Heroldartikel:Neuigkeiten aus Burg Osenbrück

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Burg Osenbrück, Mitte Praios 1035 BF

D r a m a t i s P e r s o n a e

In den Stallungen der Vorburg ‘Zweifelfels’ versorgte der junge Stallknecht Irschan das Pferd eines Neuankömmlings. Nachdem das Zaumzeug abgenommen war, nestelte er am Sattelgurt herum, denn die Schnalle war etwas verbogen.

“Also aus Rommilys kommst du? Das ist ein ganz schön weiter Weg. Und es hat ein ziemlich mistiges Efferd-Wetter für den Praiosmond, wie man an dem durchnässten Fell sehen kann. Den Weg durch den Reichsforst hast du gefunden, nicht wahr? Man sagt, das werde immer schwieriger. Viele reisen nur noch über Eslamsroden hierher, der Weg ist zwar sehr verwildert, aber beständiger.”

Endlich gab der Verschluss nach und Irschan konnte den Sattel auf den Sattelbock wuchten. Auch die Satteldecke war schnell zum Trocknen aufgehängt. Dann nahm er eine Leinendecke, um das Pferd trockenzureiben .

“Ich mache das hier nur fertig, dann kümmere ich mich um deine Schlafstatt. Und Abendbrot möchtest du sicher auch noch. Ich müsste da noch einen Sack mit Hafer übrig haben.”

Unruhig stand Ascenderan Bocken- schütz, Botenreiter aus Rommilys, vor dem schweren Schreibtisch im Privatraum der Großmeisterin des Ordens der Schwerter zu Gareth. In der Nähe von Rondrianern fühlte er sich noch nie wohl. Es war wahrscheinlich das generell eher aggressive Auftreten der Geweihten, was ihn so nervös machte. Ihre Exzellenz Ariane von Beraniaburg saß in ihrem Lehnsessel und studierte das Schreiben, welches der Bote über- bracht hatte. Der Ordensritter Rondrian Aldinger stand kerzengerade neben dem Sessel und blickte starr an Ascenderan vorbei.

„Aha“, die Großmeisterin nickte schließlich verständnisvoll. „Sag mal, Bruder”, Ariane deutete auf eine Stelle auf dem Pergament, “liest du hier dasselbe wie ich?” Rondrian beugte sich leicht vor, um einen kurzen Blick auf das Schreiben zu werfen. Dann richtete er sich sofort wieder in Haltung auf. “Jawohl, Exzellenz, sofern Ihr dort ebenfalls ‘Trollfestung’ lest.”

Ariane legte den Brief vor sich auf den Tisch. Der Briefkopf war schmuckvoll mit einem Wappen geziert, einem goldenen Falken auf blauem Grund, darüber ein Baronsreif. “Sag er an, Bote, worauf stützt Ihre Hochgeboren Galana Fay von Gorbingen ihre Vermutung, dass es sich bei der jüngst in ihren Bergen entdeckte Wehranlage um eine Trollfeste handeln soll?”

Ascenderan blickte um sich wie ein in die Enge getriebenes Karnickel. ‘Was mochte der Großmeisterin nur Anlass gegeben haben zu glauben, er wüsste etwas über den Inhalt des Briefes oder gar die Gedanken seiner Verfasserin.’ “Ähm, hmm, ja ..., ” stotterte er vor sich hin. Da die Großmeisterin über dem Gestammel verärgert die Augenbrauen runzelte, presste er schließlich ein “Wie meinen ..?” hervor.

“Wir möchten ihn keinesfalls überfordern,” winkte Ariane ab. “Nun denn, unsere Mission in Warunk macht einen befestigten Standort des Ordens nahe der umkämpften Gebiete erforderlich, umso mehr, da wir Burg Aarenstein im Schwarzsichelgebirge aufgeben mussten. Das Angebot der Baronin, die herrenlose Feste in Augenschein zu nehmen und gegebenenfalls als Quartier zu nutzen, erscheint mir sinnvoll. Da uns, wenn ich das Schreiben richtig deute, zu diesem Behufe sehr großzügige Freiheiten in Gorbingen eingeräumt werden, will ich die Gelegenheit nutzen und auch den diesjährigen Ordenskonvent dorthin zu verlegen. Selbstverständlich werde ich diese Absicht zuförderst der Baronin von Gorbingen mitteilen.”

Rondrian Aldinger räusperte sich ein paar Male. Ariane blickte auf und hob fragend die Augenbrauen. “Ja? War die Erbsensuppe heute Mittag zu scharf oder möchtest du etwas dazu sagen, Rondrian?” Rondrian antwortete, ohne seine Haltung zu verlieren. “Jawohl, Exzellenz. Ich erachte es als meine Pflicht, Euch darauf hinzuweisen, dass besagtes Gorbingen in der Rabenmark liegt. Es erscheint mir angebracht, den Orden des Heiligen Golgari, insbesondere seine erlauchte Exzellenz Gernot von Mersingen, in die Angelegenheit einzubeziehen.” Die Großmeisterin winkte ab. “Die Golgariten haben ebenso wie Meister von Turjeleff in der Warunkei genug zu tun. Unsere Unterstützung für den Meister des Bundes der Mittellande kann dagegen von dem Angebot aus Gorbingen nur profitieren. Von Mersingen erhält Nachricht, sobald wir selbst die Sachlage vor Ort begutachten konnten. Kurier, lasse er sich Verpflegung in der Garstube geben, während er auf mein Antwortschreiben wartet.”


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Texte der Hauptreihe:
Autor: AH