Geschichten:Sommer auf Rosskuppe - Auf Leben und Tod

Mitte Ingerimm 1033 BF

Dramatis Personae

Ardo von Keilholtz ä.H., Baron von Kressenburg
Urion von Reiffenberg, Rittmeister der Mark
Rondrian von Reiffenberg, Rondra-Geweihter, Urions Bruder

Urion konnte unterdessen sehen, wie Rondrian bereits mit dem gezogenen Anderthalbhänder in die Scheune stürmte. Lautes Gebrüll zeigte, dass dort mehrere Gegner auf sie warteten.

Der Schmerz in seinem Schwertarm lies langsam nach und Urion zog Leuentreu aus seiner Scheide und warf seinen Schild weg. Er würde beide Hände brauchen, um seine Behinderung auszugleichen. Er sprang aus dem Sattel und näherte sich rasch der halb geöffneten Tür.

Urion sprang mit einem Satz ins Halbdunkel der Scheune und rollte sich hinter einen Strohballen. Aus den Augenwinkeln konnte er im dämmrigen Zwielicht seinen Bruder erkennen, der sich zweier Orks zu erwehren hatte. „Mach du oben klar“, lautetet der kurze Befehl seines Bruders.

Wie ein Blitz schlug seitlich neben den Strohballen ein Pfeil ein. Der Schütze musste sich auf dem Dachboden befinden, der nur die Hälfte der Grundfläche überspannte und über eine Leiter zu erreichen war. Schon verfluchte Urion die Tatsache, dass sein Gegner dort oben in der besseren Position war und er seinen Schild so voreilig aufgegeben hatte. Aber was half es. Der Gedanke an seinen verletzten Rappen machte ihn zornig und lies ihn alle Vorsicht vergessen. Mit einem Brüllen stürmte er zur Leiter und begann den Aufstieg. Ein Pfeil streifte seitlich seine Kettenhaube und hinterlies eine blutige Schramme auf seiner Wange.

Der Schwarzpelz brüllte vor Zorn ob des wirkungslosen Treffers und zog im Laufen einen Arbach sowie eine langen Dolch. Der Ork wusste, dass er diese Glatthaut nicht auf den Boden kommen lassen durfte und wollte die erhöhte Position nutzen, ihn seinem Blutgott zu opfern. Die Glatthaut war schwer gerüstet und hatte jetzt bereits den oberen Teil der Stiege erreicht. Er musste sich beeilen. Gerade als der Krieger die letzten Stufen erreichte, war der Ork zur Stelle und schlug mit seinem Säbel zu.

Urion behielt den anstürmenden Ork im Auge und stieg weiter auf. Er ahnte, dass er es nicht mehr ganz schaffen würde und bereitete sich auf den Angriff vor. Wie ein Hammer traf ihn die Wucht des Schlages den er mit seiner Klinge ablenkte. Aber Schon setzte der Orks mit dem Langdolch nach und traf Urion am Schildarm. Die Dolchspitze durchdrang das Kettengeflecht und drang in das Muskelfleisch ein. Urion stöhnte vor Schmerz auf. Er musste jetzt auf den Dachboden kommen, oder er würde den Kampf nicht überstehen. Wieder holte der Schwarzpelz mit seinem Säbel zu einem wuchtigen Schlag nach unten aus. Reaktionsschnell stieß sich Urion von der Leitersprosse ab und rammte dem Ork seinen behelmten Kopf in den Bauch. Durch den Stoß aus dem Gleichgewicht gebracht strauchelte der Säbelkämpfer nach hinten und konnte seinen Schlag nicht mehr platzieren. Urion zog sich auf den Dachboden und richtete sich auf, während der Ork auch wieder auf die Beine kam. Sein Schildarm schmerzte stark. Eine aufkommende Taubheit verriet ihm, dass er ihn nicht mehr gebrauchen konnte, doch hatte er den Dachboden lebend erreicht.

