Geschichten:Kaiserturnier 1041 BF - Schatten aus Beilunk
Trautmunde Traviatreu war zufrieden, nach nur zwei Stundengläsern hatte sie schon einige Spenden für die Bedürftigen sammeln können. Es war sogar mehr, als sie gedacht hatte, einige Händler waren nach einem kurzen Gespräch sehr spendabel, mussten sie doch schleunigst zu einem Termin. Die Geweihte lächelte zufrieden. Da bemerkte sie aus den Augenwinkeln jemanden, den sie kannte. War das nicht diese... Plötzbogen? Sie setzte sich in Bewegung und rief ihr halb hinterher: "Travia zum Gruße!"
Noch im Begriff des Aufbruchs, um ihrem Dienstherrn zurück zum Zeltplatz zu folgen, hielt Ira von Plötzbogen inne, als sie eilige Schritte hörte, die auf die Gruppe Nordmärker zukamen. Da sie mit Wunnemar und Boronian, ihren beiden Bundbrüdern und Freunden, das Schlusslicht bildete, weil die Barone vornweg liefen, wandte sie den Kopf. Sie stutze kurz, dann hatte sich in ihrer Erinnerung ein Bild geschärft: „Euer Gnaden Traut- äh... -mina?“ Verdammt, ihr war dann am Ende der Name doch entfallen. Irgendetwas mit Traut, mehr wusste sie nicht mehr. Sie wusste eher woher sie die junge Frau mit dem geweihten Nudelholz am Gürtel kannte: von einer Mission, die sie gemeinsam bestritten hatten, als sie alle im TRAvia des letzten Jahres auf dem Reichstag zu Beilunk weilten. Jost, Sigiswolf, Imma, der alte Rabensteiner, der Herr Basin, und sie, Ira – damals schon merklich schwanger und noch voller Eindrücke aus dem noch nicht lange zurückliegenden Feldzug.
An der Seite der rothaarigen jungen Ritterin standen zwei junge Männer, einer hünenhaft groß und in dunklem Samt gekleidet, ein Bastardwappen mit drei sich gegenläufigen Schwertern auf der Brust, das Haar ähnlich rot wie das der Plötzbogen. Der andere war klein und breit gebaut, er trug das seltsam weißgraue schulterlange Haar am Hinterkopf gefasst, auch sein gepflegter Vollbart war für einen jungen Mann außergewöhnlich ergraut, aber auch er schien Ritter zu sein, wie seine Seitenwaffen zu erkennen gab. Sein Wappenrock war der gleiche, den auch die junge Ritterin von Plötzbogen trug: weiß-rot-geteilt. Heraus stach aber für die Geweihte ein kleines Detail, ein Amulett zweier nebeneinander fliegender Gänse, welches er um seinen Hals trug.
Die Geweihte eilte heran und lächelte: “Trautmunde, meine Liebe! Trautmunde Traviatreu, stets zu Diensten.“ Sie verneigte sich leicht. Dabei warf sie einen Blick auf die Begleiter von Ira. Das Amulett entging ihr nicht. „Werte Ira von Plötzbogen, ich freue mich Euch gesund und munter wieder zu sehen. Ich gehe davon aus, Ihr und Eure Begleiter nehmen ebenfalls am Turnier teil?“
„Mutter Trautmunde, die Freue ist ganz auf meiner Seite. Und dass ihr mich wiedererkannt habt. Ja, wir nehmen auch am Turnier teil. Ich möchte sie euch gerne vorstellen:“ entgegnete Ira der jungen Geweihten, bevor sie das Wort zuvor noch schnell an die beiden Herren richtete: „Mutter Trautmunde wohnte wie ich und der Baron dem Hoftag in Beilunk bei. Sie war es, die uns bat, einer Sache nachzugehen, bei der—“ Ira hielt abrupt inne. Sie hatte dieses Detail verdrängt, vergessen, als nicht mehr wichtig erachtet. Jetzt war es wieder sehr präsent und daher änderte sie ihr Vorhaben, in dem sie zuerst die Vorstellung komplett machte und sich dabei zurück an die Traviageweihte wandte:
„Euer Gnaden, das hier sind meine beiden Bundbrüder und wahrhaft echte Freunde: Ritter Wunnemar von Galebfurten-Bienenturm, der Baronet zu Tälerort. Er dient wie ich dem Baron von Hlutharswacht.“ stellte sie den weißhaarigen Recken vor, welcher denselben Wappenrock wie sie trug.
Der so vorgestellte nickte der Geweihten freundlich lächelnd zu.
„Und das hier ist mein Vetter, Ritter Boronian. Boronian von Schwertleihe.“ Aufgeregt an selbigen gewandt: „Räblein, kannst du dich entsinnen, dass ich dir von einem Anverwandten deines Vaters erzählt habe, den wir beim Reichstag der Kaiserin von einem Hexenfluch befreien mussten. Das war eben genau dieser. In Beilunk. Mit Mutter Trautmunde!“
Noch während der Hüne in Schwarz nachdachte, von was seine Base da überhaupt gerade plapperte, dreht die schon wieder den Kopf zu der Geweihten. „Was für ein schöner Zufall, euch hier in Gareth wieder zu treffen.“
„Ich bin froh, dass wir der armen Seele helfen konnten. Nun, die Zwölfe werden sich etwas dabei gedacht haben. Es ist mir eine Ehre, die edlen Herren kennen zu lernen. Möge die Herrin Rondra euch hold sein.“ Trautmunde lächelte das Trio warmherzig an.
„Ich danke EUCH für eure Bemühungen, meinem Anverwandten in schwieriger Lage beinzustehen, Euer Gnaden,“ ließ der schwarzgekleidete Hüne verlauten und neigte demutsvoll dankend das Haupt vor der kleineren Frau.
Trautmunde erwiderte das Nicken, bevor sie auf das Turnier zu sprechen kam. Ein akutellerer Anlass. „Es sind ja eine Vielzahl von Teilnehmern aus diversen Ländern zugegen und ich bin gespannt, wer am Schluss den Sieg erringen wird.“ Fröhlich strahlte sie die Rittersleut an. „Ich möchte euch natürlich nicht aufhalten. Sehen wir uns heute Abend auf dem Festball?“
„Wir werden dort sein,“ Ira nickte. „Ach ja, mein Schwertherr, der Baron von Hlutharswacht wird ebenfalls zugegen sein. Vielleicht erinnert ihr euch auch an ihn? Groß, schlank, blondes halblanges Haar…“ beinahe hätte Ira auch noch ‚hübsches Gesicht‘ gesagt, aber die Beschreibung ließ sie so stehen. „Trägt ebenfalls den silbernen Drachen auf Rot.“ Sie deutete auf das klauenbewehrte, geflügelte Wappentier in ihrem Allianzwappen. „Er wird sich bestimmt ebenfalls freuen, euch wiederzusehen. Alsdann… “
„… bis heute Abend“, vollendete Trautmunde den Satz und begab sich zu einer Gruppe Patrizier. Das geweihte Nudelholz schlackerte beim Fortgehen um ihre Hüften.
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