Geschichten:Zwei Häuser, eine Familie - Erste Absprachen

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Erste Absprachen

Auf der Kressenburg

Während des Erzählens hatten sich die Speisen auf dem Tisch indes deutlich gelichtet und die Kerzen zeigten an, dass ein gutes Stück Zeit vergangen war. In die eingetretene Stille hinein, warf der Vogt einen letzten abgenagten Knochen auf seinen Teller und erhob sich.

„Ich bitte es nicht als Unhöflichkeit aufzufassen, aber ich denke ich werde mich nun zurückziehen. Es wartet noch Arbeit auf mich, die nicht warten kann und sich nicht von selbst erledigt.“

„Wir wollen Euch keineswegs von den Geschäften abhalten.“, beeilte sich Greifwin zu versichern. „Sagt, hättet Ihr trotzdem die Güte meiner Schwester ihre Räumlichkeiten zu zeigen. Ich würde mich gerne noch ein wenig unter vier Augen mit Ardo unterhalten.“

„Du wirfst mich raus?“ Bevor Phexian hatte reagieren können war Ifirnia wütend aufgesprungen und funkelte ihren Bruder böse an. „Du magst jetzt Baron sein, aber deswegen kannst du noch lange nicht so mit mir umspringen! Immerhin hast du mich doch bloß mit hierher geschleppt, weil ich deine Stellvertreterin bin, warum soll ich bei euren Geschäften also nicht zuhören?“

Greifwins Blick und seine Stimme wurden um einiges kälter. „Ich habe dich vorhin schon darauf hingewiesen, dass ich es nicht sonderlich schätze, wenn du mir in diesem Ton widersprichst. Das hier ist nicht mehr geschäftlich und wenn ich es für notwendig halte, werde ich dich eventuell später über den Inhalt des Gesprächs informieren.“

Ifirnias Nasenflügel bebten während sich ihre Brust vor zurückgehaltener Wut heftig hob und senkte. In das unangenehme Schweigen hinein räusperte sich Ardo und versuchte im aufgeräumten Ton die Lage zu entschärfen.

„Edle Dame, so es Euer Wunsch ist, könnt Ihr natürlich noch länger hier verweilen. Immerhin seid Ihr in Travias Namen mein Gast und ihre Gebote werden in meiner Familie immer hoch gehalten, schon meiner seligen Frau Mutter wegen. Es liegt mir also fern Euch dieser gemütlichen Räumlichkeiten zu verweisen.“ Aus dem Augenwinkel sah er Greifwins Miene an, dass es diesem überhaupt nicht schmeckte, dass seine Schwester mit ihrem Wutausbruch ihren Willen zu bekommen schien. „Ich habe jedoch zu versuchen den Wünschen aller meiner Gäste zu entsprechen. Greifwin und ich werden deswegen einen anderen Ort finden wo wir dem Wunsch Eures Bruders nach einem ungestörten Gespräch nachkommen können.“

Jetzt war es Ifirnias Blick der sich eiskalt in seine Augen bohrte. Die grünen Augen glitzerten, das blasse Gesicht und die zusammengepressten Lippen verrieten die mühsam unterdrückte Wut. Selbst ihre Hände hatten sich zu Fäusten verkrampft. Dann jedoch schien sie sich zu besinnen und schaffet es sogar fast ihre Stimme ruhig klingen zu lassen.

„Macht Euch keine Umstände Euer Hochgeboren.“ Demonstrativ drehte sie dem Tisch mit den beiden Vettern den Rücken zu und wandte sich zum gehen. „Herr Phexian, wenn Ihr so gütig sein wollt, ich würde jetzt wirklich gerne mein Zimmer aufsuchen.“

Auf ein leichtes Nicken Ardos hin reichte der alte Mann Ifirnia galant den Arm, den diese mit merklichem Zögern auch ergriff, und führte die junge Frau aus dem Saal hinaus. Als die Flügel der Tür sich geschlossen hatten, pustete Greifwin einmal durch und nahm dann einen tiefen Schluck vom Zwergenbräu.

„Dass sie sich immer von ihrer besten Seite zeigen muss.“ Entschuldigend zuckte der Eslamsrodener mit den Schultern. „Verzeih Ardo, dieses Drama war nicht gegen dich gerichtet. Sie kann es einfach nicht verwinden, dass entgegen unserer Tradition jetzt ein Mann in der Familie das Sagen hat. Ich fürchte sie wird es mir nicht einfach machen.“

„Was meinst du?“ Ardo schenkte nach und lehnte sich mit fragendem Blick vor.

