Geschichten:Der Handschuh des Kaisers - Alrikshandschuh-Versammlung
Rittersaal der Burg Aldengrund zu Freiherrlich Aldengrund
"Schwestern und Brüder des Bundes, ich begrüße euch feierlich zu unserem außerordentlichen Rat. Leider konnten nicht alle so kurzfristig dem Ruf unseres Bundesbruders Felan von Schallenberg folgen, doch da die Mehrheit erschienen ist, denke ich, dass der Schluss unseres Rates, so er auch hoffentlich einträchtig fällt, für alle bindend sei." Gerobald Leuhold von Ruchin begrüßte die an der Tafel sitzenden weiblichen und männlichen Ritter des "garetischen Bundes der Ritter in Angedenken des tugendhaften Königs Alrik".
Vor jedem Gast standen Krug und Kelch, um die trockenen Kehlen mit gewässerten Wein oder leichtem Bier zu erquicken ohne sie zu benebeln.
An dem Tisch war nur dessen erster Teil besetzt, da nur vierzehn der sechszehn Ritter des Bundes hatten erscheinen können.
Neben dem eben benannten Schwertvater des Bundes stehend am Kopf des großen Tisches im Rittersaal weilte der Schildträger des Bundes von Schallenberg, den Gerobald aufforderte von den Umständen, die eine solche Zusammenkunft unumstößlich machte zu berichten, was der Schildträges des Bundes anschließend mit allen Details versehen vortrug.
"Euch sind die Umstände nun bekannt, derentwegen ihr euch nun hier befindet.", fuhr Felan fort und sah dabei einen nach dem anderen an der Tafel an. „Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern, die neue Reichsvögtin von Puleth wird sich nicht mit der Zurückweisung zufriedenstellen. Wie ich hörte, möchte Sie ihren Waffenknechte aufstocken und erneut hier vorstellig werden – wahrscheinlich in nicht sehr diplomatischer Art. Daher meine Bundesgenossen, wie möchten wir auf diesen Affront reagieren?“
Eine hitzige Diskussion folgte um den runden, großen Eichenholztisch, bis ein lautes „Ruhe“ des Meisters Gerobald von Ruchin für Stille sorgte. „Meine Brüder und Schwestern, nehmt einen tiefen Schluck, beißt vom Brot und dann versuchen wir erneut eine Lösung zu finden – dieses Mal mit mehr Weisheit als Trotz!“
Ein gefräßiges Schweigen füllte den Raum, als Iralda von Ochs ihr Wort erhob. „Meine Freunde, auch ich bin brüskiert vom Vorgehen der Reichsvögtin auf Geheiß des Kanzlers. Ganz sicher verstehe ich den Unmut, unsere wichtigste und einzige Reliquie abgeben zu sollen. Doch meine Freunde, wir sollten uns nicht die Finger verbrennen und öffentlich gegen die ausführenden Organe der Kaiserin handeln.“
„Lasst uns in die Offensive gehen!“ obwohl Iralda ihren Satz noch nicht beendet hatte, fiel ihr Leuward von Schallenberg ins Wort. „Genau, lasst uns die Offensive gehen, mein Schwert wird diesen Emporkömmling aus Eslamsgrund vom Pferde befördern“
Teile der Ritterschaft grölten vor Freude und prosteten Leuward zu, der diesen grinsend zunickte, während der andere entschieden gegen diese Art von Eingreifen eintrat.
„So lasst mich meinen Satz beenden und führt ihn nicht selber fort“, Iralda war wahrhaft erbost und erhob die Stimme. „Mein Vorschlag ist, wir gehen in die Offensive und wir bringen den Handschuh des Kaisers Alrik direkt zur Kaiserin. So jetzt dürft ihr euch wieder aufregen…“
„Wahrlich, wir sollen unser Relikt eigenständig aus der Hand geben?“ warf Balian von Ibelstein ein. „Das ist euer Vorschlag?“
„Das können wir nicht tun, der Handschuh gehört unserem Bund.“, entgegnete Perala von Schroeckh. Haldan von Stolzenfurt und Ulfwin von Schallenberg-Zoltheim pflichteten der Ritterin bei.
„Warum denn nicht, der Schachzug ist klug“, antwortete Berndrich von Katterquell.
Gerobald erhob sein Wort „Ausgezeichnet, ich finde diesen Vorschlag ausgezeichnet. Bedenket doch: wenn wir unerwartet handeln und sie mit diesem Zug überraschen, tun wir zweierlei: Erstens nehmen wir ihnen damit den Wind aus den Segeln, um uns zu schaden. Zweitens beweisen wir damit eindeutig, dass die Statuten unseres Bundes mehr sind als nur leeres Geschwätz: uns geht es um das Königreich und dafür sind wir bereit das wichtigste zu opfern.“
„Schwertbrüder und Schwestern! Lasst uns gemeinsam losziehen! Wir alle zusammen, den Handschuh in unserer Mitte. Wir werden auf eine Wallfahrt ziehen. Um dem garetischen Adel die Gebote der Ritterlichkeit vor Augen zu halten. Gebote denen wir uns verpflichtet haben.“ Felan hielt einen Vortrag voller Inbrunst. "Denn wenn wir mit diesem Vorbild vorangehen und uns erneut in der Öffentlichkeit unsere Tugend vorführen wird das nicht nur unserem Leumund mit weiterer Ehre versehen, sondern gewiss auch noch mehr Ritter von der Wahrhaftigkeit unseres Anliegens überzeugen können. UND die Königin wird in uns mehr denn je eine Stütze sehen können, an die sie herantreten kann, um sich direkt unserer tatkräftigen Hilfe zu versichern ohne Umwege über irgendwelche Hofschranzen gehen zu müssen!"
„Und wenn wir die Reliquie an ihren Bestimmungsort zur Kaiserin überführt haben, werden wir ihr anbieten, dass einer unserer Ritter sich verpflichtet fühlt diesen Handschuh und auch weitere Insignien der Krone treu und aufrichtig zu beschützen. Für Königin und Kaiserin!“ rief der Schwertvater aus.
"FÜR KÖNIGIN UND KAISERIN!", scholl es einstimmig zurück.