Benutzer:Orknase/Briefspiel

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Hier entstehen meine Briefspieltexte und werden sorgsam verwahrt, bis ich weiß, wohin sie sollen - abhängig davon, ob es zu den Brachenwächtern eine Briefspielreihe geben wird.
Es ist ausdrücklich erlaubt, Rechtschreibfehler sowie Fehler der Zeichensetzung zu korrigieren, genauso wie verloren gegangene Buchstaben richtig zu ergänzen und überzählige einzusammeln.

Drei Krähen und ein Räblein

Das, was war

Fürstentum Kosch, Baronie Birnbrosch, 24. Rahja 1041 [fertig]

Das, was ist

[...], [...], 25. Rahja 1041 [folgt noch]

Das, was sein wird

[...], [...], 26. Rahja 1041 [folgt noch]

Und die Moral von der Geschicht

Ritterherrschaft Praiosborn, Burg Praiosborn, 25. Rondra 1042, abends

„Gib ihnen etwas Zeit, Ailsa“, hob Nurinai am Abend an, nachdem sie sich alle zur Ruhe begeben hatten, „Sie wurden einfach so einem neuen Herren zugeschlagen, da kann es schon mal zu Verstimmungen kommen.“

„Verstimmungen? Du willst sie doch jetzt nicht etwa in Schutz nehmen?“, entfuhr es der Ritterin da fassungslos.

Weiße Lilie“, mahnte die Geweihte, „Was denkst Du denn von mir? Ich bin Deine Schwester!“

„Eben drum!“

„Für mich klang das auch danach“, mischte sich die Skaldin ein, „Es wäre ja nicht das erste mal!“

„Versetzt euch doch mal in ihre Lage: Früher gehörten sie zum Kloster, sie kannten ihren Herrn, sie kannten seine Stärken und seine Schwächen und wahrscheinlich ließ er sie die meiste Zeit gewähren wie sie wollten, solange sie ihre Abgaben regelmäßig und in ausreichender Höhe leisteten. Doch nun?“, sie hielt einen Augenblick inne, „Nun herrscht Du über sie und nichts ist mehr wie zuvor und genau das ist es, was ihnen Angst macht - die Veränderung und das Fremde. Und Du, Ailsa, Du bist für sie eine Fremde. Ja mehr noch, Du stammst nicht einmal aus Garetien. Sie kennen Dich nicht, wissen nicht was sie von Dir zu erwarten haben, kennen keine Deiner Stärken und keine Deiner Schwächen und noch dazu lebst Du hier mitten unter ihnen und somit stehen sie viel mehr unter Beobachtung als dies früher der Fall war.“

„Alles noch lange kein Grund sich so aufzuführen!“, widersprach Scanlail, „Oder haben sie Dich auf dem Donnerhof etwa besser behandelt?“

„Nein“, erwiderte Nurinai betrübt, „Haben sie nicht. Die haben sich in ihren Häusern versteckt, als sei ich der Tod höchstpersönlich.“

„Na, so wie Du riechst...“, kommentierte die Skaldin trocken.

„Was soll das denn heißen?“, donnerte die Geweihte da.

„Es hätte so einfach werden können...“, wisperte Ailsa da, „So einfach...“

„Ach, einfach kann doch jeder“, beschwichtigte Scanlail, „Wo läge da die Herausforderung?“

„Niemand, der sich einen Namen gemacht hat, hatte es einfach, Ailsa“, fügte Nurinai hinzu, „Hinter jedem großen Namen steckt eine große Geschichte.“

„Auf einen großen Namen und eine große Geschichte verzichte ich gerne“, den Rest ließ die Ritterin ungesagt, „Ich will meinen Frieden und Untertanen, die sich auch wie welche benehmen.“

„Gib ihnen einfach ein bisschen Zeit, das wird schon...“, versicherte Nurinai zuversichtlich.

