Geschichten:Raschtulswaller Ränke - Sturmfelser Wut
Sturmfelser Wut
Anfang Rondra 1042 BF In der Stadt Wasserburg
Korhilda folgte dem Aufruf ihres Schwagers Parinor von Hartweil nach Wasserburg. Sie traf in der Leichenhalle am Boronanger ein, wo ihre fünf Jahre jüngere Schwester, so wie ihre Nichte und ihr Neffe aufgebahrt waren.
Neben ihrem Schwager stand ihr Bruder Rondred, der aus Viehwiesen kommend, eine schnellere Anreise hatte. Er spendete dem Witwer Trost.
Die Sturmfelserin umarmte ihren Schwager. Beide weinten.
Sie regelten noch die Überstellung der Leichname in den Schlund ehe sie sich zurückzogen. Parinor berichtete Rondred und Korhilda von den Vorkommnissen in der Todesnacht. Den Unfall konnte er nicht genauer beschreiben, dafür ging alles zu schnell.
Die helfenden Hände vor Ort berichteten davon, dass zwei vermummte Gestalten sich schnell vom Tatort wegbewegten. Dieses nahm Parinor zum Anlass die Kutsche genauer zu untersuchen und an einem Unfall zu zweifeln. Ihre Achsen waren so einfach geborsten wie ein Strohhalm und der Karren, gegen den sie gekracht waren war aus dem Nichts gekommen und hatte sich urplötzlich gelöst. Irgendetwas stimmte hier nicht, das sagte ihm sein Bauchgefühl.
Woran er sich aber mit Gewissheit erinnerte war die unterlassene Hilfeleistung des hiesigen Barons. Er ließ seine Frau und seine Kinder in der Gasse elendig verrecken. Vielleicht hätten die Geweihten der Herrin Peraine ihr tsagefälliges Leben retten können.
Rondred tobte vor Wut, er war heißblütiger als seine Schwestern. Er wollte sich auf dem Weg zum Schloss Tikaris machen, um einige Dinge zu regeln – wie er es ausdrückte. Korhilda hielt ihn mit den Worten „Ich werde das regeln“ davon ab.
Am nächsten Morgen, Korhilda hatte eine Nacht darüber geschlafen, um nicht überstürzt weitreichende Entscheidungen zu treffen. Doch hier führte kein Weg an einer Konfrontation vorbei. Es ging um ihre Schwester, um ihre Familie.
Das Oberhaupt des Hauses Sturmfels ritt mit ihrem Bruder zum Schloss des Barons von Wasserburg.
Der Haushofmeister versuchte ihnen den Weg zum Baron zu versperren, der Berater schien nicht zugegen zu sein. Wie bei ihrem letzten Besuch in Wasserburg war die Sturmfelserin durchsetzungsfähig und erzwang sich eine Vorstellung bei Zordian von Tikaris.
Innerlich wütend und tobend, nach außen hin sehr bestimmend ging sie auf den Baron von Wasserburg zu. Dieser war in seinem Miniaturenzimmer und beschäftigte sich mit seinen Modellen seiner neuesten geplanten Bauten.
Korhilda stellte sich vor ihn, ihren Handschuh in der rechten Hand haltend. Sie beschuldigte ihn, den Tod ihrer Schwester, sowie der Kinder wohlwissend in Kauf genommen zu haben. Dem Baron interessierte es nicht die Bohne, er wusste gar nicht richtig, wovon die alte Furie sprach.
Korhilda brachte diese Gefühllosigkeit auf die Palme. Mit einem Schlag zog sie dem Baron von Tikaris den Lederhandschuh durchs Gesicht. „Hiermit beschuldige ich, Korhilda von Sturmfels, Oberhaupt des Hauses Sturmfels, Euch Zordian von Tikaris den Tod meiner Familienmitglieder mit verantwortet zu haben. Die Fehde ist erklärt!“ Sie schmiss ihm den Handschuh vor die Füße und verließ Wasserburg.
Beinahe entrückt starrte der Baron auf den Handschuh, wandt sich ab und beschäftigte sich mit seinen Modellen, beiläufig ließ er nach jemandem rufen. Der Handschuh störte ihn, jemand musste das regeln.