Geschichten:Aus Altem entsteht Neues – Ankunft in der Ferne

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Königlich Neerbusch, Junkertum Eibenhain, Gut Sigmansruh, Mitte Rondra 1034 BF


Dramatis Personae


Gut Sigmansruh, Mitte Rondra 1034 BF:

Es war später Nachmittag als Bernhold Firunian von Retoshügel hoch zu Ross eine Ansammlung von Bauernhöfen erreichte. Dies war das erste Anzeichen einer menschlichen Besiedlung nachdem er vor ein paar Stundengläsern das Dorf Serrinmoor mit seiner Kronfeste verlassen hatte. Waldstein schien noch dünner besiedelt zu sein als seine schlunder Heimat. Nun war Bernhold also am Ziel seiner langen Reise und er ließ seinen Blick durch das vor ihm liegende Dorf schweifen... Dorf war eigentlich zu viel gesagt, eher eine Ansammlung von vier Bauernhöfen. Etwas Abseits an einem kleinen Bach konnte er das Rattern einer Wassermühle hören, sonst war alles ruhig. Der schlunder Junker bog linker Hand in einen kleinen Feldweg ein, konnte er doch nahe dem Flussufer einige gemauerte Mauern und Gebäude ausmachen. Dies schien das Gut des Junkers von Eibenhain zu sein, dachte er sich. Sein Weg führte ihn vorbei an etwas, was wohl einmal ein Sägewerk gewesen sein musste, doch der Zustand des Gebäudes machte deutlich, dass hier schon lange kein Baum mehr zersägt wurde; ein Umstand, der den Schlunder sehr verwunderte, bei dem vielen Wald in der Umgebung.

Schließlich erreichte Bernhold das Haupthaus des Gutes. Als er gerade von seinem Pferd herab stieg, kam ihm ein großgewachsener Mann mit schwarzen Haaren und sonnengebräunter Haut entgegen. „Willkommen auf Gut Sigmansruh, mein Name ist Yann Bellentor und ich bin der Vogt dieses Gutes. Was kann ich für Euch tun?“

„Hesinde zum Grüße, mein Name ist Bernhold Firunian von und zu Retoshügel und ich werde von Eurem Herrn Edorian von Feenwasser erwartet.“

„Sehr wohl, Wohlgeboren. Wenn Ihr mir bitte folgen würdet. Der Junker lehrt zu dieser Stunde für gewöhnlich seinem Knappen die hohe Kunst der Falknerei, aber Eure Ankunft wird ihn nichtsdestoweniger sehr erfreuen.“ Der Vogt ging voran – nicht ohne vorher einem Stallburchen Bernholds Pferd in Obhut zu geben - und der Schlunder folgte ihm.

Yann Bellentor führte Bernhold hinter das zweistöckige Gutshaus, wo auf einer größeren Grünfläche zwei Personen, ein Erwachsener und ein vielleicht 14 jähriger Junge, etwas entfernt voneinander standen. Beide trugen an einem Arm einen breiten ledernen Handschuh. Bernhold konnte beobachten wie sogleich ein prächtiger Falke angeflogen kam und sich auf dem ledernen Handschuh des Jungen niederließ. Als der ganz in schwarz gekleidete Mann den ihm unbekannten Edelmann gewahr wurde, gab er dem Jungen ein Zeichen und beide gingen auf den Neuankömmling zu.

„Firun zum Grüße, mein Name ist Edorian von Feenwasser. Ihr müsst Bernhold von Retoshügel sein, wenn ich mich nicht recht irre. Es freut mich sehr Euch endlich persönlich begrüßen zu dürfen.“ Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Junkers. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Wohlgeboren.“ entgegnete Bernhold mit freundlicher Stimme.

