelsers. „Ich bin der Graf! Ihr habt meine Entscheidungen nicht anzuzweifeln. Ehrwürdig? Traditionsreich? Wer soll das sein? Ihr, Schwingenfelser? Lasst Euch dies gesagt sein: Solltet Ihr noch einmal mit solchen Worten an mich treten, werde ich dafür sorgen, dass Ihr am höchsten Baume Hartsteens baumeln werdet! Und jetzt: Hinaus mit Euch! Sofort!“ Wie geprügelte Hunde zogen die Hartsteener Edlen ab.

Graf Geismar kochte immer noch vor Wut. „ Wie können sie es wagen? Ich sollte sie direkt hängen lassen!“ Werdomar von Quintian-Quandt, des Grafen Vetter, welcher ebenfalls an der Besprechung teilgenommen hatte und so Zeuge des Gesprächs geworden war, erhob vorsichtig das Wort an den Grafen: „Es ist ein offener Affront gegen Euch!“ Geismar schaute Werdomar an: „Ihr meint, dass ich dagegen vorgehen soll!“ „Nein, da diese Edlen recht haben.“ „Was?“ fragte Geismar mehr verblüfft als verärgert. Seine Wut war fast verraucht. Werdomar fuhr in ruhigem Ton fort: „Nun, mit der Erhebung der Eychgraserin zur Baronin habt Ihr richtig gehandelt. Sie bringt Gold in Eure Schatztruhen und sie bringt Soldaten, welche wir dringend benötigen. Ohne jeden Zweifel. Aber die Hartsteener sind traditionsbewusst. Viele dieser Ritterfamilien sind von altem Adel. Allein der Schwingenfelser kann auf eine achthundertjährige Familiengeschichte zurückblicken. Wenn man ihm jetzt eine junge Adelsfamilie vorsetzt, dann begehrt er auf.“ „Was ratet Ihr mir?“ „Haltet ein Auge auf Euren Zeugmeister und sorgt dafür, dass er alsbald wieder seinen Aufgaben nachkommt!“

Burg Orbetreu, eine Woche später

„Du hast was?“ sprach Hadrumir entsetzt. Ludorand, sein Vetter, wiederholte das eben Gesagte noch einmal: „Ich habe gegenüber Graf Geismar deutlich gemacht, was die ehrwürdigen Familien von dieser Ernennung halten.“ „Bei allen Göttern, Hesinde muss dir den Verstand geraubt haben!“ entfuhr es Hadrumir. „Das ist Verrat!“ „Verrat liegt immer im Auge des Betrachters.“ Hadrumir schüttelte nur den Kopf. Er ging zu einem Schrank an der Seite und holte sich noch von dem Balihoer Bärentod, welchen er auf der Warenschau zu Angbar erworben hatte. „Dir ist schon klar, dass du dich damit beim Grafen sehr unbeliebt gemacht hast?“ fragte er. „Ja, das weiss ich. Aber irgendeiner musste doch etwas unternehmen. Ich war ja auch nur der Sprecher.“ Hadrumir hätte sich beinahe am Bärentod verschluckt. „Nur der Sprecher? Der Katterqueller tut sowieso das, was man ihm sagt. Und der Hirschenroder? Ach, reden wir nicht drüber.“

Ludorand hielt es für unangebracht, das Hadrumir sich über ihn echauffierte. „Was hast du gegen mein Vorgehen einzuwenden?“ „Überlege doch einmal. Die Eychgraser kommen nach Bärenau. Na und? Sage ich. Sie werden sich dort die Zähne ausbeißen. Vor allem, da die Baronie von den verschiedensten Parteien besetzt wird. Sollen sie doch Graf Geismar den Rücken im Westen sichern. Am Ende sind sie ausgeblutet wie ein Schwein beim Schlachter und dann wird es ein Leichtes sie zu zerquetschen.“ „Von dieser Warte habe ich das Ganze noch gar nicht gesehen.“ „Nun, dann lass die Angelegenheit doch erst mal laufen. Und dann solltest du handeln!“

Noch lange dauerte die Besprechung der beiden Vettern. Als Ludorand schließlich Hadrumir Arbeitszimmer verließ, nahm dieser einen tiefen Schluck vom Balihoer Bärentod. „Vetter, wenn du so weitermachst, brauche ich gar nichts zu tun. Du wirst dich selbst zu Grunde richten.“ sprach Hadrumir zu sich selbst.

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