„Besser wär's, Du machst ihnen recht schnell klar, dass Du ihre neue Herrin bist, ob ihnen das nun gefällt oder nicht“, stellte Scanlail klar, „Mit ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit können sie uns nämlich ganz schön auf der Nase herum tanzen.“

„Ja, warum ziehen wir sie nicht einfach mit brachialer Gewalt aus ihren Häusern und peitschen sie aus?“

„Ach, das ist es, woran Du immer denken musst, wenn...“

Ailsa lachte.

„Ich bleib dabei!“, beharrte die Geweihte zerknirscht, „Es wird der Zeitpunkt kommen, da werden sie Dich brauchen und dann...“

„Und wann wird der sein?“

„Das kann schneller sein, als dir lieb ist.“

„Dafür glaube ich...“, murmelte Ailsa, „... ist es bereits zu spät.“

„Man hat versucht uns unter zu kriegen, uns schlecht zu machen, man hat uns beleidigt und beschimpft, denunziert und uns versucht Taten anzuhängen, die nie ein Sceard begangen hat und auch nie begehen wird. Und was ist mit den ganzen Großmäulern da draußen passiert?“, Scanlail hielt einen Augenblick inne, einen langen Augenblick, „Wir, wir sind noch da! Und die?“

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Der Schrei einer Krähe hallte durch die Nacht: „Krâwa. Krâwa.“

Doch in den Ohren der Geweihten klang es wie: „Ist nah. Ist nah.“

[Arbeitstitel]

„Was war das?“, schreckte Scanlail aus dem Schlaf, „Habt ihr das gehört?“

„Das waren nur die Pferde“, murrte Ailsa und drehte sich auf die andere Seite, „Vielleicht streunt draußen Wild umher...“

„Das war der Geist! Ich sags Euch, das war der Geist! Ich hab euch gleich gesagt, dass es eine dumme Idee war, hier das Lager aufzubauen und jetzt kommt er und holt uns alle...“

„Und mit Euch fängt er an...“, frotzelte der Waffenknecht, Lonán, gähnend, „Damit Ihr ihn nicht weiter mit Eurem Krach nervt.“

Ailsa musste lachen.

„Wie oft denn noch“, hob die Geweihte an, „Hier gibt es keine Geister, das sind alles nur dumme Geschichten und nichts weiter.“

„Und was war das sonst?“, wollte die Skaldin da wissen, „Wie würdest Du das denn nennen?“

„Seit wann kennst Du Dich mit Geistern aus?“, erwiderte Nurinai.

„Seit wann kennst Du Dich denn damit aus?“

„Was erlaubst Du Dir eigen...“

„Lonán steh auf, wir gehen nachsehen!“, entschied die Ritterin. Murrend stand der Waffenknecht auf, nahm sich seinen Warunker Hammer und trat zu Ailsa und ihrer Orknase hinaus, beide waren sie nur mit ihren halblangen Nachthemden bekleidet.

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Draußen war alles in ein unheimliches Zwielicht getaucht. Das hell leuchtende Madamal wurde von dunklen Wolken verdeckt, durch die aber hie und da etwas schummriges Licht brach.

Ailsa fröstelte: „Kannst Du etwas sehen?“

„Hm...“, machte der Knecht da und zuckte mit den Schultern, „Morgen werdet Ihr unausstehlich sein?“

Sie schmunzelte kopfschüttelnd: „Als würde ich dafür einen Grund brauchen.“

„Stimmt wohl...“

„Wer ist da?“, rief die Ritterin in die Nacht hinaus, „Wir wissen, dass du da bist, also komm raus und zeig dich.“

„Nella“, rief es da plötzlich mit einer lieblichen Kinderstimme und eine kleine Gestalt zeichnete sich gegen das Zwielicht ab, „Ich bin’s, Nella.“

„Nella?“, fragte Ailsa da verdutzt, „Ich habe zwar gesagt, dass du jederzeit bei uns willkommen bist, aber... mitten in der Nacht?“

„Bitte, Frau... Reichsritterin“, erwiderte das Mädchen mit zitternder Stimme und vollkommen außer Atem, „Ich muss... muss dringend zu... zu ihro Gnaden... Nurinai. Sie muss... sie muss auf den Donner... Donnerhof kommen. Jetzt. Sofort. Bitte.“

„Nurinai?“, rief nun Ailsa ihre Schwester zu sich.