Sein Gegner war wieder auf die Beine gekommen und griff sofort wieder an. Urion riss „Leuentreu“ rechtzeitig hoch, parierte damit den wuchtigen Säbelhieb und wich dem nachfolgenden Dolchstoß mit einem Sprung zur Seite aus. Aus der Bewegung heraus gelang es ihm lediglich einen simplen Schwertstoß nach vorne zu führen, den der Ork mit dem Säbel zur Seite lenkte. Der Rittmeister erkannte, dass der Schwarzpelz ein geübter Fechter war und dass er ihn in dieser Lage nur mittels einer List besiegen konnte. Der Ork schlug nun zwei schnelle schwere Hiebe mit dem Säbel. Urion täuschte vor diese nur in allerhöchster Not parieren zu können und nahm eine weitere Schnittwunde in Kauf, die ihm der Ork mit dem Langdolch am Schildarm zufügte.

Urion hatte die Bewegungsabläufe bei den vorangegangenen Angriffen genau studiert und war sich jetzt sicher einen Schwachpunkt erkannt zu haben. Der Schwarzpelz hielt während er den Säbel zu einem seiner wuchtigen Schläge hob den Langdolch zwar schützend vor sich, aber kurz bevor er den Säbel nieder fahren ließ, senkte er den Dolch ein Stück zu weit ab und vernachlässigte dadurch seine Deckung.

Der Rittmeister verlagerte sein Körpergewicht nur unmerklich und ließ es dabei so aussehen, als würden Verwundung und Erschöpfung ihn einknicken lassen. Mit einem triumphalen Gebrüll stürzte der Schwarzpelz mit erhobenem Säbel vor und setzte zum tödlichen Streich an. Mit einem leisen Zischen Durchschnitt die Klinge die Luft. Urion riss sein Schwert vor und sprang dem Ork entgegen. Die Schwertspitze fand ihren Weg durch die Deckung. Tief drang die Spitze der magisch gehärteten Klinge in den Brustkorb des Schwarzpelzes. Die Wucht des Stoßes brach zwei Rippenbögen, drang dem Gegner durchs Herz und aus dem Rücken wieder heraus.

Für Sekunden stand Ungläubigkeit in den Augen des Orken. Dann brach der Blick und er taumelte sterbend rückwärts. Urion riss die Klinge wieder aus dem fallenden Torso und trat schwer atmend einen Schritt zurück.

Brutal riss ihn die Taubheit und der Schmerz in die Wirklichkeit zurück. Sein Schildarm hing schlaff herab und er blutete mäßig aus den beiden Wunden am Arm.

Er trat dem Schwarzpelz die Klingen aus den Händen und überzeugte sich schnell vom Tod seines Gegners. Mit einem schnellen Rundumblick versicherte sich der Rittmeister, dass hier oben die Lage geklärt war und trat dann schweren Schrittes zur Leiter.

Hinter der Scheune hatte sich der Schwarzpelz inzwischen wieder aufgerappelt und spuckte Ardo Dreck entgegen. Der glühenden Kampfeslust in den Augen des Orks setzte der Baron kalte Wut entgegen. Mühelos parierte er den Säbel und setzte sofort mit einem schweren Schlag seines Anderthalbhänders nach. Doch der Schwarzpelz hatte keine Mühe damit Ardos Angriff abzufangen. Der Keilholtzer brauchte mehrere Schläge, bis er die Verteigigung des Orks das erste Mal durchbrechen konnte. Mit Genugtuung spürte er wie sich der Stahl seines Schwertes in den ungeschützen linken Oberschenkel des Gegners bohrte. Der reagierte mit einem wütenden Ausfall, brachte sich damit jedoch selbst aus dem Gleichgewicht, stolperte an Ardo vorbei und gab dem märkischen Edlen die Möglichkeit einen schweren Treffer im Rücken des Orks zu landen.

Bevor er jedoch nachsetzen konnte, sah er aus dem Augenwinkel einen weiteren Schwarzpelz über den Hof auf sich zustürmen. Ardo musste all sein Geschick aufwenden um die mörderisch geschwungene Axt abzuwehren, die ihm wohl sonst einen raschen Tod bereitet hätte, und musste schnell erkennen, dass der Ork ihm an schierer Muskelkraft überlegen war. Er wich entlang der Bretterwand zurück um zu vermeiden, dass ihm der bereits verwundete Gegner in den Rücken fiel, allerdings konnte Ardo diesen in diesem Moment gar nicht mehr sehen. Während er sich kontrolliert zurückdrängen ließ beobachtete der Baron die Bewegungen seines neuen Kontrahenten und ging schließlich mit einer gezielten Attacke zum Gegenangriff über. Wieder erwischte er den Schwarpelz am Bein, doch schien der davon wenig beeindruckt zu sein. Im Gegenteil wurden die Angriffe noch um Einiges wütender und schließlich brachte Ardo das Schwert einmal nicht schnell genug zur Verteidigung nach oben und erhielt einen Treffer am Schildarm. Glücklicherweise hatte das Kettenhemd etwas von der Wucht abgefangen, trotzdem spürte er dort wo eine Reihe von Kettengliedern gesprengt worden waren das Blut den Arm hinunterlaufen.

