Geschichten:Vom Hasen zum Hirsch - Ausgestopfte Sauen

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Version vom 22. Februar 2019, 20:58 Uhr von Ostbrisken (D | B)
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Ritterherrschaft Ostbrisken 18.Travia 1042BF

Vor einer Woche waren Radulf und Oleana, die beiden Waffenknechte die Solmar Hoffing ihm gestellt hatte, auf Hohenbrisken eingezogen. Sie hatten drei Wochen lang jeden Schritt entlang der Brache in Augenschein genommen und einen ausführlichen Bericht über ihre Erkenntnisse angefertigt. Die beiden verstanden ihre Arbeit, wussten womit sie es zu tun hatten und scheuten den unheiligen Wald nicht… Zumindest nicht mehr, als jeder vernünftige Mensch dem etwas an seinem Leben lag… Sie hatten Abdrücke zahlreicher verschiedener Tiere am Rande der Brache gefunden. Teilweise gar einige Dutzend Schritt ins Umland hinein. Bei manchen Abdrücken passten Form, Größe und Tiefe nicht überein. Auch andere Spuren warfen immer wieder Fragen auf um welches Tier es sich handeln möge. Hier gab es Spuren die auf Rotwild hinwiesen, doch erklärten sie nicht die Schuppen die an einer abgeriebenen Borke hingen… Oder Hasenspuren, die deutlich zu groß für das Tier waren und viel zu tief in den Boden eindrangen… Viele dieser Absonderlichkeiten wurden Hane berichtet. Ja, die Brache war erwacht.

Doch auch die Brachenwacht war nicht untätig! Rund um die Brache etablierten sich neue Lehen, wehrhafte Machthaber machten ihre Pläne zur Sicherung des Umlandes und der Untertanen und Biester wurden erschlagen wo man ihrer ansichtig wurde.

Hane rollte das Pergament zusammen, das ihm der Bote gebracht hatte. Die Rolle trug das Siegel des Zerber von Mersingen, Brachenwächter auf Burg Zwingstein. Niemals hatte Hane es für möglich gehalten in einem Atemzug mit einem Mitglied der Familie derer von Mersingen genannt zu werden. Doch hatte er auch niemals gedacht jemals dem Reichsadel anzugehören. Das Leben nahm teils unerwartete Wendungen. Ähnliches werden wohl auch die unvorsichtigen Händler auf der Straße nach Zwingstein gedacht haben, die von einer Rotte Brachenschweine angefallen wurden… Nochmals las Hane die Einladung zur Zwingsteiner Brachenhatz und die Schilderungen des Reichsjunkers. Hässlich verwachsene Frischlinge sind unter ihnen hatte er geschrieben. Was sollte Hane noch wundern… Ein kurzer Blick ins Kellergewölbe Hohenbriskens zeigte zu welchen Widernatürlichkeiten dieses Land in der Lage war…

Er setzte sich an die aufgebockte Holzbohle, die ihm in solchen Momenten als Schreibtisch diente und nahm sich Pergament und Federkiel zur Hand. Hane versiegelte das Schreiben, presste seinen Siegelring in das heiße Wachs und bestaunte wieder einmal kurz den Umstand, dass er nun ein eigenes Wappen trug. Wann werde ich mich daran wohl gewöhnt haben…?

Reichsjunker Zerber von Mersingen zu Zwingstein
 
 
 
 
Hochverehrter Bundsbruder,

Auf der Jagd bin ich seit Kindesbeinen zu Hause. Möge Die Gütige Mutter Euch für Eure Gastfreundschaft ehren und möge Der Weiße Jäger uns das Jagdglück auf dieser Mission angedeihen lassen – Ich werde Eurer Einladung selbstverständlich folgen! Ich werde in Begleitung dreier Gefolgsleute, meines treuen Jagdhundes und einem Karren voll Fallenmaterial erscheinen um meinen Teil dazu beizutragen die Biester vom Antlitz unserer wunderschönen Heimat zu tilgen.

Auf dass ein jeder Stützpunkt der Brachenwacht in Kürze von einem ausgestopften Frischling oder gar einer Sau geschmückt werde!
 
 
 
 
Reichsritter Hane von der Aue zu Ostbrisken

Mit dem gerollten Pergament ging er nach draußen, wo seine Kameraden und der Bote saßen und ein einfaches Mittagsmahl zu sich nahmen. Der Bote sprang auf, als er den Reichsritter aus dem Turm kommen sah. Hane bemerkte, dass die Platte vor dem jungen Mann noch nicht geleert war.

„Es gibt keinen Grund zur Eile. Gib Reto noch ein bisschen Zeit sich um dein Pferd zu kümmern und setz dich wieder hin. Dein Mahl kannst du in Ruhe aufessen. Die Geschicke des Landes werden sich nicht in diesen wenigen Augenblicken entscheiden und schon gar nicht mit diesem Brief.“ Hane reichte die Rolle an den Boten weiter, der sie pflichtbewusst mit geübten Handgriffen in der Lederkladde verstaute. „Erzähl uns doch lieber mal wie deine Reise so lief. Zwingstein liegt im PraioS der Reichsstadt, also bist du wahrscheinlich über Silkwacht, Gramfelden und Neu-Auenwacht geritten… Wie ergeht es meinen Nachbarn?“

Als der Bote seinen knappen Bericht beendet hatte, bemerkte Hane die bohrenden Blicke Carls. Er warf ihm das Schreiben des Reichsjunkers zu und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.


„Wir gehen auf die Jagd, mein Lieber! Und du darfst Oleana mal schön zu einem Einkaufsbummel beim Waffenschmied ausführen.“ Der Hüne fing die Schriftrolle aus der Luft. Das Strahlen in seinen Augen zeigte, dass diese Neuigkeiten genau nach seinem Geschmack waren…