Geschichten:Aus dem Schatten zurück ins Licht - Neue Wege

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Dramatis personae:


Grafenpalas zu Hirschfurt, Rondra 1035

Seneschall Coswin von Streitzig saß gerade vor einem Stapel Dokumente, die seiner Laune nicht gerade zuträglich waren, als es an der Tür klopfte. Missmutig blickte er von seinen Papieren hoch, er erwartete eigentlich niemanden, aber ein wenig Ablenkung könnte vielleicht nicht schaden.

„Herein!“ rief er mit kraftvoller Stimme und die Tür ging auf.

"Die Zwölfe zum Grüße, mein Name ist Edorian von Feenwa....“

„Ich weiss!“ unterbrach der Seneschall seufzend den Gast, hatte er dem neerbuscher Junker doch vor geraumer Zeit die Belehnungsurkunde ausgehändigt. „Was kann ich für Euch tun?“ Die Laune des Streizigers wurde noch ein wenig schlechter und insgeheim wünschte er sich zu seinen Dokumenten zurück. Dieser Neuadlige war das Letzte, das er nun gebrauchen konnte.

„Auf meinen Reisen durch Waldstein ist mir der zumeist schlechte Zustand der Wege in unserer heimatlichen Grafschaft aufgefallen; ein Umstand der Euch in Eurer Weitsicht sicher nicht entgangen sein dürfte...“

Welch Erkenntnis, dachte sich Coswin. „Ja, dieser Umstand ist mir bewusst, Wohlgeboren, das Wachsen des Reichsforstes fordert seinen Tribut.“

„Wenn ich in meiner Bescheidenheit einen Vorschlag machen dürfte... Wäre es nicht weise ,diese Angelegenheit von höchster administrativer Stelle aus zu koordinieren?“

Coswin horchte auf. „Euer Wohlgeboren, ich würde mich sicherlich gerne um die... Wege Waldsteins persönlich kümmern, nur wird meine Aufmerksamkeit von anderen wichtigen Dingen voll in Anspruch genommen.“ Ein verkniffenes Grinsen zog sich über das Gesicht des Seneschalls. Wer denkt der eigentlich zu sein, mir Vorschlage zu machen, fragte er sich insgeheim und sehnte sich nun noch mehr nach seinen Dokumenten zurück. Wie konnte er diesen Feenwasser bloß los werden?

„Dies ist mir natürlich bewusst, verzeiht mir. Vielmehr war es mein Anliegen, ob die Adminstration nicht vielleicht jemanden für diese Aufgabe abstellen könnte...“

Coswin blickte dem neerbuscher Junker in die Augen. Eine Idee schoss ihm in den Kopf, mit der er nicht nur den Junker loswerden, sondern vielleicht sogar den aufkeimenden Unmut im Niederadel besänftigen konnte, von dem man ihm zugetragen hatte. So konnte er postwendend zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und zudem die Verantwortung weiterreichen, denn einen Misserfolg wurde man zunächst dem Versager auf entsprechendem Posten anlasten - und den Zustand der Wege zu erhalten war in seinen Augen eine Sache der Unmöglichkeit. Er konnte also nur gewinnen...

"Wartet einen Augenblick", fuhr Coswin sodann fort und griff zu Feder und Pergament. Als er fertig geschrieben hatte, siegelt er das Geschriebene. Edorian von Feenwasser, der auf einen Wink hin Platz genommen hatte, sah ihm die ganze Zeit etwas verwirrt dabei zu.

Nachdem das Siegel getrocknet war, stand der Seneschall auf und überreichte Edorian das Dokument mit den Worten: „Meinen Glückwunsch, Wohlgeboren, Ihr seid nun Gräflicher Wegevogt von Waldstein.“ Coswin genoss sichtlich das verdatterte Gesicht des Junkers. „Ich wünsche Euch viel Erfolg bei der Ausführung Eures neuen Amtes! Nun müsst Ihr mich aber entschuldigen, wichtige Angelegenheiten warten auf mich.“ Mit diesen Worten geleitete er den Junker zur Tür und schloss sie hinter ihm.

Coswin ging zu seinem Schreibtisch zurück und goß sich aus einer Karaffe ein wenig Wein in einen Pokal. Den hatte es sich nun verdient. Sollte sich doch der Feenwasser beweisen - und er, Coswin, war eine lästige Aufgabe losgeworden...