„Brüll doch nicht so“, schimpfte die Geweihte in ihrem Nachthemd schläfrig, „Ich bin doch nicht taub.“

Hinter ihr schlüpfte auch Scanlail aus dem Zelt: „Was soll denn die ganze Krakeelerei. Es ist mitten in der Nacht und es gibt Leute, die schlafen wollen.“

„Nella ist da und verlangt unverzüglich mit der blühenden Narzisse zu sprechen.“

„Bei allen Zwölfen!“, entfuhr es der Skaldin, „Ich wiederhole es ungern, aber es ist mitten in der Nacht und ich will schlafen. Außerdem, was will dieses Mädchen denn schon wieder hie..“

Da stand sie plötzlich vor ihnen: Die Augen total verheult. Der Schweiß stand hoch auf ihrer Stirn. Ihre Wangen knallrot.

„Was ist passiert?“, platze es aus Nurinai heraus.

„Ihr müsst kommen! Bitte. Bitte. Ihr müsst kommen. Ganz schnell. Sofort.“, flehte das Kind verzweifelt.

„Was ist passiert?“, fragte Nurinai erneut, „Jetzt red schon endlich Nella!“

„Ihro Gnaden, bitte! Kommt ganz schnell auf den Donnerhof. Ganz, ganz schnell. Jetzt. Sofort. Und Frau Reichsritterin, bitte kommt mit! Bitte, bitte. Euch werden sie gewiss nicht abweisen! Ganz sicher nicht!“

Ailsa schnaubt nur verächtlich. Ihre Untertanen waren eine eingeschworene Gemeinschaft und man ließ keine Gelegenheit aus ihr und ihren Schwestern deutlich zu zeugen, dass sie hier nicht erwünscht waren und besser heute als morgen von hier verschwinden sollen.

„Wer braucht unsere Hilfe?“, versuchte es nun die Lehnsherrin, „Wer ist es Nella?“

„Meine Mutter“, schluchzte das Mädchen herzzerreißend und dicke Tränen kullerten über ihre Wangen, „Meine Mutter. Ich will nicht, dass sie stirbt! Nicht sie auch noch!“

Und wie so oft war es Scanlail, die auf den einen springenden Punkt kam: „Was heißt hier auch?“

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Irgendwo in der Ferne hallte der Ruf einer Krähe wieder: „Krâwa. Krâwa.“

Doch in den Ohren der Geweihten klang es wie: „Ist da. Ist da.“

Nestbau

Efferd 1042

„Ich kotz gleich!“, gab Lonán, der Waffenknecht, lautstark kund.

„Ach was, das ist doch nur ein Fisch!“, erwiderte die Geweihte.

„Bluten Fische immer so stark?“, wollte Scanlail wissen, „Das hört ja gar nicht auf! Und wie das stinkt! Ist das normal?“

„Das ist nur ein Fisch! Was stellt ihr euch eigentlich so an?“, wiederholte Nurinai mit Nachdruck, „Hat keiner von euch schon mal dabei zugesehen, wie man einen Fisch zerlegt? Wie glaubt ihr wohl, kommen die auf unsere Teller?“

„Wir hätten das unheilige, verkrüppelte Ding gleich verbrennen sollen!“, schimpfte der Knecht weiter, „So was zwölfgötterlästerliches nimmt man nicht einfach auseinander und wühlt in seinem Innersten herum.“

„Ich wühle nicht in seinem Innersten herum!“, stellte Nurinai klar.

„Das macht ja auch unser freier Albernier hier!“, zog die Skaldin den Knecht auf.

