Benutzer:Treumunde/Briefspiel
Briefspiel Ina
Im Wald von Kroandal
Kleine Quasselstrippe
Meinungsaustausch in der Madaburg
Meinungsaustausch in der Madaburg
Im Blick der Eule
Ein mystischer Forst
Das Erbe der ersten Lilie
Hoch in den Baumwipfeln
Verborgener Schlangentempel
Das weiße Auge
Madalena studierte seit Wochen die unbekannten Glyphen in den Fluren des Hesindetempels. Mittels Hellsichtszauberei kam sie der Bedeutung der Schriftbilder immer näher.
Hesindian unterdessen fertigte eine Kopie der Chronik an. Er traute sich nicht, das uralte Buch aus der Magierkugel zu nehmen. Zu sehr fürchtete er, es würde zu Staub verfallen.
Iseria Aidalôe von Manlaith untersuchte unterdessen weiter das alte Gemäuer. Sie kroch durch fast eingestürzte Gänge. Die Hesindegeweihte räumte Schutt beiseite, um weitere Gänge begehbar zu machen.
Es war so aufregend, sie spürte in ihrem Innersten die geweihte und magische Kraft die diesem Tempel innewohnte. Welch Relikt aus alten bedeutsamen Zeiten. In einer der Lesesäle konnte sie eine Feder unter einer gewaltigen Staubdecke entdecken – eine selbstschreibende Feder mit ihre Tinte eigenhändig in sich herstellte. Welch wunderbares Artefakt.
Die profanen Gegenstände waren zerstört, doch sie war sich sicher, dieser Tempel beherbergte noch weit mehr. Er stammte noch aus Zeiten, als die Geweihten oft gleichzeitig Magier waren – wie zum Beispiel Argelion Schlangentreu der zu den Magierkriegen lebte.
Sie erreichte eine Stelle, an der riesige Baumauswüchse den weiteren Weg versperrten. Durch die Wurzeln konnte sie ein Schimmern sehen und eine Unterhaltung hören. Fasziniert und allein von ihrer wissensdurstigen Neugier getrieben zwängte sie sich durch die Verästelung.
Ihre Robe verhakte sich dabei und riss an einigen Stellen auf. Wie sie aussah, völlig verdreckt und in zerrissener Kleidung. Iseria konnte darüber hinwegsehen, es gab gerade Wichtigeres als adäquat auszusehen.
Die letzten Wurzeln waren so dicht, dass Iseria nicht weiter hindurch krabbeln konnte. Sie steckte durch das Baumloch ihren Kopf und lugte in den vor ihr liegenden Raum. Ergreifend war der Anblick. Vor ihr offenbarte sich ein weißer Alabasterstein auf einem Dreibein, ein weißes Auge, welches Bilder und Laute in den Raum projizierte. Ein rotes oder schwarzes Auge wäre ihr lieber gewesen, aber einen solchen Sensationsfund mochte sie nicht erwarten.
Als würde sie einem Bühnenstück folgen, schaute sich die Geweihte die dort gezeigten Szenen an. Es zeigt eine Magierin, sie schien auch gleichzeitig Geweihte zu sein, wie sie mit anderen Magiern konferierte. Sie konnte ihren Namen erhaschen - Canyzeth von Silz. Den Namen hörte sie zum ersten Mal, war sie die letzte Tempelvorsteherin? Waren es aufgezeichnete Erinnerungen eines Magierkonvents? Nein, warum würden Zwerge dann neben den Magiern stehen. Es war auf irgendeinem Berg, sie standen um einen blutenden Brunnen, um sie herum schien ein Kampf stattgefunden zu haben. War das eine Erinnerung der Ereignisse auf dem Ruchinsberg während der Magierkriege?
Es fuchste sie ungemein, dass sie nicht weiter durch das Dickicht kriechen konnte. Sie wäre gerne näher an das weiße Auge herangetreten. Sie beschloss erst einmal den Rückweg zu nehmen und sich Schritt für Schritt heranzukämpfen.
Eins mit der Natur
Travia 1042 BF, Baronie Bärenau, Dorf Kroandal
Wochen um Wochen vergingen, während Hesindian, Madalena und Iseria die alten Schriften kopierten und die Gemäuer erfoschten.
Vor allem das große Schriftbild, welches die Wände des kompletten Tempel Flurs abdeckte, stellte die Magierin vor eine große Herausforderung.
Sie kannte die Sprache nicht - Hesindian vermutete es sei Drakned - was dazu führte, dass Madalena vom Berg ein ums andere Mal den Xenographus Zauber wirken musste. Wie gut, dass die Umgebung von magischer Natur war und sie ihre Astralenergie recht schnell regenerierte.
Hesindian kümmerte sich unterdessen um das Buch in der Kristallkugel. Hierbei handelte es sich um die Chronik des Tempels. Der Draconiter war begeistert, so viel Wissen um die Zeit vor und während der Magierkriege zu erhaschen. Der erste Eintrag wurde im Jahr 470 BF niedergeschrien, der letzte Eintrag des Manuskripts endete im Götterlauf 596 BF. Welch geschichtsträchtiges Jahr - die Verfassung des Garether Pamphlets. Ob es wohl noch mehr niedergeschriebene Ereignisse gab? Vindariel berichtete von dem letzten Geweihten, der den Ort verließ als er noch keine fünzig Götterläufe alt war - das war um 800 BF.
Iseria unterdessen war weiter damit beschäftigt den Weg zum weißen Auge freizulegen. Zu sehr interessierte es sie, was sich in den weiterführenden Gängen befand. Welches Wissen würde der Ort noch preisgeben?
