Geschichten:Zug um Zug
ksl. Raulsmark, 07 Efferd 1037BF.
Sinnierend betrachte der Burggraf mit seinen brauen Augen die roten und weißen Kamele vor ihm auf dem Spielbrett. Doch seine Gedanken mochten sich nicht so recht auf die richtige Strategie festlegen, was seine Gegnerin schamlos ausnutze. Ja den Frauen war es nun mal zu Eigen einer Tätigkeit nachzugehen und sich nebenbei ausführlich zu unterhalten, und seine Tochter beherrschte diese Kunst einwandfrei.
Über die Kamele und Karawanen hinweg betrachtete er Ondiani, die zwei Wochen die sie bereits wieder bei ihrer Familie zu Gareth weilte, hatten ihr sichtlich gutgetan. Die letzten Jahre waren nicht gerade einfach für sie gewesen. Ums stolzer machte es ihn immer wieder, wenn er sah was aus dem einst eigensinnigen und verwöhnten Mädchen geworden war. Es war spät, alle anderen Familienmitglieder waren bereits zu Bett gegangen. Auch der kleine Maleparto, der seinem Vater den Zwölfen sei Dank im Charakter überhaupt nicht ähnlich war.
Seine Tochter war mit einem heiklen Anliegen gekommen, dass sie ihm im Laufe der letzten Tage Häppchenweise nahegebracht hatte. Er hatte es amüsiert beobachtet, wie sie ihn katzengleich umgarnte, um ihn dabei Stück für Stück auf ihre Fährte brachte.
Und es fiel ihr diesmal selber schwer, dass Wohl ihres jüngsten Sohnes hatte sie aber veranlasst, gegen den Willen ihres Mannes zu agieren. Und wieder einmal lag es in seinen Händen, einem seiner Enkelkinder seinem vorbestimmten Schicksal eine unerwartete Wendung zu geben. Es hatte ihn damals sehr erheitert, es der kleinen Morgai zu ermöglichen an der Akademie von Punin aufgenommen zu werden. Dem schwarzmagischen Zweig der Helburg war dadurch der Zahn gezogen wurden. Da der kleine Maleparto jedoch bar jeglicher magischer Begabung war, und sein Vater niemals den klerikalen Werdegang zustimmen würde, galt es eine Option zu eröffnen, welche es ihm ermöglichen würde auch außerhalb von Höllenwall sein eigenes Schicksal zu finden.
Und um nichts Weiteres hatte ihn seine Tochter gebeten, um nichts Weiteres als um ein kleines Lehen in der Raulsmark für Maleparto.
Und in Anbetracht der jüngsten Taten seines Schwiegersohnes fand er es durchaus gerechtfertigt, ihm ein Schnippchen zu schlagen. Weit ab von Höllenwall, hier bei Gareth könnte Maleparto zu einem wahrhaften Ritter ausgebildet werden, dem auch die hesindianischen Gaben naheberacht würden. Er betrachtete es wie die Veredelung eines Baumes, aus dem Ableger könnte eine neuer prächtiger Zweig werden, befreit von dem faulen Stamm seiner väterlichen Herkunft. Ihn reute der Gedanke, ganz so schlecht war der Höllenwaller nun auch nicht, er erinnert sich wie dieser einst bei einer Kutschfahrt das Leben zweier seiner Enkel seines Ältesten gerettet hatte. Es gab durchaus etwas Ritterliches in dieser finsteren Söldnerseele.
Aber Maleparto hier bei Gareth aufzuziehen und auszubilden, ihm rohalsche Weltsicht beizubringen erfüllte ihn mit einer zuversichtlichen Freude, es war auch als würde ein Stück seiner Tochter zu ihm zurückkehren. Schließlich hatte er zugestimmt, und dann stellt sich die Frage natürlich um welches Lehen es sich handeln sollte. Ihm schwebte ein Junkertum zu Rohalsweil vor, Ondiani dachte jedoch in größeren und autarkeren Maßstäben, Alfenmohn war ihr deutlich genehmer. Und genau darum spielten sie.
Spielten! Ah ja, er kehrte mit seinen Gedanken zurück zu seinen Kamelen. Er war am Zug und innerlich freute es ihn, in zwei Zügen hatte er seine Karawane im Ziel und würde gewinnen. Mit einem zufriedenen Lächeln setzte er sein weißes Kamel.
„Mein liebes Kind, ich will nicht viele Worte machen, aber…..“, er blickte Ondiani ins Gesicht und sein Lächeln fiel in sich zusammen, er kannte diesen Ausdruck in ihren Augen. Purer Triumph. Er starrte zurück auf das Brett, ja er würde mit seiner Karawane schneller sein und gewinnen, außer…….außer…….nein das würde sie nicht wagen. Und schon raubte sie ihm mit ihrem nächsten Zug seine Karawane:“…………verloren.“