„Könnt ihr mal die Klappe halten!“, schimpfte Ailsa da ungehalten. Sie saß auf einer Bank unter dem Sonnensegel, ein nahezu leeres Stück Papier vor sich und versuchte verzweifelt ihrem Hirn sinnvolle Worte abzuringen, die sie niederschreiben konnte, doch bis auf verschieden große Tintenkleckse hatte sie bisher nichts zuwege gebracht. Gerade tropfte erneut die Tinte von ihrer Feder und fügte dem Mosaik aus dunklen Punkten einen weiteren hinzu. „Ich versuche mich hier zu konzentrieren!“

„Macht Ihr das mit den anderen Toten auch?“, fuhr Lonán unbeirrt fort.

„Mit den anderen?“, fragte die Geweihte da irritiert, während sie versuchte, die Abartigkeit des vor ihr liegenden Fisches in einer Zeichnung festzuhalten.

„Na ja, zum Beispiel mit... hm... Menschen?“

„Mit Menschen?“, Nurinai hielt einen Moment inne, „Hm... daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich kann gerne für Dich eine Ausnahme machen.“

„Oh, nein, nein, Euer Gnaden, das ist zu gütig, aber gewiss nicht nötig. Ich dachte da eher...“

„... an meine Schwestern?“, führte sie weiter aus, „Ja, ja, in der Tat, es wäre wirklich interessant zu wissen, was mit denen eigentlich nicht st...“ Da legte Scanlail mit Nachdruck ihre Hände auf die Schultern ihrer Schwestern: „Was wolltest Du noch gleich sagen?“

„Ähm… ich hab euch lieb? Ganz doll sogar?“

„Gefällt mir schon besser. Viel besser.“

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„Duuuu, Scanlail?“, flötete Ailsa da ganz lieblich, „Kannst Du mal kommen?“

„Duuuu, Ailsa?“, erwiderte die Skaldin im selben Tonfall und trat näher zu Ailsa heran, „Was kann ich für Dich tun?“

„Meine liebe Schwester, weißt Du, worum ich Dich immer - mein Leben lang - beneidet habe und immer beneiden werde?“

„Na, jetzt bin ich aber gespannt...“, murmelte die Geweihte leise, „... was das wohl ist, mir fällt beim Besten Willen einfach nichts ein...“

Scanlail bedachte Nurinai mit einem bösen Blick, nur um dann anschließend ihre ältere Schwester auffordernd anzuschauen.

„Deine Begabung und Dein Talent, thorwalsche Rose, sind einfach - das kann man gar nicht anders sagen - einmalig. Wie Du mit Worten umgehen kannst, das ist geradezu... beneidenswert.“

„Ja“, antwortete die Skaldin trocken und verschränkte ihre Arme vor der Brust, „Ich habe viele Talente.“

Nurinai kicherte bereits leise.

„Und weißt Du, welches davon am meisten hervorsticht?“, hob Ailsa an, „Dein Talent für’s Schreiben! So wie Du schreibst, kann niemand anderes schreiben. Auf der einen Seite so deutlich und klar, in Deinen Gedichten so lieblich und rhythmisch und in Deinen Pampleten so scharf und anzüglich und...“

„Was immer sie will, tu es!“, mischte sich da die Geweihte ein, „Bevor sie noch an dem ganzen Schleim erstickt und ich sie dann mal wieder retten kann.“

„Ich hab auch schon angefangen zu schreiben“, die Ritterin wedelte nickend mit dem Stück Papier herum, dass Scanlail ihr dann abnahm und fragte: „An wen soll dieses Schriftstück denn gehen?“

„Den Marktvogt.“

„Ah!“, macht die Skaldin da, „Klar! Das ist dieser große Klecks hier oben, oder?“

Ailsa schnaubte.