„Darf ich Euch meinen Knappen Linnert vorstellen, seine Wurzeln liegen ebenfalls im Schlund, stammt er doch aus der weitverzweigten Familie Hartwalden, die ja so weit ich weiß Eure Nachbarn sind. Allerdings ist er die meiste Zeit seines noch jungen Lebens nicht in seiner Heimat gewesen... und ...was soll ich sagen... es war wohl nicht zu seinem Nachteil.“ Edorian lachte und zwinkerte Bernhold zu, während sich Linnert etwas schüchtern vor dem schlunder Junker verbeugte.

Edorian führte seinen Gast wieder zum Haupteingang des herrschaftlichen Hauses, während sein Knappe Linnert mit dem Falken in einem kleinen Holzverschlag mir angrenzender Voliere verschwand. „Wie Ihr sehen könnt, ist dieses Gut eines der neueren herrschaftlichen Anwesen hier in Waldstein. Mein Großvater erbaute es vor 45 Götterläufen auf den Ruinen des abgebrannten Anwesen der vormaligen Junkersfamilie. Dies erlaubte ihm die Anlage etwas großzügiger zu gestalten.“

Die beiden Junker und der Vogt betraten das Gutshaus und Edorian führte seinen Gast in ein geräumiges Empfangszimmer. „Ihr seid sicherlich geschafft von der langen Anreise, Wohlgeboren. Daher schlage ich vor, dass Ihr erst mal Euer Zimmer bezieht um Euch zu erfrischen. Es würde mich freuen, wenn Ihr mir dann später beim Abendessen Gesellschaft leisten würdet.“

„Sehr wohl, habt Dank! Wenn ich mir erlauben darf... Ich hörte, dass Ihr Hesindes Gaben hoch in Ehren haltet und eine gute Lektüre sehr zu schätzen wüsstet. Ich selbst habe eine Abhandlung verfasst und würde mich freuen Eure Meinung dazu zu erfahren.“ Mit diesen Worten kramte Bernhold ein Manuskript aus seiner Tasche und reichte es dem eibenhainer Junker. Edorian´s Augen funkelten auf als er den Titel des Werkes las: `Ehre, List und Strategie - Kriegsführung im Spannungsfeld rondrianischer, phexischer und hesindianischer Tugenden´. Edorian fasste den schlunder Junker an die Schulter und sprach voller Vorfreude: „Werter von Retoshügel, welch freudige Überraschung... ich kann es kaum erwarten mich mit Euch über Euer Werk heute Abend auszutauschen.“ Die Stimme Edorians deutete Bernhold dass dieser seiner Worte ernst meinte.

Während sich Edorian in eines der Nebenzimmer zurück zog, geleitet Yann Bellentor den schlunder Junker in das obere Geschoss, wo er ihm ein Zimmer zuwies. Dieses erwies sich als sehr geräumig und war sogar mit einem reich verzierten Kamin ausgestattet, woran groß das Wappen der Familie Feenwasser prangerte. Des weiteren fanden sich zwei gemütliche Sessel mitsamt einem kleinen Tischchen unweit des Kamins. Blickfang war ohne Zweifel das ausladende Himmelbett, das von kleinen Nachtschränkchen flankiert wurde. Auf einer Kommode stand eine Schüssel mit warmen Wasser sowie ein paar Leinentücher, die soeben von einem jungen Diener herein gebracht wurden. Bernhold wollte sich gerade auf das Bett fallen lassen, als er auf einem der Nachtschränkchen zwei in Leder gebundene Manuskripte bemerkte. Das eine trug den Titel `Absolutistische Herrschaft oder Adelsrepublik – Was ist dem Götterfürsten Praios zum Wohlgefallen? Ein staatstheoretisches Dossier am Beispiele des Bornlandes´, während auf dem zweiten `Über die Tyrannenherrschaft und deren Vermeidung – Mögen der eherne Branibor und der weise Varsinor den Herrschenden ein leuchtend Vorbild sein´ geschrieben stand. Autor beider Werke war Edorian von Feenwasser.