Geschichten:Ars Geomantiae – Die Gefährten – Celissa von Lichtenhayn
Die Gefährten – Celissa von Lichtenhayn
Celissa lauschte interessiert den Ausführungen des Zweiten Marschalls über die Voraussetzungen für einen geeigneten Ort für die Heerschau. Von Geomantie hatte sie noch nie etwas gehört und auch die Ausführungen des Magus Anaxius von Ochs, der ihr gegenüber saß fand sie nicht besonders erhellend. Aber die Notwendigkeit einen besonderen Ort für ein solches Ereignis zu wählen, leuchtete ihr trotzdem ein.
Im weiteren Verlauf des Banketts bemerkte sie, wie sich sowohl der Magier, als auch die ihr gerade vorgestellte Geweihte der Mutter Travia, Trautmunde Traviatreu, sich der Queste des zweiten Marschalls anschlossen. Ersterer wäre in den mystischen Belangen dieser Frage mit Sicherheit von großem Nutzen und eine Geweihte der Travia war für alle praktische Fragen der Versorgung sicherlich auch hilfreich, doch schien es Celissa als wäre der Schwertarm der Gruppe mit diesen beiden Mitstreitern nicht wirklich gestärkt. Der Magier verfügte zwar über beeindruckende Kräfte, wie ihr von Trautmunde berichtete wurde, aber er machte häufig einen recht zerstreuten Eindruck, sodass sie sich auf seine Wehrhaftigkeit nicht verlassen wollte. Zumal er selbst sagte, dass er eher ein Theoretiker sei, was auch immer das bedeuten mochte. Die junge Geweihte wiederum schien zwar sehr tüchtig zu sein, aber Diener der Herrin Travia waren nicht gerade für ihre Schlagfertigkeit bekannt.
Blieb noch das dritte Mitglied der Runde, Wulf von Streitzig, zweiter Marschall des Groß-Garethischen Heerbanns und Baron zu Uslenried. Seine Fähigkeiten im Umgang mit dem Schwert konnte wahrlich nicht in Frage gestellt werden. Und seine Baronie grenzte an die Baronie ihres Barons, eine nähere Bekanntschaft zu diesem Mann könnte für Celissa selbst von Vorteil sein, sollte sie es schaffen den Wert ihrer Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Damit stand ihr Entschluss fest, sie würde sich dieser Gruppe auf ihrer Rondra-Queste anschließen! Eilig begab sie sich zu dem Marschall, der offenbar in Gedanken versunken an seinem Wein nippte. Sie wartete einen Moment bis er ihrer gewahr wurde und sprach ihn vorsichtig an: „Euer Hochgeboren, Celissa von Lichtenhayn mein Name, ich hörte Ihr sucht noch tapfere Streiter für eure Queste? Darf ich Euch meine Hilfe anbieten?“
Später am Abend, als die Tafel nach 16 Gängen schließlich aufgehoben wurde, spazierte Celissa noch etwas durch den kleinen Garten der Burg Perlenblick. Nach dem opulenten Festmahl tat ihr ein wenig Bewegung und die kühle Nachtluft gut.
Offenbar war sie nicht die einzige, die so dachte, denn nach kurzer Zeit trat aus dem Schatten der Mauer ein Mann auf sie zu: „Boron zum Gruße Edle Dame, wie ich sehe habt auch Ihr unser gemeinsames Abenteuer in Gareth wohl überstanden. Doch wollen wir dem Herren gefälliges Schweigen über unserer Taten dort legen.“ Ein leicht belustigtes Funkeln lag in den Augen des Horasiers.
Erstaunt erkannte Celissa Bishdaryan von Tikalen, einen Diener Bishdariels, den sie vor wenigen Monden in Gareth anlässlich der Hochzeit der Kaiserin kennen gelernt hatte.
„Seid mir gegrüßt Hochwürden, es freut mich euch so bald wiederzusehen. Kann ich Euch irgendwie zu Diensten sein?“ Bei diesen Wortet lächelte er: „Nun in der Tat könntet Ihr mir vielleicht in einer wichtigen Angelegenheit behilflich sein. Seid ihr mit dem momentanen Zustand der Kirchen in Perricum vertraut?“
Celissa neigte leicht den Kopf und sah ihn fragend an: „Nun ich hörte die Hochgeweihten haben geschlossen die Stadt verlassen, viel mehr ist mir leider nicht bekannt.“
„Da habt Ihr richtig gehört, im Zuge des Tags der Schande verließen sie die Stadt und begaben sich nach Dergelmund, wo sie nun eine Exielregierung aufbauen wollen. Es hatte wohl etwas mit der Entmachtung des Klerus im Stadtrat zu tun, aber in alle Einzelheiten bin ich auch nicht eingeweiht.“
„Es ist wirklich eine Schande wie die Bürger der Stadt die Geweihten der Zwölfe behandeln. Doch wie kann ich euch in dieser Angelegenheit von Nutzen sein?“
„Nun eine Exilregierung benötigt Unterstützung und Ressourcen, wenn sie etwas bewegen will und ich hörte, Ihr wollt euch morgen aufmachen und im Zuge eurer Queste in der Umgebung Perricums Nachforschungen anstellen.“ Mit einem Nicken bestätigte Celissa diese Annahme. „Daher würde ich Euch bitten der Baronin von Bergthann, Efferdane von Eberstamm-Ehrenstein, einen Besuch abzustatten, und sie zu überzeugen, den Geweihten der Stadt Perricum Unterstützung angedeihen zu lassen.“
„Ich werde sehen was ich tun kann um in dieser misslichen Lage zu helfen.“
„Ich danke euch, die Zwölfe mögen euch eure Mühen vergelten. Ich wünsche euch ebenfalls Glück und den Segen der Götter für eure eigentliche Aufgabe.“ Mit diesen Worten verabschiedete Bishdaryan sich und ging zurück zur Festhalle. Celissa blieb schmunzelnd zurück, die kommenden Tage versprachen interessant zu werden.
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