„Und das… Bei allen Zwölfen, Ailsa!“, seufzte sie nun theatralisch, „So was schreibst Du dem Marktvogt? Ausgerechnet dem Marktvogt? Solche anzüglichen Din...?“

„Ich will auch sehn! Ich will auch sehn!“, rief die Geweihte da, „Zeig her!“

Doch die Ritterin riss ihrer Schwester das Schriftstück aus den Händen: „Das ist doch überhaupt nicht wahr! Was erzählst Du da eigentlich? Da sind nur Tintenkleckse drauf! Verschieden großen Tintenkleckse!“

„Schade...“, kommentierte Nurinai mit aufrechtem Bedauern, während Scanlail nur verschmitzt grinste, sich setzte, ein neues Stück Papier nahm, die Feder in die Tinte tauchte und fragte: „Was willst Du ihm denn schreiben?“

„Na ja, ich muss es irgendwie schaffen ihm eine ganze Menge Dukaten aus den Taschen zu leiern.“

„Dann leier mal.“

„Ich bin nicht gut im Leiern...“

Scanlail seufzte: „Wie viel brauchst du denn?“

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Ailsa deutete auf ein kleines Kästchen auf dem Tisch: „Der Ehrwürden Rondradan Zweiflamm vom Rhodenstein hat mir eine Aufstellung gemacht. Er kennt sich aus mit so etwas. Einen ganzen Tag bin ich mit ihm in dieser Ruine herumgeklettert, kenne jede modrige Ecke und jedes nasse Loch. Einen ganzen Tag hat er mich Dinge gefragt, die ich nicht so recht beantworten konnte und von Dingen geredet, die ich noch nie gehört habe oder von denen ich nichts verstehe oder beides. Dann hat er alles zusammengerechnet und noch einige Skizzen hinzugefügt.“

Die zog Scanlail nun aus dem Kästchen heraus, begutachtete sie ausführlich und sagte schließlich: „Gar nicht so übel, gar nicht so übel. Nahezu quadratisch, drei Ebenen also, an den Ecken jeweils Türmchen...“

„Die eine Seite halbrund...“, korrigierte Ailsa, „... das wäre dann die Kapelle. Sie ist aber… na ja… optional.“

„Optional?”, beschwerte sich da die Geweihte, „Seit wann sind die Götter optional?“

„Nurinai bekommt also eine eigene Kapelle und was ist mit mir?“, beschwerte sich die Skaldin pikiert.

„Die Kapelle ist nicht für Nurinai, sie wird dem Herrn Boron gew...“, versuchte Ailsa zu beschwichtigen, wurde jedoch sogleich von der Geweihten unterbrochen: „Weil ich von meiner Kirche für meine Arbeit bezahlt werde. Und unberhaupt: Warum suchst Du Dir eigentlich keinen Mäzen? Dann hättest Du auch mal eigene Dukaten in der Tasche.“

„Ich?“, entfuhr es Scanlail da entsetzt, „Meinst Du ich habe nichts besseres zu tun, als dem ständig und immerzu nur Honig um das Mäulchen herumzuschmieren und ihm in den Hintern zu kriechen?“

„Ja“, erwiderte Nurinai da, „In der Tat, das glaube ich.“

„Und das aus dem Mund von jemanden, der nach Tod stinkt...“

„Ich stinke nicht nach Tod!“, widersprach die Geweihte, „Was erlaubst Du Dir eigent...“

„Doch, das tust Du!“, bekräftigte die Skaldin, „Auch wenn Du es noch so oft leugnest! Sagt nicht dein Herr selbst, das man besser schweigen soll, als lügen? Außerdem reicht es doch vollkommen aus, wenn Ailsa einen hat...“

„Ich?“, entfuhr es der Ritterin da entsetzt.

