Geschichten:Relief von Korgond – Antwort aus St. Ancilla
Hesinde-Kloster St. Ancilla, Klosterlande St. Ancilla, Kaiserlich Gerbaldsmark, Phex 1040 BF:
Bander Linderhold studierte genau die vor ihm liegenden Dokumente und nickte zufrieden mit dem Kopf.
„Seit der Einweihung des 'Rechtsseminars für angewandte Staatskunde' vor wenigen Monden, ist es uns bereits gelungen eine ansehnliche Anzahl an vielversprechenden Eleven aus namhaften Adels- und Patrizierfamilien für unser Vorhaben zugewinnen.“
„Du kannst stolz auf dich sein, schließlich war es deine Idee.“ Simion Grimmbart schaute voller Anerkennung zu seinem Liebsten. „Doch eines erkläre mir bitte, du hast nicht alle freien Plätze vergeben, obwohl wir mehr Anfragen hatten.“
„Mein Rechtsseminar ist eine Eliteschule, ich will nur die Besten der Besten, damit sie einmal in einem Atemzug mit Beilunk und Elenvina genannt wird. Um das zu erreichen, muss man sich rar machen, das mach die Institution exklusiver. Qualität vor Quantität.“
„Du und deine politischen Winkelzüge.“ Der Lehrmeister für Leibesertüchtigung lächelte seinen Gegenüber liebevoll an, trat von hinten an den Präfekten heran und ließ dann seinen Blick über die auf dem Schreibtisch liegenden Dokumente schweifen. Dabei legte er seinen Hand auf die Schulter seines Gefährten. „Wie ich sehe wird uns der Knappe vom Landrichter auch beehren. Hochachtung, mein Lieber! Der wurde nicht nur der Allwissenden, sondern auch von der Schönen Göttin reich bedacht. Ich erinnere mich noch wie heute an unsere erstes Zusammentreffen.“
„In der Tat, der ist sehr vielversprechend und hat einen guten Namen. Ich hoffe er wird den hohen Erwartungen gerecht.“
Simions Blick fiel auf einen Brief, der ebenfalls auf dem Schreibtisch lag.
„An die ehrenwerten Hüter der Reliefstücke des heiligen Altares zu Korgond?“
„Ja, der Sohn unseres Reichserzkanzlers ruft die Reliefsteine nach Korgond.“ Der Präfekt lächelte vielsagend.
„Was hat das zu bedeuten?“
„Er ist auch der Gastgeber der Feierlichkeiten in Korgond.“ Der Hesinde-Geweihte legte das Schreiben auf einen Stapel. „Es ist doch wunderbar, dass sich der Junge für die Vergangenheit unseres Königreiches interessiert. Viel zu viel ist bereits in Vergessenheit geraten.“
„Also geben wir ihm die Steine?“
„Selbstverständlich!“ Der Präfekt schaute etwas irritiert zu dem etwas jüngeren Mann hinter ihm auf. „Der allwissende Vater ist zwar in Klausur, aber er war diesbezüglich unmissverständlich! Des weiteren hat er Hals Abreise nach Ochsenblut angeordnet. Die Burggräfin hatte eine entsprechende Anfrage gestellt.“
„Dann soll es so sein.“ Simion lächelte und setzte sich halb auf den Schreibtisch. „In diesem Zusammenhang … hat die Garether Criminal Cammer eigentlich etwas über den Mord an Meister Grauweis herausgefunden?“
„Nein, das haben sie nicht.“ Der Präfekt legte besorgt seine Hand auf Simions Oberschenkel und streichelte ihn sanft. „Das Wissen des Gelehrten scheint für immer für uns verloren.“
„Mich bedrückt eher, in wessen Händen dieses Wissen nun liegt.“ Sorgenfalten legten sich auf Simions Stirn.
„Nun, das liegt nicht in unsere Hand.“ Der Präfekt schob seine düsteren Vorahnungen weg. Er wollte sich nicht ausmalen, welchen Schaden dieses Wissen in den Händen der falschen Personen anrichten könnte. Simion spürte das Unbehagen seines Gefährten und wechselte das Thema.
„Weißt du wie es um die Planungen für die zu stiftende Hesindeschule in den Ostmarken steht?“
„Der allwissende Vater hat Yurika mit dieser Aufgabe betraut.“ Die Gesichtszüge des Mannes mittleren Alters entspannten sich wieder deutlich. „Sie wird den Spendenzug nach Rommilys begleiten. So alles wie gedacht abläuft, werden Iseria und deine Frau Mutter anschließend nach Altzoll reisen um den Bau der Schule zu überwachen.“
„Benötigt die leidgeplagte Bevölkerung der Ostmarken nicht auch spirituelle Unterstützung? So viele Götterläufe wurden sie von verderbten Dämonenbündlern geknechtet. Viele Seelen dürften verloren gegangen sein, die nun wieder in den zwölfgöttlichen Schoß zurückgeholt werden müssen.“
„Neben dem Bau der Hesindeschule, sollte auch die Stiftung eines heiligen Hauses der Allwissenden diskutiert werden. Da bin ich ganz bei dir!“
„Ein wahrhaft guter Gedanke!“
„Yurika sollte bei ihrem Bruder eruieren, ob er für so ein Unterfangen zu gewinnen ist. Der Reichsvogt hat für den nächsten Mond alle Tempelvorsteher der Gerbaldsmark nach Gerbaldsaue geladen. Wie es hieß, soll die weitere Gesundung der Ostmarken dort thematisiert werden.“
„Der Reichsvogt scheint dies sehr am Herzen zu liegen – sehr löblich!“ Simion nickte anerkennend.
„Du kennst doch Reto,“ Bander lachte auf, „der führt immer etwas im Schilde. Aber ja, die Gesundung der Ostmarken scheinen ihm wichtig zu sein.“
Simion lächelte liebevoll und gab seinen Gefährten einen leidenschaftlichen Kuss. „Schluss mit Politik!“