Geschichten:Zarte Triebe - Weidmannsheil

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11. Rondra 1038 – Nahe Luring

Ein warmer Tag doch konnte man an den ersten sich verfärbenden Blättern bereits erahnen, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis derlei Vergnügungen im Wald ungemütlich würden.

Drego von Luring wollte den Herbst noch genießen, bevor ihn der Winter für einige Zeit zur Tatenlosigkeit zwang. Also hatte er eine Jagd anberaumen lassen und so ritten er und seine Getreuen aus.

Nach ein paar Stunden der erfolglosen Bemühungen, Wild zu erlegen, gönnten sie sich eine Pause bei Wein und kalten Speisen, die Bedienstete mitgeführt hatten. Der maulfaule Firun-Geweihte Bomil Durenald aus Rallerspfort murmelte missmutig vor sich hin. Dregos Blick fiel auf Celissa von Lichtenhayn. Sie trug ein nur bis zu den Knien reichendes Reitkleid, das bis zur Hüfte geschlitzt war und darunter eine eng anliegende Lederhose, die ihre wohlgeformten Beine zur Schau stellten. Diese Frau brachte ihn noch um den Verstand! Erst neckte und umwarb sie ihn, dann gab sie ihm klar zu verstehen, dass sie ihn wollte, nur um ihn im nächsten Moment wegzustoßen. Zum Verrücktwerden! Und doch schlich sie sich immer wieder in seine Gedanken. In den letzten Tagen war sie auf Abstand geblieben und doch warf sie ihm hin und wieder Blicke zu, bei denen ihm ganz heiß wurde. Sollte er sie einfach zu sich zitierten lassen? Es wäre nicht das erste Mal und doch widerstrebte ihm dieser Gedanke aus irgendeinem Grund.

Die anderen Reiter bestiegen wieder ihre Rösser und alle wandten sich Drego zu, das er bestimme, wo es langgehen soll. Dessen Aufmerksamkeit ruhte aber immer noch auf Celissa, die ihm gerade einen unauffälligen Wink gab, sich zu ihr zu gesellen, aber keine Anstalten machte, sich an die Spitze der Jagdgesellschaft zu begeben. Also bestieg er sein Pferd und rief: „Emmeran, übernimm du doch die Führung, vielleicht hast du ja mehr Glück mit der Jagd!“

Daraufhin setzten sich die Jäger in Bewegung und Drego lenkte sein Pferd zu Celissa, die geduldig wartete. Mit einem Lächeln begrüßte sie ihn und schien keine Eile zu haben zu der restlichen Gesellschaft aufzuschließen. „Welch eine Freude mein Herr, eine schöner Tag für die Jagd nicht wahr?“ eröffnete sie das Gespräch.

Er runzelte leicht die Stirn, „Wohl war, das Wetter ist ideal für die Jagd und doch bin ich heute wohl nicht mit Glück gesegnet...“ Sie lachte. „Was nicht ist, kann ja noch werden“, dabei strich sie sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte aus den Augen und lächelte geheimnisvoll. Sie warf einen Blick auf die im Wald verschwindenden Reiter und meinte: „Vielleicht steht euch ja der Sinn nach einer Jagd der etwas anderen Art?“ Und bei den letzten Worten trieb sie ihr Pferd zu einem flotten Trab an. Doch sie folgte nicht den sich entfernenden Reitern sondern schlug einen anderen Pfad ein. Ohne lange nachzudenken folgte Drego ihr und musste sein Pferd bald zur Eile treiben, um sie nicht aus dem Blick zu verlieren, als sie in den Wald eintauchten.

Offenbar war sie eine gute Reiterin, denn es gelang ihr stets, sich etwas aus seiner Reichweite zu halten. Nach einigen Minuten des wilden Ritts durch den Wald erhöhte sie noch einmal das Tempo und verschwand zwischen einigen dicht stehenden Bäumen und Büschen. Drego setzte ihr nach und merkte kaum, wie ihm die Äste durchs Gesicht peitschten, als er durchs Dickicht brach und sich unvermittelt auf einer kleinen Lichtung wiederfand. Einige Schritten entfernt wartete Celissa und band ihr Pferd an einem Baum fest. Er stieg ab und folgte ihrem Beispiel. Als das Pferd sicher angebunden war, drehte er sich zu ihr genoss einen Augenblick ihren Anblick: die vom Ritt geröteten Wangen, die gelösten Haarsträhnen die das Gesicht umrahmten, die Schnüre ihres Kleides gelockert... ein Bild für die Götter.

„Habe ich nicht gesagt, ich würde einen Weg finden?“ und mit einem leisen Lachen zog sie ihn ins Gras.



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11. Ron 1038 BF zur mittäglichen Efferdstunde
Waidmannsheil
Ein schmaler Grat


Kapitel 7

Unter den Linden
Autor: Neli