Geschichten:Spenden für die Ostmarken – Aufbruch nach Rommilys

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Schloss Gerbaldsaue, Kaiserlich Gerbaldsmark, Anfang Rahja 1040 BF:

Der weitläufige Innenhof des schmucken Schlosses Gerbaldsaue, seit vielen Götterläufen Sitz der Burggrafen der Gerbaldsmark, hatte wohl selten so viele Karren, Kutschen und sonstige Transportgefährte beherbergt. Es herrschte geschäftiges Treiben, denn die letzten Spendengüter sollten noch rechtzeitig vor dem Aufbruch verstaut werden. Unter den wachen Augen der Almosenmeister Voltan von Heiterfeld, Yalinda von Lichtenhayn-Zweifelfels und Trautmunde Traviatreu und den Segen der Geweihten wurden Kisten und Säcke fachgerecht auf die Wagen geladen. Die logistische Organisation der Unternehmung lag bei Erlgard und Linnert Munter. Eine weiser Entscheidung vom großgaretischen Almosenmeister Udalbert von Cletzau, denn die garether Fernhändlerfamilie Munter hatte Erfahrungen mit großen Wagenzügen. Dem Schlunder Almosenmeister Praiosmar von Hinn hingegen oblag die Sicherheit des Spendenzuges, eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe. Man sah den großgaretischen Marschall der Schlacht bei Zwingstein angeregt mit Veriya von Gareth diskutieren. Augenscheinlich hatte sie einige Bedenken geäußert, die der Schlunder anscheinend überzeugend ausräumen könnte. Mit etwas weniger ernsten Blick schritt sie mit den burggräflichen Knappen Falkwin von Taunig und Uthjane von Wiehingen in Richtung der ersten Hofdame Phisia von Agur, die mit Sibella Eorcaidos von Aimar-Gor und den Pagen Xanjida und Irisa etwas abseits dem Trubel zuschauten.

Nicht wenige Adlige hatten sich hier ebenfalls eingefunden um den Zug hoch zu Ross zu begleiten. Unter ihnen der Edle Olbert von Königslinden und der Kaisermärker Hausritter Alderan von Isppernberg. Zwar sollten die Raulsmärker und Gerbaldsmärker Garden, sowie eine Vielzahl von anderen bewaffneten Recken und Maiden, für die Sicherheit der Spendengüter sorgen, doch der Weg nach Rommilys war lang und die zum Teil kostbare Fracht dürfte Begehrlichkeiten bei so manchem Gesindel wecken.

Liebevoll streichelte Cordobert von Eslamsgrund seine Stute und schaute zu einem der vielen Fenster des Schlosses hinauf. Dort stand seine Gemahlin Liliane und winkte ihm verträumt zu. Neben Cordobert saß hoch zu Pferd Eberhelm von Garnelsand.

„Ach, welch ehrenwerter Tat wir doch beiwohnen … das zeugt von der Überlegenheit unseres Blutes.“ Cordobert geriet richtig ins schwärmen.

„Pah“, Eberhelm schaute verächtlich zu seinem Begleiter, „Ehrenwert ist hieran rein gar nichts. Die ach so mildtätigen hohen Herren wollen sich doch nur bereichern. Ihr kennt doch den Aimar-Gor aus der Reichskanzlei, der würde alles tun um aufzusteigen. Dieser Zweifelfels ist fast noch schlimmer und von diesem Kerkermeister aus Eslamsgrund müssen wir gar nicht erst reden. Diese Perricumer und Märker sagen mir nichts, aber die sind eh unwichtig. Und was dieser Hund Cletzau da will, würde ich gern man wissen. Plustert sich auf als wäre er der neue Favorit der Kaiserin.“

„Aber der große Oldebor ist doch auch dabei, dann kann das doch nur gut sein.“

Eberhelm sah angewidert zu Cordobert. Dieser dämliche Tropf, außer einen großen Namen hatte der nichts vorzuweisen. Kein Wunder, dass dieser bei der Neubelehnung der Gerbaldsmark nicht berücksichtigt wurde. Aber seine Spielsucht macht ihn für den Garnelsander gefügig und öffnete viele Türen.

Aus dem Augenwinkels sah Eberhelm, wie die Reichsforster Gräfin Korwinne von Luring mit großer Entourage im Hof Einzug hielt. Die ranghöchste Adlige war nun eingetroffen, die Abschlusszeremonie konnte nun beginnen.

Der Zeitpunkt des Aufbruchs gen Osten rückte näher und so betrat der großgaretische Almosenmeister Udalbert von Cletzau den ausladenden Balkon zum Innenhof des Schlosses. Er erhob seine Hand um sich Gehör zu verschaffen.

„Ich rufe den aufrechten Adel großgaretischen Geblüts, die unverzagten Streiter des ungeteilten Landes und die in ihrer Großherzigkeit mildtätigen Gebenden.“

„Ich möchte, in Angedenken an Kvorvina der Ehrenhaften, den Ursprung der großgaretischen Lande beschwören. Ihr gleich, riefen wir die Mächte Garetiens, wir riefen die Kräfte des Landes, vom Großen Fluss bis zu den Zacken, vom Finsterkamm bis an den Golf, von den Landen um das Ochsenwasser bis zur Almadaner Pforte. Ein jeder Hochedler großgaretischen Blutes war gefordert, seinen Dienst an dem Land zu leisten, bei seiner Ehre! Das wohl!“

„Wir, die ersten Diener des Reiches vom Greifenthrons, geleitet auf den rechten Weg durch den gleißend-strahlenden Garafan, zeigten unsere Größe durch unsere beispiellose Mildtätigkeit im Namen der drei gütigen Schwestern. Reichlich gaben wir und teilten das, was das Land uns im Übermaß schenkte, mit unseren Geschwistern in den Ostmarken, auf das die unheiligen Wunden des Landes und der Menschen Seelen auf bald heilen mögen.“

„Auch wenn ihnen Bescheidenheit eine Tugend und Mildtätigkeit eine Pflicht ist, möchte ich auch ein paar Worte zu den ehrenwerten Vätern und Müttern dieser hehren Sache verlieren. Wo andere verzagten, schritten sie mutig voran, wo andere Stimmen verstummten, erhoben sie ihre um so lauter, wo andere sich auf ihren Pfründen träge niederließen, schritten sie zur Tat. Mit dem Segen der Peraine und ihrer beiden lieblichen Schwestern, werden uns die Dame Serima und die Herren Oldebor, Reto, Leomar, Malepartus, Selo und Ardo in unseren Herzen nach Rommilys geleiten um im Friedenskaiser-Yulag-Tempel den drei Markgrafen der Ostmarken unsere Gaben darzubringen!“

Jubel brach aus und ein jeder wusste wen der großgaretischen Almosenmeister mit seinen Worten meinte.

„Darauf ein achtfaches Heil Garetia!“

Mit kehligen Stimmen stimmte die Menge in die Heilsrufe zu Ehren ihres Landes ein und nicht wenige fühlten sich ehrlich ergriffen und dem ein oder anderen kullerte eine Träne die Wangen herunter.

Langsam setzte sich der Spendenzug gen Rommilys in Bewegung.



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Texte der Hauptreihe:
K41. Geißel
K50. Im Loch
K64. 2 Selos
Autor: Bega