Ardo erkannte, dass er den Kampf schnell beenden musste, wenn er dem kräftigen Ork nicht unterliegen wollte, und verlegte sich ebenso auf wuchtige Schläge wie sein Gegner. Noch zweimal steckte Ardo Treffer ein, am rechten Bein und an der Brust, bis er den Schwarzpelz schließlich mit einem schwungenvollen Aufwärtshieb in der Seite erwischen konnte. Er hörte Knochen knirschen und Rippen brechen, doch war der Ork weit davon entfernt nun um Gnade zu winseln. Wütend brüllte er den Baron an, dass der Geifer nur so spritzte. Ardo ließ sich indes nicht beeindrucken und setzte einen Treffer am Knie des noch unverletzten rechten Beines. Der Schwarzpelz nahm den Kampf wieder auf, doch hatte Ardo keine Mühe mehr den nun unbeholfener vorgetragenen Angriffen auszuweichen. Stattdessen hieb er mit seinem Schwert erneut in das bereits verletzte linke Bein, brachte den Ork damit zu Fall und rammte ihm den Anderthalbhänder mit aller Macht von oben durch die Brust. Einen Moment zappelte der Gegner noch und versuchte gar seine schwere Axt noch einmal zu heben, doch dann versiegte röchelnd sein stinkender Atem.

Mühevoll stemmte Ardo sich gegen die Leiche und befreite sein Schwert. Von seinem ersten Gegner war weit und breit nichts zu sehen, doch aus der Scheune, wo sich die beiden Reiffenberger befinden mussten erklang noch immer Gebrüll und Waffenlärm. Ardo rannte so schnell es seine Verletzung erlaubte zurück in den Hof und stieß die halboffene Scheunentür vollends auf.

Im Halbschatten des Inneren erkannte er die Brüder im Kampf mit je einem Ork, Urion oben auf dem Dachboden, Rondrian darunter. Ein dritter Ork hatte sich offensichtlich vom Kampf gelöst, sprang nun im Schutze eines großen Strohballens hinter dem Geweihten hervor und holte zum tödlichen Schlag aus. Mit einem Aufschrei warf sich Ardo nach vorn und hieb dem Schwarzpelz auf den ungeschützen Schwertarm. Aufkreischen ließ dieser den Säbel fallen und versuchte mit einem Sprung instinktiv zurück in die Deckung der Strohballen zu gelangen. Ardo schaffte es noch ihm einen Schwertschlag mitzugeben und der Ork blieb wo er landete reglos liegen.

Rondrian hatte sich bereits eines Gegners entledigt, dabei aber mehrere Treffer hinnehmen müssen. Der zweite Schwarzpelz war ein verschlagener und hinterhältiger Kämpfer. Einmal war es ihm gelungen Rondrian Sand in die Augen zu schleudern, was den Geweihten einige Zeit lang in die Defensive gezwungen hatte. Aber er war auch ein guter Fechter und Rondrian musste sein ganzes Können aufbieten, um ihn zweimal zu verwunden. Einen tödliche Streich war ihm indes noch nicht vergönnt, denn der Schwarzpelz bewegte sich mit außerordentlicher Gewandtheit. Der Geweihte der Kriegsgöttin lenkte seine ganze Konzentration in dieses Duell.

Er bemerkte deshalb auch nicht den Schwarzpelz, der sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte und nur im letzten Augenblick vom Baron von Kressenburg niedergemacht wurde. Aber er nutzte die Schrecksekunde die seinen Gegner erfasste und schlug diesem mit einem wuchtigen von der Seite geführten Aufwärtsschlag den halben Kopf ab. Eine breiige Masse aus Hirn und Schädelsplittern wurde an die Wand geschleudert. Der Ork brach auf der Stelle in sich zusammen.

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