Lechmin verbrachte einige Tage mit den Draconitern und der Geweihten in den alten Gemäuern. Das Wissen überforderte das junge Mädchen, weshalb ihre Lehrmeister beschlossen, sie solle sich in Völkerkunde üben und ihre Zeit besser bei den Waldelfen verbringen.
So geschah es eines Tages, die Hesindianer hatten ihre Schriften nach Monaten beendet, dass Hesindian und Madalena ihre Elevin suchten. Sie stießen dabei auf Vindariel, der dabei war eine Panflöte zu schnitzen. "Hast Du Lechmin gesehen?" wandte sich Madalena an den Waldelfen.
"Ja gewiss, sie ist auf der Waldblöße mit den anderen Kindern."
Hesindian schaute auf die Lichtung. Er sah mehrere Weidengewächse an denen hübsche Weidenkätzchen sprossen, ein größeres Gewächs und mehrere kleinere. Lechmin sah er nicht und auch keines der Elfenkinder. Er ahnte schon, was passiert war. "Ist es das was ich denke?"
"Neniel übt mit den Kindern. Sie sollen die Kraft der Natur spüren, ihre Essenz soll sich mit ihrem Geist verbinden. Genießt in der Zwischenzeit unsere Gastfreundschaft, es dauert noch eine Zeit bis Lechmin sich zurückverwandelt."
Dunkle Pforten
Travia 1042 BF, Baronie Bärenau, Dorf Kroandal
Während Lechmin, verwandelt in eine Weide, die Eigenheiten der Natur erlernte, genossen die drei Hesindianer die Gastfreundschaft der Waldelfen.
Iseria, die eine große Affinität zu den Elfen besaß, fühlte eine ungewohnte Vertrautheit, gar Verbundenheit. War es das elfische Blut in ihr das nun zu ihr sprach? Mit Hingabe erforschte sie daher die Kroandal-Sippe, auch um ihrer eigenen Herkunft ein kleines Stück näher zu kommen. Madalena beschäftigte sich unterdessen mit der elfischen Zauberkunst, während Hesindian unzählige Gespräche mit Vindariel führte.
Eine Stelle am Rande des Elfendorfes weckte das Interesse der Hesindianer, weshalb sie sich eines morgens dorthin begaben.
Die Geweihte Iseria nestelte in ihrer Tasche und holte ein Tiegelchen heraus, welches sie bei ihren Reisen von der Hexe Amanxalyn von der Eiche geschenkt bekam. Sie öffnete die Dose und eine leicht bläulich schimmernde Paste kam zum Vorschein. Iseria streute mit einem Messlöffel einige Spuren davon in die Umgebung.
Die Umgebung tauchte komplett in ein bläuliches Leuchten. Zur Wand hin wurde es gleißend hell. "Ha... ein Tor in die Anderswelt." frohlockte die Hesindegeweihte.
"Feensalbe zum Entdecken von Feentoren - nicht schlecht" Hesindian war mehr als überrascht.
"Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wie wir es benutzen können" frohlockte Madalena.
Während die Draconiter und die Hesindegeweihte konstruktiv diskutierten näherte sich Vindariel.
"Neugierde, die Eigenschaft, die ich bei Euch Menschen immer wiederfinde. Es liegt sicher daran, dass Eure Lebensspanne so gering ist."
"Was befindet sich hinter dem Tor?"fragte Iseria interessiert.
"Ein Pfad, ein Weg von hier nach dort." "Ah, eine Astralglobule - interessant" warf Hesindian ein.
Ina, Bernd
Boron 1042 BF, Baronie Bärenau
Lechmin hatte sich mittlerweile wieder von einer Weide in einen Menschen zurückverwandelt und übergoss ihren Onkel mit den Erkenntnissen, die sie als Pflanze gewinnen konnte. Welch überwältigende Erfahrungen für die junge Elevin.
Vindariel und Neniel versammelten unterdessen die Gruppe um Hesindian, Madalena, Iseria, Mandrion und Lechmin an dem Astraltor am Rande des Waldelfentores.
"Ich werde Euch den Weg öffnen. Folgt der Roten Pfeilblüte und wandert nicht abseits des Weges." wies Vindariel die Gruppe an.
"Die Zeit hinter dem Tor verläuft nicht wie gewohnt - zumindest nicht wenn Ornaval es nicht möchte. Es gab Rosenohren die als junger Mann hinein traten und als Greis hinaus kamen." erklärte Neniel, während Vindariel weiter erzählte "Oder Erwachsene Menschen, die als Kleinkind die Globule verließen. Haltet euch nicht zu lange darin auf."
Die Elfensippe schloss sich zusammen und öffnete mit einem mystischen Singsang das magische Portal.
Vor den Reisenden offenbarte sich ein Pfad, an dessen Rändern die Tarnelen - ihr nennt es roter Löwenzahn - wachsen. "Folgt den Elei und verlasst den Pfad nicht." wiederholte Vindariel seine Warnung. "Gehabt euch wohl, Feyiama"
Iseria und Madalena gingen vor, Mandrion folgte, zum Schluss gingen Lechmin und Hesindian.
Die Elevin war fasziniert. Um sie herum war alles farbenfroher, als sie es von Dere kannte. Sie erkannte zahlreiche bunte und exotische Tiere, an Land und in den Lüften. Riesige Wälder, die Urwäldern glichen und wenige Behausungen in den Bäumen, hier schienen kleine geflügelte Feen zu leben.
