Heroldartikel:Ein rechter Drachentöter

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Ein rechter Drachentöter

aus dem Diarium des Travian aus Syrrenholt.

Es ereignete sich im letzten Efferdmond in Havena, ja in Havena, der Metropole am großen Fluß. Nach einem erfolgreich beendeten Auftrag - ich sollte ein gestohlenes Schnupftuch auftreiben, und man glaubt es nicht: da war doch die Orkfrau, die .... - ach, von dem Drachenabenteuer wollt' ich doch berichten, nun denn: Ich schlenderte also mit meinem Honorar zur alten Larissa - äh? - einer alten Bekannten von mir, als eine aufgeregte Frau mittlerer Fülle - hähä - auf mich zukam: "Ihre Tochter sei in einen Keller gestürzt und stecke nun dort im Dunkeln fest."

Es bedurfte keiner weiteren Erklärungen mehr, und ich folgte der Dame - eine bornländische Adlige war's glaub ich, oder eine Zofe einer grangorer Patrizierfamilie, ich weiß es nicht mehr - jedenfalls erreichten wir den Hinterhof des Gebäudes, wo ich mit Kennerblick den Treppeneinstieg erspähte. Das Gebäude selber war eines der größten in der Umgebung und besaß kein einziges Fenster - merkwürdig.

Die Adlige riß mich aus meinen Observationsgedanken und drängte mich zum Abstieg.

Vor mir gähnte ein schwarzes Loch. Als gut ausgerüsteter Held entfachte ich eine meiner fünf Pechfackeln, faßte mein Rapier fest in die Hand, übergab meinen Rucksack samt Partisane, Rundschild und Pfeifenbalg der wimmernden Zofe, in dem Gedanken, alles für's erste nicht mehr zu benötigen und stieg in das Loch; vielmehr ich rutschte, denn was wie eine Treppe aussah, entpuppte sich als äußerst glatte Schräge, die mich samt Rapier und erlöschender Fackel in den Abgrund riß.

- Stille -

Nach mehr als tausend Herzschlägen absoluter Regungslosigkeit erkannte ich, daß ich mich auf einem Haufen Steine befand. Ich rutschte langsam herunter bis zu einer Wand, der ich tastend folgte. Es war ungewöhnlich warm. Ich erreichte eine Wandöffnung, die mich zu einer aufsteigenden Treppe führte. Lautlos schlich ich die einzelnen Stufen hoch, bis ich leichten Lichtschein war nahm. Ich bog um eine Ecke und befand mich im Eingang eines großen Saales, der nur von vereinzelten Fackeln mehr schlecht als recht erhellt wurde. Der größte Teil seiner Wände war mit schwarzen Tüchern verhangen und an manchen Stellen mit steinernen Fratzen versehen. In der Mitte des Raumes standen Säulen - nein- es waren Menschen, wie ich jetzt zu meinem Schrecken feststellte. Ich stand still und wartete, was passieren würde, doch die Personen taten dies allem Anschein nach auch, denn sie standen dort vollkommen still und regungslos.

Da wurde ich mißtrauisch und näherte mich vorsichtig der vordersten Gestalt.

Welch Schreck durchfuhr dort meine Glieder, es war der Kaiser persönlich, der mir seine Hand zum Gruße darbot. Ehrfurchtsvoll beugte ich mein Knie vor Seiner Allergöttlichsten Magnifizienz. Dieser schien mich jedoch in keinster Weise wahrgenommen zu haben, denn er starrte an mir vorbei. Das sah ich als Aufforderung, erhob mich und gab ihm freundschaftlich die Hand

- Entsetzen! -

Ich taumelte zurück: Er war erstarrt! Jetzt erkannte ich auch andere, für verschollen oder tot geglaubte Personitäten. Allesamt in dämonischer Weise sowohl am Leben als auch am Sterben gehindert. Mich durchfuhr ein grauenhafter Verdacht, doch da erblickte ich ein kleines schlafendes Mädchen. Ich wollte gerade zu ihr eilen, um sie und mich aus diesem götterlästerlichen Gebäude zu befreien, als plötzlich ein Wandteppich herabfiel und mir den Einblick in eine Nebenkammer samt deren Bewohner bot: Dort lag sie - die Bestie aus der Vorzeit - lauernd mit ihren starren Schlangenaugen - wartend auf eine einzige falsche Bewegung ihres Opfers, um es, gleichsam einer Muräne, zu schnappen und zu verschlingen. Ihr grünlich schimmernder Schuppenleib vibrierte vor Erregung - aus ihren Nüstern quoll brodelnder Dampf.

Ich wog mein Rapier in der Hand. Es mußte mit einem schnellen Streich entschieden sein.

"Warum greift es mich nicht an?", dachte ich," Vielleicht hat es Schuld an der Versteinerung der Helden? Ist es vielleicht schon dabei, mich mit seinen starren Augen zu lähmen?"

Meine rechte Hand war schon etwas verkrampft, aber das kam wohl eher von der Aufregung.

Da setzte plötzlich ein Rumoren und Zischen ein, und der riesige Leib des Untiers begann heftig zu zittern. Sein Kopf bewegte sich langsam, ganz langsam in Richtung auf das kleine Balg zu. Dabei trat dunkler Qualm aus seinem Maul.

Das war meine Gelegenheit:

Mit einem blitzschnellen Ausfallschritt stieß ich meine Klinge dem Auge des Gewürms entgegen - und prallte ab.

Doch ich mußte es verwundet haben, denn nun trat nicht nur aus seinen Nüstern Rauch, sondern auch aus seinem Auge. Das Untier mußte starke Schmerzen haben, denn unter einem fürchterlichen Gefauche und Gebrodel sackte der Kopf zurück, wo er liegenblieb. Fassungslos über das Geschehene wollte ich gerade das kleine Dirn bei der Hand nehmen, als neben uns das sauber abgeschlagene Haupt des Answin Garbit Hildebald von Rabenmund vor die Füße fiel, gefolgt von einem überderischen Gezeter und Gefluche:

"Arkon, Arkon, die Hydraulik hat's schon wieder zerrissen! Sieh mal danach, sonst müssen wir es eben doch mit Seilzügen versuchen! Arkon, hörst Du?"

Besagter Arkon erschien nun in einem großen Eingangsportal, das Praios Glanz an diesen Ort der Schrecken fallen ließ. Geistesgegenwärtig klemmte ich mir das nun kreischende Gör unter den Arm, ließ Rondra Phex sein und nahm meine Beine in die Hand, vorbei an dem verdutzten Arkon und dem Schild:

>>Wegen Reparaturarbeiten bis auf weiteres geschlossen!<<

und rannte in die Freiheit.

So hat es sich ereignet und keiner kann's bezeugen, daß ich, Travian aus Syrrenholt, Reisender im Namen der Zwölfe, würdig mich erwiesen habe, Drachentöter geheißen zu werden.

Sic transit gloria actionum.



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Texte der Hauptreihe:
Eff 1021 BF
Ein rechter Drachentöter
Auf Ulfings Spur


Kapitel 4

Ein rechter Drachentöter
Autor: syrrenholt