„Ja, Du Orknase!“, Scanlail nickte langsam, aber mit Nachdruck, „Oder wie würdest Du das denn sonst nennen?“

„Ein Mäzen bezahlt seinen Schützling“, konnte die Ritterin da nur erwidern, „Folglich verbitte ich mir diese Bezeichnung, denn das würde ja heißen, dass ich entweder sein Schützling sei oder aber seine H...“

„Ich finde ja, für den Reitunterricht solltet Ihr Euch schon bezahlen lassen“, frotzelte der Knecht und untermalte seine Worte mit einem energischen Kopfnicken. Einen Augenblick blickten alle Schwestern etwas betreten drein, dann prusteten Nurinai und Scanlail los.

„Pass bloß auf, was Du da von Dir gibst!“, scholt ihn Ailsa.

„Ich bin ein freier Albernier! Und kann folglich tun und lassen was ich will und den Mund verbieten lasse ich mir auch nicht. Außerdem solltet Ihr Euch besser benehmen oder wollt ihr die nächsten Praiosläufe nur Grütze essen? Morgens, mittags UND abends?“

„Keine Grütze!“, flehte die Geweihte da, „Bitte keine Grütze mehr! Ich kann sie einfach nicht mehr sehen.“

„Sie kommt mir doch schon jetzt zu den Ohren raus!“, fiel Scanlail mit ein.

„Darüber reden wir noch!“, drohte Ailsa schließlich an.

„Aber recht hat Lonán schon“, stimmte die Skaldin ihm nun zu, „Er hat danach eine viel bessere Figur auf seinem Gaul gemacht. Na ja, er saß zwar nicht lange da oben, aber den kurzen Augenblick lang war seine Haltung exzellent, außerdem kann man schließlich nicht alles haben. Hast Du ihm, wie Vater bei uns früher, auch die Reitgerte zwischen Ellenbogen und Rücken geklemmt?“

„Ich hab ihm mit der Reitgerte den Hintern versohlt!“, lachte Ailsa da nur.

„Kein Wunder ist der so schnell vom Gaul gefallen“, kommentierte Nurinai.

„Wie ein überreifer Apfel von einem Baum“, führte Scanlail weiter aus.

„Wie Ailsa auf dem Großen Fürstlichen Ritterturnier zu Angbar 1041“, holte die Geweihte nun alle Beteiligten wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

„Dafür bin ich Drittplatzierte bei den Zweihandwaffen!“, verteidigte sich nun die Ritterin energisch.

„Und hast im Finalkampf der Zweihandwaffen Keilholtz aus Dir machen lassen...“, griff Scanlail das Thema auf und war augenblicklich enttäuscht: „Versteht ihr denn immer noch nicht? Keilholtz von Keilholtz, seinem Namen, der da lautete...“

„Ich glaube, dass Ailsa seinen Namen nie wieder vergessen wird!“, schnitt ihr Nurinai das Wort ab, „Ich fand das schon damals nicht komisch und es wird durch zunehmende Wiederholung auch nicht besser. Und jetzt hör endlich auf damit!“

Schmollend zog Scanlail nun ein anderes Stück Papier aus dem Kistchen heraus und begutachtete es.

„Bei allen Zwölfen!“, entfuhr es der Skaldin da, „So viel Dukaten braucht man für eine Burg?“

„Für eine Burg in der für uns alle genug Platz ist und auch noch für einige mehr, schließlich - und ich zitiere hier den Rhodensteiner - wisse man nie, wann die Herrin Rahja vorbeischaut und die Herrin Travia ihr gleich auf dem Fuße folgt, nur damit die Herrin Tsa einen wenig später beehrt. Für ausreichend Lagerräume für Vorräte aller Art. Für einen Stall für unsere Pferde und etwas Nutzvieh. Für die Versorgung mit Wasser. Und schlussendlich für eine Mauer um alles herum mit einem Torhaus.“

„Und vergiss nicht die Kapelle!“, mischte sich nun die Geweihte ein.

„Wenn man die Zahl in Spiegelschrift schreibt, dann sieht es gar nicht mehr sooo schlimm aus. Dann sind es nur gaaanz viele Nullen.”

Hofhaltung

[in Bearbeitung, aber noch nicht fertig]

Krähen im Maul des Greifen