Heroldartikel:Die Ein-Jahres-Fehde
In dieser Ausgabe des Herolds wollen wir die sogenannte Ein-Jahres-Fehde näher beschreiben. Diese Fehde ereignete sich vor etwa 300 Jahren und dauerte, wie der Name es schon andeutet, genau ein Jahr lang. Vom 1. Praios 742 BF bis zum 1. Praios des Folgejahres. Diese Fehde gehört zu einer der kleineren Fehden aus unserem Königreich, die nicht in jeder Chronik Erwähnung fand; aber auch wenn sich diese Auseinandersetzung nur über einen kurzen Zeitraum erstreckte, bedeutet es nicht, dass sie auch weniger blutig war als andere.
Doch wer waren die Beteiligten dieser Fehde? Zum einen das ehrwürdige Haus Hirschfurten und zum anderen das kaisertreue Haus Keres. Auch diese Fehde fand auf einem Turnier ihren Ursprung - dem aufmerksamen Leser, der unsere letzten Ausgaben des Herolds zum Thema "Fehden der letzten Jahrhunderte" gelesen hat, wird aufgefallen sein, dass bisher die meisten Adelsfehden auf einem Turnier begannen.
Es war das Kaiserturnier zu Gareth, auf dem Sindar von Keres, ein Enkel des Oberhauptes des Hauses Keres, vom Sohn des hirschfurtener Barons Brandulf von Hirschfurten durch einen Unfall schwer verletzt wurde. Das Oberhaupt der Hauses Keres, Rondred (der in den Familienchroniken den Beinamen "der Wütende" besitzt) beschuldigte die Hirschfurtens des versuchten Mordes und erklärte die Fehde. Die folgenden Monate wurden von Überfällen auf die Güter des Gegners geprägt, bei dem es heißt, dass viele Bauern und Dörfler dabei umkamen. Von Plünderungen und Brandschatzungen ist in den Chroniken die Rede.
Die erste große Wendung im Verlauf der Fehde fand tatsächlich erst neun Monate nach ihrem Beginn statt. Im Phex sollte Rondreds Enkelin, Duridanya von Keres, nach Rommilys reisen (damals war die Stadt noch Teil einer garetischen Grafschaft), um dort den hiesigen Grafensohn Vargold von Rabenmund zu ehelichen. Doch wurde die junge Frau damals entführt und man fand heraus, dass das Haus Hirschfurten dahinter steckte.
Daraufhin sammelte Rondred alle Truppen zusammen, die er auftreiben konnte, und bezahlte sie mit den Geldern des Hauses Cres, die in Familienbande eng zu den Keres standen. Rondred beabsichtige Brandulf zu überraschen und fiel in einem großen Bogen durch die Baronie Syrrentholt tief in die Ländereien Brandulfs ein. Gleich zu Anfang des Feldzuges nahm er das Dorf Marano ein und belagerte die nahe Burg Rosshagen, die damals noch Burg Eulenhorst hieß. Es mochte Zufall sein oder eine geschickte Erkundung – jedenfalls befanden sich zu diesem Zeitpunkt Baron Brandulf und auch Duridanya auf der Burg, die dort versteckt gehalten wurde.
Nach ersten fehlgeschlagenen Versuchen die Burg im Sturm zu nehmen wurde sie mehrere Wochen lang belagert, bis die Nahrungsmittel ausgingen. So sah sich Brandulf gezwungen ein Ultimatum zu stellen: Sollte das Heer Rondreds bis zum Abend nicht abgezogen sein, würde er Duridanya auf der höchsten Turmspitze erhängen, so dass es alle sehen konnten. Rondred aber weigerte sich dieser Aufforderung nach zu kommen und ließ das Ultimatum verstreichen, woraufhin die junge Frau noch am selben Tag auf eben jenem Turm gehängt wurde.
Groß war die Wut und der Zorn der Belagerer, die das mit ansehen mussten. So groß, dass sie sogleich die Burg wieder angriffen. Und der Zorn verlieh ihnen die Kraft, die Verteidiger diesmal zu bezwingen. In dieser Schlacht wurden beide Oberhäupter der beiden Familien erschlagen, sowohl Brandulf als auch Rondred. Des Weiteren wurden die überlebenden Familienmitglieder der mit den Hirschfurten verbündeten Junkerfamilie und auch Beowulf von Hirschfurten als Geiseln genommen.
In den folgenden Tagen wurde beschlossen, dass man zu Friedensverhandlungen zusammen käme. Diese wurde im Ackbarer Tsa-Tempel, den es heute nicht mehr gibt, abgehalten, und man einigte sich darauf, dass die Burggrafschaft Eslamsmark (entspricht in etwa der heutigen Halsmark), an das Haus Keres fällt, die im Gegenzug alle Geiseln frei lassen und alle gewonnenen Ländereien in der Baronie Hirschfurten zurückgeben. Diese Vereinbarung wurde mit der Heirat von Sindar von Keres und Tsaiane von Hirschfurten am 1. Praios 743 BF besiegelt.
Ettel Bachental (vb)
