Geschichten:Aidaloê - Teil 23
[Im Gasthaus „Zur goldenen Linde“, Brn. Schwarztannen]
„...ohlgeboren?“ hallte eine Stimme durch ihren schattigen Traum, die so gar nicht in diese Landschaft passen wollte. Als dann auch noch ein Erdbeben die Schattengegend rüttelte, registrierte die Junkerin wo sie war – und erwachte vollends aus ihrem Schlaf.
Sie blickte in das sorgenvolle Gesicht ihrer Zofe Odana, hinter der Ritter Trautmann stand, die Arme vor dem sehnigen Körper verschränkt.
„Odana, dir geht es gut?“
Die Zofe nickte bei der Frage ihrer Herrin, dankbar für das Mitgefühl. Auch sie hatte einiges mitgemacht und sehnte sich danach, es ihrer Freundin und nunmehrigen Herrin berichten zu können – doch wurde sie zwar freundlich aber bestimmt von Trautmann gebeten, den Raum zu verlassen. Er habe wichtiges mit der Herrin zu besprechen.
Nachdem Odana leise die Tür des Gemachs hinter sich geschlossen hatte, richtete Aidaloê sich auf.
„Was wollt Ihr mir mitteilen?“ fragte sie überrascht und verwundert – gleichzeitig machte sich irgendwo in ihrem Unterbewussten ein Anflug von Entsetzen breit, denn sie ahnte wohl, dass das nun folgende Schlimm sein musste.
„Wir haben uns um alles gekümmert, Herrin“, begann Trautmann mit ruhiger Stimme.
„Die Toten wurden aufgebahrt, der Rabendiener wurde gerufen, die Verletzten versorgt. Darüberhinaus haben wir auch die Leichen der Räuber entsorgt und...“, er machte eine kurze Pause, um sich zu räuspern, „... dabei fielen uns einige Gegenstände in die Hände. Ich ordnete an, die Leichname zu durchsuchen, um einen Hinweis auf ihren Anführer oder Auftrag zu bekommen. Dabei fanden wir das hier...“
Er kniete kurz nieder und holte vor dem Bett einen Beutel hoch, dessen Inhalt er auf das Bett der Junkerin entleerte. Erst wollte Aidaloê vor den vermeintlichen blutüberströmten Körperteilen zurückweichen, als sie erkannte, was da vor ihr lag: