Geschichten:Rot und Schwarz 8 - Segen oder nicht

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Kloster Marmonte, 28 Praios 1037BF.

Die kleinen aber wachen Äuglein waren von dicken Wulsten umgeben, die Tränensäcke hingen bis auf die Backen und der grauen wilde Wust an Augenbrauen sträubte sich erschreckend lang gegen Alveran. Das Gesicht breit und feist, ruhte auf einem inzwischen halslosen Korpus. Der graue Haarkranz wiederum wirkte überraschend gepflegt. Genauso wie das überaus prächtige Ornat in seinem starken flammendem Orange. Es bestand aus Samt und Brokat mit echten Droler Spitze gesäumt, und verlieh seinem Träger einen gemütlichen Eindruck, der mit seiner körperlichen Füllen den ganzen Raum seiner kostbar ausgestatteten Amtsstube einnahm.

Die Stimmung war jedoch alles andere als gemütlich. Mürrisch brummte er vor sich hin, seine dicken Finger spielten unruhig mit einem goldgefassten Augenglas während er aufmerksam seiner Besucherin lauschte. Die Nachrichten hätten schlechter nicht sein können, und er befand sich in einem inneren Zwiespalt. Er verabscheute wie jeder seines Geschlechtes die Helburger, und der zunehmend schlimmer werdende Zustand des Höllenwallers bereitete ihm eine kleine Freude. Aber er bewunderte die Familie Weyringshaus, allen voran seine Besucherin Ondinai. Er wusste um die Schuld seines Ordens in der Sache mit dem Müller und letztlich galt es den Geboten der Herrin Travia zu folgen, und niemand der um Hilfe bat wurde abgewiesen.

Mit abwesendem Blick führte die Dame Ondinai ihre Bitte fort, und das, obwohl sie nur wenige Worte machen wollte, zog sich bereits eine geraume Zeit hin. „Ich bin mir sicher, ohne diesen schrecklichen Zorn in seinem Leibe, seit er zurückgekehrt ist, hätte er dem Verbot der Nanduskirche niemals zugestimmt………“, Malachit vom Muspellgrund wollte einwerfen das seinen Berichten nach gerade der Höllenwaller einer der größten Befürworter des Verbotes war, doch gelang es ihm nicht den Redefluss zu unterbrechen. „Und dann dieser Heißhunger, er schlingt maßlos alles in sich hinein. Ich habe der Küche bereits Anweisung gegeben die Vorräte zu reduzieren und kleinere Portionen zu kochen. Doch aus Angst vor den Wutausbrüchen halten sie sich nicht daran………..“. Der Abt legte den Keks wieder zur Seite, den er sich gerade aus lauter Wortlosigkeit gönnen wollte, falte die Hände und schaute sein Gegenüber mit vorwurfvoll gefalteter Stirn an. Er wollte endlich zu Wort kommen. „Alles, alles wegen dieser verdammten Oger, dabei musste mein Mann ausbügeln was dieser Graf nicht zu bändigen im Stande war!“, Ondinai holte Luft um ihrer Empörung mehr Ausdruck zu verleihen, und wir ein Habicht auf die Maus, stürzte sich der Abt auf die Redelücke: „Warum?“.

Die Gemahlin des Höllenwallers schaute ihn verwundert und wenig gekränkt an:“ Wieso, warum?“

Die kleinen Augen des Abtes wurden noch schmaler, es mochte sein das man das Kloster Marmonte am Rande der Welt wähnte, die Vernetzung mit den umliegenden Grafschafen und der Traviakriche ließen jedoch keine Lücken auf. Man war bestens informiert was sich im Königreich so tat. Und in der Angelegenheit mit den Ogern hatte sich der Abt bereits vielerlei Gedanken gemacht:“ Warum wusste euer Gemahl wie man dieser schrecklichen Plage Herr werden konnte, und nicht der Graf? Warum ging er nur mit wenigen Rittern in den Wall und nicht mit deutlich mehr Unterstützung, insbesondere vom Grafenhof? Was ist mit den Gebeten die ich euch aufgetragen habe, ohne ein deutlich göttergefälliges Leben wird der gesprochene Segen seine Wirkung verlieren, ganz offensichtlich ist er zumindest schwächer geworden. Und ich befürchte dass eurem Gemahl nicht einmal bewusst ist, in welcher Gefahr er schwebt. Denkt nur an die wenigen anderen Teilnehmer, der Garm Torm von Trollbrück erschlug im Zorn seinen eigenen Sohn um dann von der Hand der eigenen Familie wie ein wildes Tier zu Strecke gebracht zu werden. Der Albensteyn ging in den Silva Vetusta und kehrte niemals wieder und Mons Alrond ist innerlich völlig zerrüttet unserem Orden beigetreten, schweigt sich aber stur über das erlebte aus. Was in Travias Namen ist dort im Wall passiert? Ich kann euch nicht helfen, wenn ich nicht erfahre was dem Höllenwaller und seinen Ritter wiederfahren ist!“

Darauf folgte ein langes Schweigen.

Mit einem Ruck erhob sich die Baronin: “Ich habe euch gebeten den Segen zu erneuern, mag es die Symptome auch nur lindern, es wäre jedoch eine große Hilfe gewesen. Nicht einmal ich weiß was den Rittern um meinen Gemahl wiederfahren ist. Ich danke euch für eure Zeit, Travia zum Gruß.“, und verlies ohne ein weiteres Wort die Amtsstube.

Malachit von Muspellgrund biss sich vor Wut auf die Lippe, sein plumpes Vorgehen hatte ihm die wichtigste Gönnerin in Höllenwall verärgert. Er fühlte sich in diesem Moment schwach, statt den Geboten der Herrin Travia zu folgen, war er dem Hochmut seines Geschlechtes verfallen.

Unbeholfen stand er auf und watschelte der Baronin hinterher, sollte sie ihren Segen bekommen. Für die gesamte Baronie mochte dies besser sein, aber eine Lösung auf Dauer war dies nicht.



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28. Pra 1037 BF zur mittäglichen Rahjastunde
Segen oder nicht
Nebachotische Kurzohren


Kapitel 8

Erfolgreiche Lektion
Autor: Malepartus