Wie durch Magie zog sich die Elevin zu ihnen hingezogen. Hesindian ergriff sie, als sie den Pfad verlassen wollten. "Nicht Lechmin. Wir bleiben auf dem Pfad, dem roten Löwenzahn folgend. Wie Vindariel uns anwies."
"Nur in Sichtweite Onkel, bitte." Lechmin war von ihrer Neugier getrieben.
Er kniete sich vor seine Schülerin und deute auf die Umgebung, es war Zeit für eine Lehrstunde. "Sieh genau hin. Jedes Objekt, jede Lebensform spiegelt sich. Der Untergrund hat spiegelnde Oberflächen, Tiere und Pflanzen schimmern gläsern. Zudem scheint in dieser Welt alles einer ständigen Veränderung zu unterliegen."
Lechmin beobachtete ihre Umgebung gut, während Hesindian weiter sein Wissen vermittelte. "Die Pfade sind verschlungenen, immer neue Abzweigungen und Windungen verändern die Wege. Wenn man sich nur kurz abwendet, kann ein Pfad, der eben noch da war, nun ein Spiegelbild sein. Die Orientierung in dieser Feenwelt ist extrem schwierig. Wenn wir Vindariels Pfad verlassen, werden wir uns verlaufen."
"Und altern oder verjüngen?" Die Elevin dachte an Vindariels warnende Worte.
"... oder wir verlaufen uns und werden nicht mehr zurückfinden." beendete Hesindian die Ausführungen seiner Schülerin.
Lechmin schaute über ihren Onkel auf den zurückgelegten Weg. "Schau Onkel, die roten Blumen verschwinden."
"Ja, Liebes, ich weiß. Unser Rückweg ist abgeschnitten, es gibt nur den Weg nach vorne."
Auf Elfenpfaden
Boron 1042 BF, in der Globule, später im Reichsforst
Sie folgten weiter dem roten Löwenzahn, der sie immer weiter in die Astralglobule führte. Ihnen blieb auch nichts anderes übrig, denn die Wegweiser hinter ihnen verschwanden. Alleine würden sie den Rückweg zum Kroandal Wald nie und nimmer bewerkstelligen können. Schon klug gelöst, dachte Hesindian, die Elfen befanden sich so in Sicherheit vor unnötigen Eindringlingen.
Der Pfad führte sie in einen farbenfrohen dichten Wald. Die vielen Tiere - Eichhörnchen, Vögel, Hasen und viele mehr - beobachteten die Reisenden. Ihr Weg endete in einer Waldlichtung die umrandet war von der Tarnelenpflanze, durch die Mitte mäanderte ein kleiner Fluss.
"Wir sind am Ende unseres Weges" mutmaßte Hesindian. "Dem muss ich zustimmen" Iseria war vollends fasziniert von dem was sie sah.
Mandrion setzte sich hin, Madalena und Lechmin gesellten sich neben ihm. "Und was nun?" sprach Lechmin. "Ich sollte unbedingt den Zauber Planastrale Anderwelt erlernen" das wäre jetzt ein Ausweg mutmaßte die Magierin.
Hesindian und Iseria wandelten umher und beäugten mit kritischen Blicken die Umgebung. In den Tiefen des Flusses - er war viel tiefer als gedacht - erspähte Hesindian ein funkelndes Leuchten. Unzählige Regenbogenforellen umkreisten das Licht. "Seht her" sprach er zu der Hesindegeweihten. "Ich denke unser Sphärentor auf Dere." schlussfolgerte Iseria.
Alle standen um den Fluss herum und schauten auf den schimmernden Grund. Mandrion traute sich als erster und stieg in den Fluss. Er tauchte hinab und verschwand in dem leuchtenden Kegel.
Die anderen taten es dem Elfen nach und durchtauchten die Dunkle Pforte.
Sie tauchten durch das Licht hindurch und schwammen am anderen Ende an die Oberfläche des Wassers - einer nach dem Anderen. Am Ufer erblickten sie einen Elfen, der wie es ihnen vorkam, schon auf sie wartete, sowie ein junges, scheinbar menschliches Mädchen. "Sanyasala, Bian Varra Dioy Avalarion ay Aydindril."
Die Hesindianer schwammen an den Uferrand und kletterten aus dem Wasser.
"Sanyasala - Sei gegrüßt Freund des Waldes." begrüßte ihn Iseria und führte weiter eine Unterhaltung in bestem Isdira.
Iseria wandte sich an seine Gefährten. "Das ist Avalarion aus der Quellentanzsippe. Er ist Hüter des Sphärentores welches vom Reichsforst zum Kroandal Wald führt. Die Quellentanzsippe ist in der Lage das diesseitige Tor zu öffnen und die Kroandal-Sippe ist Herr über den anderen Eingang. Das Mädchen heißt Mayana und ist seine Schülerin."
"Kann man auch die andere Richtung reisen? Also von hier - wo immer wir auch genau sind - zurück zum Kroandalwald?" Madalena war neugierig.
Die Hesindegeweihte nickte. "Laut Avalarion ist dieses möglich, wenn er bzw. seine Sippe dieses möchte. Es erscheint für Auserwählte ein Pfad begleitet von Mondglöckchen."
"Und wo befinden wir uns genau? Ich tippe auf Reichsforst." wollte Hesindian wissen.
"Wir sind nahe der elfischen Siedlung Aydindril. Wir sollen dem Fluss Eibenbach weiter folgen, dann über Eibenheim nach Eibmühlen. Von da aus den befestigten Weg nach Süden."