„Im Grunde haben wir schon die ganze Zeit darüber gesprochen. Ich bin jetzt Baron von Eslamsroden, allerdings habe ich weder in meinem Lehen noch in meiner Familie sonderlich großen Rückhalt. Ich muss mir dringend darüber Gedanken machen wo ich Verbündete herbekomme und wie ich sie für mich gewinne. Eine Option ist sicherlich eine politische Heirat, so wie dein Vogt es vorhin erwähnt hat. Doch bis ich meine aktuelle Verlobung nicht irgendwie gelöst habe, ist es müßig darüber nachzudenken. Allerdings habe ich auch noch zwei Schwestern und zwei Brüder, Ifirnia ist die Älteste von ihnen, die ich durchaus für solche politischen Verbindungen in Betracht ziehe.“ Die Veränderung in Ardos Gesicht betrachtend, hob Greifwin abwehrend die Hände. „Achte mich nicht gering deswegen. Ich kann es mir nun mal nicht leisten so idealistisch zu sein wie du und muss mich harten Realitäten stellen. Darin stimme ich mit deinem Vogt durchaus überein.“

"Ich habe auch nicht gesagt, dass er Unrecht hat. Allerdings sehe ich auch nicht ein mich drängen zu lassen.“ Nachdenklich wiegte er den Kopf hin und her. "Ich werde wohl deinem Beispiel folgen und fürs Erste meinen Vater als Erben Kressenburgs testamentarisch festlegen. Wenn ich in deiner Position wäre, würde ich vielleicht auch darüber nachdenken meiner Schwester trotz ihrer Jugend schon einmal einen passenden Gatten zu wählen. Aber zurück zu Ifirnia. Wenn du sie gut verheiraten willst, da gibt es doch einige Kandidaten unter deinen Nachbarn. Der Quastenbroicher ist zum Beispiel noch unverheiratet, wobei er gerüchteweise auch nicht aktiv nach einer Braut suchen soll. Der junge Pilzhainer ist wohl auch noch zu haben und dann sind da noch die Erben von Hundsgrab, Greifenberg, Reichsweg und Hasenfeld."

Greifwin pfiff leise anerkennend durch die Zähne. "Du kennst dich gut aus. Für jemanden der nicht sucht meine ich."

"Ich habe so das eine oder andere aufgeschnappt, damals hier als Knappe bei Phexian und nachher in der Garnision." Ardo hob gleichmütig die Schultern. "Letztlich schadet es nie die Verhältnisse im märkischen Adel zu kennen."

"Wohl wahr. Doch trotzdem hast du einen wichtigen Kandidaten völlig außer acht gelassen." Der Eslamsrodener schenkte seinem Vetter ein pfiffiges Grinsen und trank dann vom Zwergenbräu um Ardo nachdenken zu lassen.

"Wen meinst du? Prinz Ulfried?" Zweifelnd zog der Kressenburger die Stirn kraus. "Der dürfte dann doch etwas jung sein, meinst du nicht?"

Greifwin prustete Bier und hustete. "Entschuldige", keuchte er, "aber das war zu köstlich." Mit dem Ärmel seines Wamses wischte er sich das Bier vom Kinn. "Ich meine natürlich dich mein liebster Vetter. Du bist derjenige den ich mir für Ifirnia wünsche."

"Ich?" Ungläubig starrte Ardo den Vetter aus dem jüngeren Haus an, konnte aber kein Anzeichen entdecken, dass dieser sich einen Spaß mit ihm erlaubte. "Wie kommst du ausgerechnet auf mich. Zumal dir doch auch klar sein dürfte, dass Ifirnia mich hasst."

"Sie hasst nicht dich, sie hasst das ältere Haus. Und genau deswegen habe ich mir diese Lösung überlegt." Greifwin stellte das Bier beiseite und wurde geschäftlich. "Bei unserer Belehnungsfeier hast du gesagt, dass du die Familie gerne wieder geeint sehen möchtest. Was wäre dafür besser geeignet als ein Travia-Bund?"

Ardo fühlte sich deutlich unwohl in seiner Haut. Sein Vetter hatte Recht mit dem was er sagte. Ein Travia-Bund zwischen dem älteren und dem jüngeren Zweig mochte viele Probleme lösen oder zumindest eine gute gemeinsame Basis darstellen. Dazu kam, dass er es durchaus schlechter treffen konnte als mit der jungen gutaussehenden Ifirnia. Trotzdem behagte ihm Greifwins Vorschlag überhaupt nicht. Mal wieder fühlte er sich in die Ecke gedrängt, wie auch immer in den Gesprächen mit seinem Vogt.

"Darüber muss ich nachdenken und zwar mehr als eine Nacht. Das entscheide ich nicht hier und nicht jetzt." Mit einer Geste der Hand beendete Ardo symbolisch das Thema und der Eslamsrodener war schlau genug nicht weiter darauf einzugehen. "Lass uns noch einmal genauer über die Straße nach Eslamsroden reden. Du bist den Weg gekommen. An welchen Stellen sollte am Dringensten etwas gemacht werden? Denn die ganze Strecke auf einmal werde ich nicht machen lassen können..."


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22. Per 1032 BF
Erste Absprachen
Tischgespräche


Kapitel 6

Autor: Keilholtz