Geschichten:Blut ist und bleibt Blut - Ungekannte Heimat
Immer wieder heißt es, die Nordmarken hätte ihren großen Einfluss geltend gemacht, die Herzöge vom Großen Fluss hätten an den Strippen gezogen und Entscheidungen des Reiches nach ihrem Willen mitgestaltet. Hinter vorgehaltener Hand heißt es gar bei manch einem, dass das Haus Gareth ohne sie überhaupt nicht mehr auf dem Thron säße. So viel Macht, so viel Einfluss. War es da nicht verwunderlich, dass man eigentlich nie jemanden außerhalb der Nordmarken traf, der sich zu dieser Macht bekannte? Ganz im Gegenteil, jeder schimpfte über die Nordmärker und wollte am besten nichts mit ihnen zu tun haben. Doch wie passte das Ganze dann zusammen? Wie konnten die Nordmärker reichsweite Unterstützung genießen, zugleich aber von allen offen gehasst werden? Wie viele musste es geben, die laut schimpften, zugleich aber insgeheim doch in der Schuld des Herzogtums standen? Ja, die Nordmarken sind reich an Einfluss und Macht und dennoch werden sie gehasst - oder hasste man sie in Wirklichkeit dafür? War dieser Hass letztlich nichts anderes als blanker Neid?
Eigentlich könnte Bardo stolz darauf sein einem alten, ehrwürdigen Geschlecht des nordmärkischen Hochadels zu entstammen. Eigentlich, denn tatsächlich hatte er mit dieser Familie nichts zu tun. Sein Vater war als Kind Teil dieser Familie gewesen, hatte jedoch, um zu überleben, sein Heil in der Flucht gesucht und sich ein Leben in Garetien aufgebaut. Was war er also nun? Seine Familie entstammte der Nordmarken, er aber ist in Garetien geboren, hier aufgewachsen und hat Garetien auch nie gen Efferd verlassen. Wer war er also? Er, Bardo von Vairningen, war ein Nordmärker der nie die Nordmarken gesehen hatte – war er dann nicht vielmehr ein Garetier?