"Und dann auf die Angbarer Reichsstra0e bei der Stadt Überdiebreite" beendete Hesindian ihren Satz - eine schlechte Angewohnheit des Draconiters. Der wenn er etwas wusste es auch kundtun musste.
Iseria lächelte mild, die besserwisserische Eigenschaft hatten viele Hesindianer.
Kleines Wörterbuch:
Varra Dioy Hüter des Tores
[Ina, Bega]
(K)ein zurück
Gut Eibenheim, Junkertum Eibenhain, Boron 1042 BF:
Die Wissen suchende Gruppe folgte dem Lauf des Eibenbaches. Bald schon ließen sie den dichten Wald hinter sich und eine dichte Dornen bewehrte Hecke versperrte ihren Weg. Hinter der Hecke konnten die Reisenden einzelne Rauchschwaden ausmachen.
„Wir haben Eibenheim erreicht“, stellte Hesindian trocken fest.
„Nun ja, wir haben es fast erreicht“, verbesserte ihn Madalena.
„Diese Art von Wehrhecke dient scheinbar dem Schutz des Dorfes vor den Kreaturen des Waldes.“ Iseria schaute sich die ineinander verschlungenen Pflanzen genau an.
„Wir werden dem Verlauf des alwa weiter folgen“, Marnion deutete auf den Eibenbach.
„Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.“ Die kleine Lechmin schaute belustigt zu den anderen, denn die Gruppe musste durch den Bach waten um das Dorf zu erreichen.
Auf der anderen Seite liefen sie zwischen Feldern, Wiesen und einer Handvoll Bauernhäuser vorbei, bis sie die Dorfmitte erreichten. Hier, an einem kleinen Teich unweit einer in einem hölzernen Pavillon stehenden, steinernen Statue, wartete bereits ein praktisch, aber tadellos gekleideter Mann um die 40, sowie ein in Leder gekleidetes Mädchen. Iseria nahm ihn erst gar nicht richtig wahr und blickte wie gebannt zu der Statue, die das Abbild eines Mannes zeigte, der eine geschwungene und verästelte Krone trug und in der Hand einen faustgroßen Feueropal hielt. Im Sockel waren Töpferscheibe und Webstuhl sowie einige Schwalben eingemeißelt. „Ha“, murmelte Iseria vor sich hin, „eine Simia-Statue … König Simia … der Elfenkönig … wie interessant.“
„Verehrte Gäste, willkommen in Eibenheim“, der Mann erhob seine Arme zu Gruße, „Ich bin Hartudan von Hartwalden-Hartsteen, Vogt dieser Lande und das ist meine Knappin Jurga. Meine Herrin, die Dame Elaya von Feenwasser erwartet euch bereits. Bitte folgt mir.“
Die Reisenden begleiteten den Vogt. Linker Hand konnten sie einen kleinen See und an dessen Ufer eine große, uralte Blutulme ausmachen. Rechter Hand war ebenfalls ein See zu sehen, in dessen Mitte die rußgeschwärzten Ruinen einer Burg klagend ihre Mauern erhoben. Zwischen den Seen führte sie der Weg zum Gut der Junker von Eibenhain.
Iseria, sonst nicht an den Verstrickungen des Adels interessiert, sprach den Vogt auf seinen Familiennamen an und tatsächlich, Hartudan war der Bruder von Raulbrin, dem Prior von St. Ancilla, Iserias Heimatkloster. Dere war doch klein.
Als sie den Innenhof des Gutes erreichten, führte sie der Vogt eine hölzerne Treppe hinauf zum Haupthaus. In der Eingangshalle wartet bereits eine ältere Frau. An ihrer Seite standen ein Junge und ein Mädchen, ungefähr so alt wie Lechmin und allen Anschein nach Zwillinge.
„Ich habe euch bereits erwartet, Reisende der vergessenen Pfade“, sprach die alte Dame freundlich aber bestimmt. „Kommt herein, das Mahl ist gerichtet.“
Nachdem sich die Reisenden im Speisesaal ordentlich gestärkt hatten – der Vogt und seine Knappin hatten sich empfohlen - erzählten sie der Hausherrin von ihrer Reise durch den Feenpfad. Elaya schien nicht überrascht. Ihr Blut unterhielt schon seit vielen Jahrhunderten gute Beziehungen zu den Elfen von Aydindril. Dies führte soweit, dass die Familie ihre Magiebegabten der Elfensippe überließ, damit diese die Sitten und Bräuche der Elfen erlernten und so als Mittler dienen konnten. Das junge Mädchen an der Seite Avalarions war Elayas Urenkelin Mayana.
Die Hausherrin bot der Reisegruppe an, hier zu nächtigen, was alle auch dankbar annahmen.
Am nächsten Morgen versammelten sich alle Abreise bereit im Innenhof des Gutes. Es lag eine schwer fassbare Harmonie über diesen Ort. Das Summen der Bienen im nahen Bienenstock; die junge Falknerin, die ihren gefiederten Jagdgefährten auf die bevorstehende Jagd vorbereitete; das Hämmern des Schmiedes– alles wirkte so … richtig. Der Reichsforst war ein seltsamer, ein besonderer Ort. Wer hier überleben wollte, lebte MIT dem Wald.
