Geschichten:Aus Altem entsteht Neues - Grüße aus der Vergangenheit

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Königlich Neerbusch, Junkertum Eibenhain, Gut Eibenheim, Namenlose Tage 1034 BF



Dramatis Personae



Gut Eibenheim, Namenlose Tage 1033 BF:

Die Namenlosen Tage ließen das sonst schon verschlafene Dorf Eibenheim noch verschlafener wirken, kaum jemand verließ sein Haus, nur Edorian war voller Tatendrang. In ein paar Tagen würde ein neuer Götterlauf beginnen, nichts schien da passender als sich von Altem zu trennen um Platz für Neues zu schaffen – also nahm er sich vor den Speicher aufzuräumen...

Er stieg die kleine Luke empor, das letzte Mal war Edorian hier als er sechs oder sieben Götterläufe jung war. Er war doch sichtlich überrascht wie viel Kram sich in den insgesamt 45 Götterläufen langen Herrschaft seines Großvaters hier oben angesammelt hatte. Zu seiner Rechten standen, sogar halbwegs sorgsam aufgereiht, einige Waffen, hauptsächlich Schwerter und Speere. Erstere benutzte sein Großvater wohl im Kampf, letztere eher zur Jagd, er war ein passionierter Jäger gewesen... Die Schwerter waren in einem schlechten Zustand, größtenteils rostig, aber die Speere waren noch zu gebrauchen. Edorian nahm die Speere und legte sie neben die Luke, er würde sie nachher mit runter nehmen. Der Schmied des Gutes würde mit ihnen was anfangen können. Zu seiner Linken befanden sich alte Möbelstücke. Als sich der Junker auf ein altes Sofa setzte, brach es krachend zusammen und Edorian fand sich auf dem Boden wieder umgeben von einer Staubwolke. „Bei Simia!“ Er begann stark zu husten. „Verdammtes Zeug, warum konnte mein Großvater nichts wegschmeißen...“

Immer noch hustend ging er ein Stück weiter und stieß auf einige Truhen. Eine trug die Aufschrift `Thorwal´. Die musste seinem Vater gehört haben, der einige Götterläufe in Thorwal als Gesandter tätig war. Edorian öffnete die Truhe. Nachdem er einige offenkundig thorwalsche Kleidungsstücke aus der Truhe entnahm, kamen einige in Leder gebundene Bücher zutage, darunter eins mit der Aufschrift `Das Thorwaler Staatsverständnis´ und ein weiters `Die Skaldenkunst der Thorwaler´. Beide wurden von Edorians Vater verfasst. „Damals hat er sich noch nicht so gehen gelassen und hat tatsächlich nützliche Sachen vollbracht“, sagte Edorian zu sich selbst. Er griff zum nächsten lederumschlagenen Büchlein, der Titel lautete `Thorwal – Eine Reisebericht´. Doch diesmal schien Edorians Vater nicht der Autor zu sein, als Verfasser stand dort ein gewisser Halvart von Retoshügel geschrieben, Edorian stutze. Des weiteren fand er in der Truhe eine schlunder Armbrust, die sogar noch funktionstüchtig zu seien schien. Bei genaueren Hinsehen war auch hier der Name `Halvart´ eingeritzt, allerdings anstatt `von Retoshügel´ stand dort `Bleichgruber´. Edorian war verwirrt. Als weiteren Gegenstand zog er einen Kupferstich aus der Truhe, sie zeigte zwei Neuvermählte, `Zum Traviabund des Halvart Bleichgruber und Bernika Witterfels, gegeben am 1.Travia 988 BF zu Retoshügel in der Grafschaft Schlund`. „Wie in Phex Namen kam mein Vater an solche Sachen?“, Edorian ging einen Schritt zurück und stieß dabei eine Kiste um die laut polternd auf dem Boden fiel. Einen Moment später schaut ein Kopf durch die Speicherluke und die Person fragte:“Edorian, ist alles in Ordnung hier oben?“

„Au, bei den Niederhö....Hartudan“, rief Edorian, „genau dich brauche ich jetzt, du musst mir bei etwas helfen!“ Der Vogt des Junkergutes stieg durch die Luke und kam schließlich zu Edorian. „Wie kann ich dir behilflich sein?“, fragte der Schlunder. „Ich habe hier ein paar Sachen meines Vaters gefunden – aus seiner Zeit in Thorwal.“

„Ja, ich erinnere mich, er ließ sie vor einiger Zeit hier einlagern, hatte wohl kein Interesse mehr an ihnen... ist was Nützliches dabei?“, fragte Hartudan.


„Ja, aus DEINER Heimat!“, Edorian grinste Hartudan an, der einen überraschten Gesichtsausdruck machte. „Mein Vater verkehrte offensichtlich mit einem gewissen Halvart von Retoshügel aus dem Schlund. Kennst du diese Familie?“

Hartudans Augen blitzten auf: „Sehr wohl, deren Lehen liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stammburg meiner Familie, in der Baronie Hartsteen. Persönlich kenne ich sie nicht, meine Familie verkehrt nicht mit ihnen... sie leben sehr zurückgezogen.“ Der letzte Teil des Satzes kam dem Schlunder etwas gequält über die Lippen. Edorian bemerkte dies, doch ging er nicht weiter darauf ein. Ihm war bewusst das Hartudan aus einer sehr alten, aber landlosen Familie stammte und er, der Junker, zu den Neuadligen zählte, wie scheinbar auch diese Familie Retoshügel.

„Weisst du ob dieser Halvart noch auf Deren weilt?“, Edorian blickte den schlunder Ritter fragend an.

„Nein, so viel ich weiss ist er zu Boron gefahren.... sein Sohn ist jetzt Junker von Retoshügel...aber ich weiss leider nicht wie er heißt.“ Hartudan blickte etwas verschämt zu Boden.

„Nun gut. Ich werde einen Brief an diesen neuen Junker schreiben, vielleicht hat er ja Interesse an dem Nachlass seines Vaters, er handelt sich hier zwar um keine Sachen von materiellen Wert, aber dennoch von emotionalen.

Ein wenig später saß Edorian in seinem Arbeitszimmer vor Pergament und Tinte.




An den Junker von Retoshügel!
 
 
 
 
Hesinde zum Gruße! Mir sind einige Gegenstände aus dem Besitz Eurer Familie in die Hände gekommen. Darunter befindet sich ein Reisebericht aus Thorwal, verfasst von Wohlgeboren Halvart von Retoshügel, eine schlunder Armbrust, sowie der Kupferstich eines Hochzeitspaares mit dem Namen `Halvart Bleichgruber´ und `Bernika Witterfels´.

Solltet Ihr Interesse an diesen Sachen haben, werde ich sie Euch selbstverständlich zukommen lassen.

Mit den besten Grüßen aus dem wunderschönen Waldstein!
 
 
 
 
Gegeben zu Eibenheim, Ende Rahja 1033 BF.

Edorian von Feenwasser, Junker zu Eibenhain


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1. Nam 1033 BF
Grüße aus der Vergangenheit


Kapitel 1

Antwort aus Retoshügel
Autor: Bega