Geschichten:Auf den Spuren Ongaloschs - Zackenreißer und Zackenbeißer
Wandleth, Grafschaft Schlund, 1041 BF
Leobrecht von Ochs war eigens von den Efferdstränen angereist, als ihm die Geschichte zugetragen wurde, dass sein Sohn mit einigen wild gewordenen Zwergen in den Raschtulswall auf Ferkinajagd gezogen sei. Er konnte es nicht glauben und wollte sicher gehen, dass an diesem Unsinn nichts Wahres dran war.
„Leobrecht, bei Angrosch Bart, doch nicht auf Ferkinajagd. Welcher Holzbock erzählt denn so einen Unsinn. Sie sind losgezogen um die alte Zwergenfeste Ongalosch zu entdecken. Erst zum Sturmfels und dann weiter ins Gebirge. Da wird doch der Stein im Steinbruch verrückt.“
Die Aussagen des Grafen beruhigten den Reichsvogt keinesfalls. Eigentlich war der Grund der Reise ja egal, das Schlimme an sich war die eigentliche Reise. Was fiel dem Bengel bloß ein. Und dann auch noch über den Sturmfels. Seine Gedanken blieben bei seiner Frau hängen – sie wird ja wohl nicht auch. Unruhe machte sich in ihm breit.
„Sie zogen los, gerade eben erst, vor einigen Wochen, wir freuen uns bereits auf ihre Rückkehr und ebenso auf die prachtvollen Geschichten – und wenn Angrosch uns hold ist finden sie noch Gold in dem alten Stollen." frohlockte der Zwergengraf.
„Mein Bruder Igrolosch führt die Gruppe um deinen Fläumling an. Dazu weiß Karoscha wie man einen Hammer schwingt. Und auch die mitreisenden aus meinem Volk sind erfahrene Zwerge, deren Feuertaufe schon Feuertage zurückliegt. Du musst Dir keine Sorgen machen.“
Einige Tage später
Die Hörner schallten von den Mauern des Grafenpalastes und deuteten die Heimkehr des Grafenbruders an. Ingramm, Graf von Schlund wartete mit dem Reichsvogt Leobrecht von Ochs in der großen Halle. Das Oberhaupt des Hauses Ochs war sehr angespannt, konnte er auf die Entfernung von den Wehrgängen doch nicht erkennen, ob sein Sohn bei den Rückkehrern war.
Die hölzernen Tore des Rittersaales öffneten sich als Igrolosch als Erster durch das Portal schritt. Hinter ihm folgte Karoscha, ihren großen Hammer über der Schulter liegend. Neben ihr folgte Gorim aus der Ganoschsippe und der Brilliantzwerg Toddie, Sohn des Toth.
Über die kleinen Zwerge blickend, sah Leobrecht seinen Sohn und seine Ehefrau, den Geweihten Odilbert und seinen Novizen. Sein Herz weinte innerlich vor Glück, bis er erschrak und den fehlenden Unterarm seiner Frau entdeckte. Sie waren am Leben, das war die Hauptsache dachte er sich, dennoch zornig. Die Etikette wahrend blieb er starr neben dem Grafen stehen, obwohl er beide am Liebsten in die Arme geschlossen und vor allem Wolfaran eine saftige Ohrfeige verpasst hätte.
Zum Schluss betraten Arnbrecht, Thimorn und drei unbekannte Gäste aus den Perricumer Kulturlanden die Halle und schlossen die Tore hinter sich.
Igrolosch trat vor „Mein liebster Bruder, Angrosch führte uns auf einem steinernen Pfad in das Gebirge. Er stellte uns vor göttergefällige Prüfungen. Mit unserem ganzen Kampfesmut stellten wir uns diesen. Der Totengott meinte es nicht gut mit uns und riss Rorek, Ingax, Tedd und die Menschen Tsalinde, Arnulf und Robur aus unserer Mitte. Ihr Blut ist nun mit den Bergen vereint.“
„Doch Angrosch führte uns auch in seine prachtvollen Hallen. Riesige Hallen, wie sie unsere Urväter einst bauten, tief in den Raschtulswall. Die Zeugnisse der alten Zeit waren gut zu erkennen, wenn auch der Berg eine große Leichenhalle der Toten ist. Die Geschuppten haben in den Drachenkriegen hier wahrlich blutrüstig gerodet.“
„In der großen Halle zu Ongalosch mussten wir uns einem Drachen zum Kampfe wagen. Einem verdammten Geisterdrachen, auf einem verdammten Geisterschatz!"
„Mein Bruder, der Schatz war eine zum Großteil eine Illusion, von dem geschuppten Getier gesponnen, ein weiterer Teil wurd verschüttet. Doch ganz mit leeren Händen kommen wir nicht zu Dir zurück.“
Wolfaran und Arnbrecht traten mit zwei wundervoll gefertigten Äxten, aus besten Toschkril-Stahl, in der Hand nach vorne und reichten diese zu Graf Ingramm.
Der Graf las die Inschrift, die sich ergab als man beide Äxte zusammenlegte. In den Äxten war in der Angramschen Bildsprache eingraviert „Zackenreißer und Zackenbeißer“. Mit feuchten Händen nahm der Waffennarr sich dieser Äxte an. Sie würden seine Waffenkammer wahrlich bereichern.
"Weitere Stücke beanspruchen die, die in das Abenteuer reisten, um ihr Leben kämpften, ihre Gefährten ließen und und doch ruhmreich zurückkehrten."
"Natürlich sind die Schätze denen gewährt, was für ein Freund wäre ich sonst. Zumal auch nicht auf meinem Grund geborgen.", brummte der Graf.
"Und da sind weitere, die uns den letzten Abstieg ermöglichten und so vielleicht dem Raben ein paar Leben abtrotzten. Ihnen verlangt es nach nicht viel, nur eine kleine, erzene Platte. Die Gigantengezwingerin hat es ihnen quasi schon zugesagt."
"Eine Platte?", hakte der Graf amüsiert nach.
Die zwei gelehrten, kulturländischen Damen traten hervor und stellten sich vor. "Ganz recht, Euer Hochwohlgeboren, die Platte zeigt eine Berglandschaft zwischen zwei brennenden Vulkanen, um einen von ihnen kreisen ehrhabene, geflügelte Wesen - wir vermuten Greifen, zu Fuße der Berglandschaft eine Sichel, oder Säbel und weitere Figuren. Sie kann uns sicherlich noch viele Geschichten erzählen. Geschichten, denen wir durch die Erzählungen dieser heldenmutigen Streiter, über einst die eigene Geschichten erzählt werden, näher kommen können." Die Frauen ergänzten sich gegenseitig. Wobei beide danach noch zu einer These über den Zusammenhang zwischen alten Legenden und magischen Phänomenen ergänzend anhoben, der schon bald kaum noch einer zuhörte.
So dass man im Anschluss - nachdem die Platte den Frauen gewährt wurde - den Toten mit einer Zeremonie gedacht wurde und mit einem Bier in der Hand die Lebenden gefeiert wurden!
Untermalt wurde diese Szenerie von einer Ballade, vorgetragen von der Zwergin Andra. Sie sang von den weiten des Raschtulswalls, den Drachenkriegen und heldenhaften Angroschim.