Als der Aufbruch nahte, wandte sich Iseria an ihre Gefährten. „Meine Freunde, viele Monde haben wir zusammen Fantastisches erlebt, Wissen gesammelt und unsere eigenen Horizonte erweitert. Auch wenn ich anfangs skeptisch war“, der Blich der Geweihte ruhte dabei kurz liebevoll auf Lechmin, „habe ich euch alle liebgewonnen. Doch unsere Wege werden sich nun trennen.“ Überraschung, zuweilen auch Entsetzen grub sich in die Gesichter der Angesprochenen. „Avalarion wird mir das Tor zum Feenpfad wieder öffnen, so dass mich mein Weg, wenn es die Allwissende will, wieder in den Kroandal-Wald führt. Ich habe meine Aufgabe dort noch nicht beendet, es gibt noch so viel zu erkunden, noch so viel Wissen zu erlangen. Bitte überreicht diesen Brief an meinen Abt.“ Mit diesen Worten gab sie Hesindian einen gesiegelten Brief.
[Bega]
Bund von Kroandal
Dorf Eibenheim, Junkertum Eibenhain, Boron 1042 BF:
Da standen sie nun im Innenhof, schweigend und starrten entgeistert Iseria an. Hesindian, Madalena, Marnion und auch die kleine Lechmin, sie alle waren von der Entscheidung der Hesinde-Geweihten mehr als überrascht.
„Dies ist eine große Bürde, die du dir auferlegst, doch ich bin mir sicher du weißt was du tust.“ Güte und Verständnis lag in den Augen Hesindians. „Ein wenig beneide ich dich auch und wäre ich nicht so in stark in unserer hiesigen Welt gebunden, so würde ich es dir wohl gleichtun.“
„Hesindes Geist wird mit dir wieder in den Kroanwald einziehen und die Erkenntnisse der vergangenen Jahrhunderte werden gesichert werden. Welch ein erhabeneren Dienst an der Allweisen kann es geben?“ Madalena legte sanft ihre rechte Hand auf die Schulter Iserias.
„Ich werde dich besuchen kommen, ganz bestimmt!“ Die Augen der kleinen Lechmin füllten sich mit Wasser und sie stürzte auf Iseria zu. Auch wenn die beiden einen schwierigen Anfang gehabt hatten, waren sie sich doch nun sehr zugetan.
Elaya blickte zu Marnion und sprach dann zur Gruppe. „Ihr müsst aufbrechen. Iseria und ich werden euch noch bis zum Dorfplatz begleiten. Hartudan, Jurga, ihr bleibt hier.“
So schritt die Gruppe schweigend den Weg zum Dorfplatz. Für Lechmin schien es ewig zu dauern.
Am Dorfplatz angekommen, versammelte Elaya die anderen um die Simia-Statue im Pavillon. Die geschwungene und verästelte Krone wirkte majestätisch, der Feueropal in den steinernen Händen schimmerte Dunkelrot.
„Meine Kinder, fasst euch an den Händen“, durchbrach Elaya das Schweigen. „Es gilt zu schmieden einen Bund, der nur im Verborgenen existieren kann. Was ihr gesehen, was ihr aufgeschrieben habt, ist nicht für Unwissende gedacht, denn verborgen für die Unwissenden sollen die Geheimnisse des Kroandalwaldes bleiben. So geloben wir, uns einmal jährlich an diesem Tage hier vor dem Herren des Waldes zu versammeln um Rat zu schlagen und die gewonnen Erkenntnisse auszutauschen. Der Bund von Kroandal sei aus unserer Mitte heraus ausgerufen, möge er die weisen Herrschaften Adran von Feenwasser und Canyzeth von der Lohe mit einschließen.“
Elaya zeichnete mit ihrem Stock drei ineinander verschlungene Schlangen in den erdigen Boden.
„Möge dies unser Zeichen sein!“
Nun war es an den Geweihten den Eidsegen zu sprechen und der Bund von Kroandal ward geschlossen.
[Bega]
In den Zimmern der Villa OX
Wie bei den Rotpüscheln
Im Kaminzimmer auf, Villa Ox, Hesinde 1042 BF
Es war schon spät der in der Nacht. Der nächste Tag schon angebrochen. Wolfaran schritt aufgekratzt durch das Kaminzimmer, während seine Frau in den Wehen lag. Neben ihm saß sein Vater Leobrecht, der bei einem guten Schlucke Wein, den neuesten Garether und Märker Herold bestimmt schon zum dritten Mal in aller Ausführlichkeit las.
„Setz Dich Junge.“ Der Reichsvogt füllte einen weiteren Becher Rotwein und reichte diesen an seinen Sohn weiter. Aus dem Nachbarzimmer hörten sie die Schreie Iraldas, die bereits seit Stunden darum kämpfte dem kleinen Ochs‘ das Licht der Welt zu zeigen. Wolfaran nahm daraufhin einen großen Schluck und leerte den Pokal in einem Rutsch. „Bitte noch einen“
Beim nächsten Rebensaft ließ er sich ein wenig mehr Zeit und setzte sich neben seinen Vater. „Bei Deiner Geburt habe ich fast einen ganzen Tag vor dem Zimmer Deiner Mutter verbracht. Du hattest damals keine Eile auf die Welt zu kommen. Ohja, sie war damals noch so blutjung. Gerade siebzehn Lenzen alt.“ Resümierte der alte Ochse und schwelgte dabei in Erinnerungen.
