Geschichten:Der König im Dunkeln - Zwischen Boronsruh und Niederhöllen

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Stumm stand die Dienerschaft da und ihre Augen vermochten nicht zu fassen, was sie sahen.

Auch Hauptmann Knechting glaubte seinen Sinnen nicht zu trauen.

Und doch war sie real, die Gestalt, die sich dort ganz unvermittelt in den Hof des Rittergutes geschlichen hatte.

Sie trug den feinen Mantel aus Brokat, den mit dem goldbesetzten Saum, den der unvermutete Rückkehrer immer so hoch geschätzt und in Ehren gehalten hatte.

Die Stiefel waren blankgeputzt, die lederne Hose vielleicht ein wenig zu warm für die Jahreszeit. Und dann das Schwert.

Es beseitigte wohl jeden Zweifel. Wie oft hatte er es für seinen Herrn blankgeputzt und geschärft.

“Was starrt ihr alle so?“ kicherte der feingeschnittene Mund und der akkurat geschnittene Spitzbart wippte fröhlich auf und ab. „Ihr glotzt, als würdet ihr einen Geist sehen?“

Die Dienerschaft blieb stumm und verschreckt, und Hauptmann Knechting, der einzige Mann in Waffen, der geblieben war, räusperte sich und eilte auf seinen zurückgekehrten Herrn zu.

Er wusste wohl, sein Gegenüber mochte es nicht, wenn man ihm allzu freundschaftlich daherkam, und doch konnte der Hauptmann nicht an sich halten, so groß waren Freude und Überraschung bei ihm.

Mit einigen eiligen Sätzen war er bei seinem Herrn, breitete die Arme aus, um ihn herzlich Willkommen zu heißen ...

... und griff durch ihn hindurch.

“Und diesmal habt ihr sogar Recht“, klang das meckernde Lachen des Mannes, als der Hauptmann durch die Gestalt hindurchgetreten war und schreckensbleich innehielt.

Einige unter der Dienerschaft schlugen das Zeichen des Herren Praios, was den Rückkehrer zu einem säuerlichen Grinsen veranlasste.

“Da braucht ihr Euch nicht zu fürchten, meine lieben Schäflein. Es ist doch ganz einfach: Der Herr Boron befand es augenscheinlich noch nicht an der Zeit für mein ewiges Schlummerstündchen, und den Niederhöllen war ich offensichtlich nicht vermaledeit genug gewesen.“

Das Grinsen auf seinen Zügen wurde nun gänzlich von Boshaftigkeit zersetzt.

“Aber das lässt sich ja ändern.“

Wie eine giftige Schlange fuhr sich Frankward von Hirschenrode mit der Zunge über die Lippen.

“Ich habe so viele Rechnungen offen, dass es ein Leichtes sein wird, den Fürsten der Niederhöllen gerecht zu werden. Und nun starrt nicht so deppert in der Gegend herum, Knechting! Geleitet mich ins Haus.“

Der Hauptmann schluckte schwer und ging dem lächelnden Hirschenroder voran.

Keiner von beiden bemerkte den Igel, der sich heimlich, still und leise durch eine kleine Öffnung in der Gutsmauer nach draußen zwängte.



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9. Per 1031 BF
Zwischen Boronsruh und Niederhöllen
Erdloch und Blut


Kapitel 2

Hauer und Spitzohr