Geschichten:Zarte Triebe - Planänderung

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20. Travia 1038 – Burg Luring


Es war kühl geworden in den letzten Tagen und düstere graue Wolken hingen tief am Himmel. Ein scharfer Wind blies durch den Burghof und veranlasste Celissa dazu, ihren Mantel enger um sich zu ziehen als sie sich dem Garten nährte.

Langsam ließ sie sich auf einer Bank nieder und betrachtete die nun tristen Überreste der Pflanzen dieses sonst so schönen Ortes. Die letzten Wochen der pausenlosen Heiterkeit und guten Laune hatten ihr zugesetzt und es viel ihr zunehmend schwerer Drego bei Laune zu halten. Ja, er verhielt sich ihr gegenüber immer noch sehr charmant und bevorzugte sie, gab ihr kleine Geschenke aber nichtsdestotrotz gewann sie immer mehr den Eindruck, dass sein Interesse an ihr zu schwinden begann, nun da er sie eingefangen hatte. Und langsam gingen ihr die Ideen aus, wie sie seine Aufmerksamkeit fesseln konnte.

Sie würde sich die Situation bald zu Nutze machen müssen um sich einen dauerhafteren Vorteil zu sichern. Doch wie?

„Friert Ihr nicht meine Liebe?“ Celissa schreckt ob dieser plötzlichen Anrede zusammen, sie hatte den Mann, der sich jetzt zu ihr setzte, nicht kommen hören, so versunken war sie in ihre Gedanken gewesen.

„Nein mir geht es gut, danke“ sie lächelte leicht, „aber setzt Euch doch gerne zu mir.“ Sie mochte Rudon Langenlob, er war ein intelligenter Mann und immer freundlich zu ihr, was man beides nicht von allen von Dregos Freunden behaupten konnte, auch wenn er nur ein Bürgerlicher war.

Sie plauderten eine Weile über dies und das, sodass Celissa einen Moment überrumpelt war als Rudon ihr direkt in die Augen blickt und fragte: „Was habt Ihr vor?“

„Mit Verlaub mein Herr, ich weiß nicht worauf ihr hinaus wollt“, erwiderte sie so gefasst wie möglich. Er zog eine Augenbraue hoch, „Ach wirklich? Glaubt nicht, dass Ihr mich so leicht blenden könnte wie die anderen. Der Trick mit den Hunden? Nicht schlecht für den ersten Auftritt, jeder weiß, wie Drego die Tiere vergöttert. Hat Euch euer Verwandter aus Luring geholfen? Gerald war doch sein Name nicht wahr?“ Woher weiß er das?? Celissa wurde eiskalt und unwillkürlich spannte ihr Körper sich an.

Er lachte, „Was Ihr getan habt verstehe ich, nur was bezweckt ihr damit? Was genau wollt Ihr von Drego? Es dürfte Euch doch klar sein, dass ihr euch nicht ewig als seine Geliebte werdet halten können.“ Als sie immer noch nicht antwortete wurde seine Stimme etwas leiser und sanfter: „Macht Euch keine Sorgen, liebliche Celissa, ich werde Euch sobald nicht verraten. Ihr wollt Macht? Verständlich, und durchaus ein lobenswertes Anliegen…“

„Was wollt Ihr dann?“ fragte sie kühl. Seine Präsenz beunruhigte sie, die Gewissheit in seinen Augen, die präzise Einschätzung ihrer Lage, das hatte sie nicht kommen sehen.

„Nun vielleicht können wir uns gegenseitig helfen? Was wollt Ihr? Eine gute Partie machen?“ Er musterte aufmerksam ihr Gesicht bei diesem Vorschlag und als sie dies nicht verneinte fuhr er fort: „Nun es gäbe da sicherlich einige heiratswillige Herren in Rallerspfort die unter normalen Umständen nicht einmal auf die Idee kämen, Ihr wärt eine passende Braut, aber ein paar Worte von mir in Dregos Ohr und Euer bereits gezeigter Einfluss auf seinen Willen könnten durchaus in der Lage sein, euch den Weg bei solch einer Werbung zu ebnen.“

Er zog eine Augenbraue hoch und wartete auf ihre Erwiderung. Habe ich überhaupt einen Wahl? fragte Celissa sich. Sie versuchte im Kopf schnell die Vor- und Nachteile diese Plans durchzugehen, doch sie konnte sich nicht richtig konzentrieren, dass Rudon ihr so unvermittelt auf die Schliche gekommen war, erschrecke sie immer noch. Also flüchtete Sie sich in einen Gegenfrage: „Was habt Ihr davon?“ gleich nachdem sie es ausgesprochen hatte, merkte sie, dass er nur auf diese Frage gewartete hatte, er lächelte breit.

„Nun, zum einen möchte ich, dass Ihr mich, und somit den Grafensohn, über die Vorkommnisse in Rallerspfort auf dem Laufenden haltet, einiges geht vor ihn dieser Baronie, was gut beobachtet werden will. Wie ich hörte befindet sich eure Schwester und euer Bruder momentan am Hof des Barons.“ Sie nickte leicht zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, doch schwieg, da sie sich nicht vorstellen konnte, dass das alles gewesen sein sollte.

Tatsächlich: „Außerdem schuldet Ihr mir einen Gefallen. Irgendwann mag die Zeit kommen, dass ich oder ein Bote von mir etwas von euch will und dann werdet ihr es ohne zu zögern und ohne weiter nachzufragen tun, habt Ihr verstanden?“

Celissa wollte zu einem Protest ansetzen, doch er hob die Hand uns schnitt ihr das Wort ab, „Nein, ich werde nichts von Euch verlangen, das euren Moralvorstellungen zuwiderläuft …“ Dabei zuckten seine Mundwinkel einen winzigen Augenblick nach oben, als wäre er nicht sicher, was er von ihren „Moralvorstellungen“ halten sollte.

Sie seufzte und überlegte noch einen Moment, doch dann strafften sich ihre Schultern und sie blickte Rudon Langenlob fest in die Augen: „Nun gut, es scheint ein … vernünftiges Angebot zu sein, lasst es uns mit einem Handschlag besiegeln.“

Sie hielt ihm ihre Hand hin und er schlug ein.

Später am Abend fragte sie sich ob das wirklich eine kluge Entscheidung gewesen war. Doch vielleicht würde sich zu einem späteren Zeitpunkt noch die Gelegenheit ergeben, ihren ursprünglichen Plan in die Tat umzusetzen. Und hatte sie denn eine Wahl gehabt?


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20. Tra 1038 BF
Planänderung
Unter den Linden


Kapitel 9

Autor: Neli