„Ich war ja schon ein paar Mal dabei, als unser Nachwuchs geboren wurde, doch ist es immer wieder aufregend und anstrengend. Aber ich will mich nicht beklagen. Iraldas Aufgabe wiegt hier schwerer als meine.“
„Ja sicher, die Strapazen für die Frau sind schlimmer. Doch wer seine Frau liebt, der leidet mit. Wenn auch nicht mit körperlichen Schmerzen“
„Warum sehen wir Ochsen nur tatenlos zu? Wann gedenkst Du Dich an Mutters Seite zu stellen?“ Wolfarans Blick hielt inne und er wartete auf eine Antwort seines Vaters. „Oh Wolfaran, wenn es nach mir ginge hätte ich Karoscha und ihre Schlägelschwinger schon längst in Wasserburg einfallen lassen. Ich respektiere jedoch den Wunsch Deiner Mutter, in der Fehde passiv zu bleiben. Glaub mir, das fällt mir äußerst schwer.“
„Und ich dachte schon, du wolltest nicht, sie ist doch Deine Frau und meine Mutter…“ Wolfaran wurde jäh unterbrochen, als ein lautes Babygeschrei seine Ohren erreichte. „Gratulation, Vater.“ Hob Leobrecht sein Glas beglückwünschend in die Richtung seines Sohnes, der mit seinem gehobenen Glas die besten Wünsche annahm. „Mädchen oder Junge, jetzt bin ich gespannt.“ Der Kanzleirat war durchaus aufgeregt.
„Hauptsache gesund und munter, die Hebamme wird uns das Neugeborene bestimmt gleich zeigen. Ich bin gespannt, ob ihre Erwartungen richtig waren und wir noch weiteres Geschrei zu hören bekommen.“
Während die beiden auf glühenden Kohlen auf den Neuankömmling warteten, hörten sie erneut die Schmerzensschreie Iraldas. „Aha, also Zwillinge.“ Wolfaran wollte auf der Stelle aufstehen und in Richtung des Schlafgemachs seiner Frau gehen, als ein erneuter Schrei eines Säuglings ertönte.
Leobrecht schüttelte sehr gut gelaunt sein Haupt. „Glückwunsch zum Zweiten. Das ist ja wie bei den Rotpüscheln.“ Darauf nahm auch der Reichsvogt erst mal einen ganz, ganz tiefen Schluck aus seinem Rotweinglas.
Die Tür öffnete sich und die Amme schritt durch den Türrahmen. Auf dem Arm zwei kleine Bündel, zwei propere Mädchen. „Beide Kinder sind wohlauf und putzmunter.“ Wolfaran nahm sie freudig entgegen und schritt zu seinem Vater, um ihm seine Kinder zu zeigen.
„Na dann muss ich morgen Anaxios schon mal darauf vorbereiten, dass er beginnt das Geld abzuzählen. Deine Frau ist wahrlich ausgefuchst, wie der Rest ihrer Stippwitzer Vorfahren. Hat das Kleingedruckte im Vertrag wirklich genau gelesen.“ Der Reichsvogt wusste, dass dem Haus Ochs jetzt eine horrende Zahlung an das Haus Stippwitz drohte. Zu ihrem ersten Geburtstag erwartete der alte Krämer aus dem Kosch jetzt seinen Anteil.
„Damit hat Tante Giselda sicher nicht gerechnet, als sie diesen Vertrag abgeschlossen hat.“ Feixte Wolfaran, noch überschwänglich und voll von Glücksgefühlen. „Gerechnet vielleicht nicht, aber sicher gehofft, Deiner Frau einen Anreiz geschaffen zu haben, das Haus Ochs vor dem Aussterben zu retten und sich selber vom Schuldenberg zu befreien – und du weißt, ohne Euch wären wir nicht so vielzählig. Es ist schon spät, oder sollte ich besser früh sagen. Du solltest jetzt zu Deiner Frau gehen, sie erwartet Dich sicher. Ich werde noch versuchen ein wenig zu schlafen.“
Das Oberhaupt des Hauses war sichtlich erfreut, die Zukunft der Ochsen war gesichert. Wie unwirklich es ihm vorkam, vor knapp über zehn Götterläufen, als Tabur starb, bestand der garetische Zweig noch auch Giselda, Anaxios und ihm…. Und jetzt: anerkannte Kinder, neugeborene Enkelkinder, Nichten und Neffen. Unglaublich, wie schnell sich das Blatt zum Guten wenden kann.
Eine Großpackung Levthanstreu
In der Kemenate von Iralda von Ochs, Villa Ox, 1042 BF
Iralda noch erschöpft von der anstrengenden Zwillingsgeburt, ruhte dennoch glücklich und zufrieden im Wochenbett. Auf ihrer Brust lag ihre vor einigen Stunden erstgeborene Tochter.
Neben ihr lag Wolfaran, kuschelnd mit seiner süßen Tochter und seufzte. „Ich muss euch schon bald wieder verlassen, meine Tätigkeit in der Reichskanzlei erfordert meine Anwesenheit. Ich möchte…“ „Du musst und ich verstehe es. Wir müssen uns den Gegebenheiten stellen, die das Haus Ochs von uns verlangt.“
„Es ist eine Krux, ich habe mir immer diesen Nachnamen gewünscht und war verzweifelt ein Bastard zu sein. Doch erst seit dem ich legitimiert bin, weiß ich was für eine Verantwortung das mit sich bringt. Mein Leben wird fremdbestimmt. Als Wolfaran von Mardrabrück oder Wolfaran von Bärenau hätte ich tun und lassen können, was ich wollte. Mein Vater würde nicht immer meiner habhaft werden. Und jetzt…“
„Als Iralda und Wolfaran von Bärenau wären wir mittellos. Vielleicht wäre ich gar keine Baronin geworden. Es ist gut so, wie es ist. Auch wenn ich dich sehr vermisse und Du die meiste Zeit des Jahres in Elenvina weilst.“
„Ich liebe Dich Iralda, ich liebe dich so sehr und vermisse dich jetzt schon. Vater hat mich gestern zu einer Unterredung bestellt. Er versucht mich wieder zurück nach Garetien zu holen. Ich solle ihm vertrauen und mich in Geduld üben.“
„Das ist ja ganz Deine Stärke.“ Beide mussten lachen. „Vertraue ihm, er will nur Dein Bestes.“
„Ja, ich weiß. Wie wollen wir eigentlich unseren Nachwuchs nennen? Hast Du besondere Wünsche?“
„Aldare und Hardane, das würde ich präferieren. Welche zwei Namen hast Du im Sinn?“
„Keine konkreten. So langsam gehen mir die möglichen Vornamen auch aus.“ Sinnierte Wolfaran
„Wo immer Du jetzt dran denkst, verwirf es gleich wieder. Ich bin fertig mit Kinder gebären. Mein Körper gehört jetzt mir.“
„Heißt das, ich darf nicht mehr ran?“
„Nein, es heißt bevor Du kommst um mich zu besuchen, geh in Elenvina auf den Markt und kauf eine Großpackung Levthanstreu. Ohne Rahjalieb strandest Du auf dem Trockenen und ich meine es ernst.“
Ein Hoch auf die Tradition
In der Kemenate von Iralda von Ochs, Villa Ox, 1042 BF
„Du hast um ein Gespräch mit mir gebeten?“ Leobrecht von Ochs trat in das Zimmer seiner Schwiegertochter ein. Iralda saß an einer kleinen Sitzgruppe am Fenster und las in staatstheoretischen Büchern und Schriften. Trotz der Geburt, ihr Studium nicht aus den Augen verlierend.
Neben ihr lagen im Stubenwagen ihre beiden Säuglinge Aldare und Hardane. Beide seelenruhig schlummernd.
„Setz Euch doch bitte“ Sie goss ihm einen Tee ein und schob lecker duftendes Gebäck in seine Richtung. Der Reichsvogt strich erst gutmütig seinen Enkeln über den Kopf und küsste Iralda begrüßend auf die Wange, bevor er Platz nahm. Galt er als Reichsvogt auf dem politischen Parkett als harter Hund, so war er privat ein liebevoller Familienmensch.
„Du siehst gut aus. Es freut mich, Dich und die Kinder wohlauf zu sehen.“ Der Reichsvogt platzte innerlich fast vor Stolz, als er auf seine Nachkommen blickte.
„Mir geht es gut, danke der Nachfrage. Danke, dass ihr meinem Wunsch auf ein Gespräch nachgekommen seid.“
„Was brennt Dir unter den Nägeln? Was kann ich für Dich tun?“
„Ich habe von Eurem Gespräch mit Anaxios gehört? Ist es wahr, er wird die Baronswürde an seinen Sohn weitergeben?“
„Was Du alles hörst. Ich habe ihn darum gebeten, darüber nachzudenken. Wegen seines magischen Erbes, kann er die Position des Barons zu Viehwiesen nur begrenzt wahrnehmen und wir sind schließlich ein praiosgefälliges Haus.“ Leobrecht erfreute es immer wieder, dass Iralda durchaus gesteigertes Interesse an Politik entwickeln konnte.
„Ich hatte auch den Funken Madas in mir….“
„Ja, Du hattest, nicht hast. Du hast vom Grafen von Hartsteen Deine Baronswürde erhalten und dürftest im vollen Umfang die Amtsgeschäfte selber leiten. Anaxios kann das nicht.“
„Wie stellt Ihr es Euch vor, wenn Ruben Baron von Viehwiesen wird?“
„Er bekommt einen Vogt, bis er den Ritterschlag erhalten hat. Sofern Anaxios diesem Vorgehen zustimmt.“
„Wenn ich die Traditionen des Hauses richtig verstanden habe, ist der Baron von Viehwiesen das Oberhaupt des Hauses Ochs?“
„Ja, so sind die Traditionen…..“ Leobrechts Aussagen hörten sich wie einstudiert an, denn er ahnte was jetzt kommen würde.
„Leobrecht, hier muss ich protestieren. Ein Knabe im Pagenalter kann nicht das Oberhaupt unserer Familie sein. Das wäre politischer Selbstmord. Ihr gedenkt doch wohl nicht auf Eure Stellung zu verzichten?“
„Ich denke, dass solange er den Ritterschlag nicht erhalten hat, wird er nicht in der Lage sein diese Position auszufüllen. Bis zu diesem Tage werde ich dem Hause weiterhin zu Diensten sein und es führen.“ Leobrecht haderte innerlich selber mit sich. Wahrscheinlich würde Boron das Problem in fünfzehn Jahren schon gelöst haben, er war ja selber nicht mehr der Jüngste.
„Gut, so habe ich es erwartet. Dann kommen wir zu meinem eigentlichen Problem. Ihr erwartet von mir, dass ich dann einem zwanzigjährigen Jüngling folge, der wahrscheinlich am Schlunder Grafenhof ausgebildet, nur im geringfügigen Maße die garetische Politik beherrscht?“ Iralda war durchaus bewusst, dass sie hier offen gegen jegliche Traditionen rebellierte.
Leobrecht sammelte seine Worte, wie gut dass die kleine Aldare gerade quengelte. Er nutzte die Gelegenheit, um seine Enkelin auf den Arm zu nehmen, und ein paar Runden durch das Zimmer zu drehen.
„Iralda, Liebes, Du weißt so ist die Tradition. Wir sind ein altes Haus, Traditionen sind wichtig.“
„Traditionen ändern sich. Ihr seid zurzeit unser Oberhaupt und auch nicht Baron auf der Viehwiesen. Warum habt ihr Anaxios bloß in Richtung Heirat und Nachwuchs getrieben? Ihr hättet Eure Linie erstarken lassen können.“
„Anaxios ist ein Magier, er kann keinem Haus vorstehen. Wir sind doch hier nicht im Horasreich oder den Tulamidenlanden, wir sind ehrbare Garetier! Und zu Deinem zweiten Punkt: ich bin zwar gleichfalls Familienvater und möchte nur das Beste für meine Nachkommen, doch ich muss zu allererst auf das Wohlergehen des ganzen Hauses schauen. Weitsichtig und nicht engstirnig sein.“
„…Und dennoch Ihr wart mal Darpaten. Der Stammsitz war nicht immer Burg Ox. Ochsenstein, so hieß doch das erste Lehen des Hauses nicht wahr?“ Iralda bohrte weiter. „Ochsenstein war ein Junkergut. Erst auf Burg Ox wurden wir in den Hochadel erhoben.“ So langsam entwickelte sich eine hitzige Diskussion zwischen der Baronin und dem Reichsvogt.
„Wenn der kleine Ruben seinen Ritterschlag erhält, werde ich über zwanzig Jahre meine Amtsgeschäfte geleitet haben. Und wir wissen Beide, ich sitze in Bärenau nahe der Kornkammer des Reiches, direkt an der Kaisermark. Ich stamme aus einem Adelsgeschlecht, das weiter älter ist, als das Haus Ochs… „
Leobrecht unterbrach Iralda. Gebetsmühlenartig wiederholte der Reichsvogt seinen Standpunkt. „Das Oberhaupt des Hauses Ochs ist der Baron von Viehwiesen.“
„Außer er ist Magier“ moserte Iralda. „Was soll erst Wolfaran sagen, er folgt Euren politischen Fußstapfen und wird sicher mit Sicherheit einen guten Namen und eine gute Position erringen. Soll er sich hinten anstellen? Soll ein Jungspund unsere Geschicke leiten und all das einreißen, was ihr seid Taburs Tod aufgebaut habt? Ruben wird, und das wisst Ihr so gut wie ich, ein Schlunder Hinterwäldler, der nicht ausziehen wird um sich weiterzubilden, denn seine alleinige Aufgabe ist Baron von Viehwiesen zu sein.“
„Iralda, genug ist genug. Der Junge ist noch zu jung, um soweit in die Zukunft zu blicken. Ich verstehe Deinen Unmut und es ehrt mich, dass Du so große Stücke auf mich hältst. Dennoch, wie ich mehrmals schon sagte, Tradition ist wichtig.“ Leobrecht befand sich in einer Zwickmühle. Iralda hatte mit allem Recht, was sie sagte, doch das war gegen die Tradition. Und Tradition war für den Reichsvogt von besonderer Bedeutung.
Iralda nahm seine Hand und schaute ihm beharrlich in die Augen. „Tradition ist wichtig, solange sie nicht Stillstand oder gar Rückschritt bedeutet. Ein starkes Haus ist wichtig und dazu braucht es einen starken Anführer. Mögen die Götter uns hold sein und Ruben zu einem solchen werden lassen. Ansonsten…“
Leobrecht löste seine Hand und legte seinen Finger auf ihre Lippen. „Schhhhhh, es ist meine Aufgabe, das Haus so stabil auszurichten, damit es sich weiter entwickeln kann. Ruben ist ein kluger Junge und er hat Potential, dass man nur in die richtige Richtung stoßen muss. Er ist klug wie sein Vater und charmant wie seine Mutter. Er kann meinen Fußstapfen folgen, wenn wir ihn genug drauf vorbereiten und unterstützen. Wolfaran wird gewiss meinem Wunsch folgen und ich hoffe Du wirst mein Antlitz in Ehren halten, an dem Tag an dem ich sterbe. Das wichtigste ist, dass die Herde zusammenbleibt und sich nicht abspaltet.“ Innerlich haderte er mit seinen ausgesprochenen Worten, würde Wolfaran wirklich seinen Wünschen folgen?
„Ihr seid wie ein Vater für mich und ich kann Euch versprechen, dass ich nichts tun werde, was dem Haus Ochs schadet.“ Wohlwollend lagen die Blicke Iraldas auf denen ihres Schiegervaters.
Leobrecht legte die, nun abermals schlafende Aldare, wieder zurück in die Wiege. Küsste Iralda zum Abschied auf die andere Wange. „Vertrau mir, und bitte dieses Gespräch sollte unter uns bleiben.“
Der Reichsvogt verließ das Zimmer seiner Schwiegertochter. Er konnte ihr nicht böse sein, eigentlich sprach sie nur aus, was er bereits dachte. Doch von klein auf wurde ihm von seiner Schwester Giselda eingeimpft, Tradition ist wichtig. Was für eine Krux.
Zirkel der heulenden Finsternis
Aus eins mach' zwei
gegeben Ingerimm 1042 BF, Villa Ox, Kaiserstadt Gareth
wie ich Robans Berichten entnahm, blieb Deine Suche nach der Rahjageweihten Rahjalina von Fuchswalden erfolglos. Somit muss ich davon ausgehen, dass ihre Knochen aus dem Beschwörungsfeld geborgen wurden und sie nicht mehr unter den Lebenden weilt.
Was das Junkertum Fuchswalden betrifft, habe ich nun eine Entscheidung getroffen. Da Fuchswalden das größte Junkertum in der Baronie Bärenau ist, habe ich mich entschlossen das Junkertum in zwei Lehen zu unterteilen.
Das erste Lehen behält den Namen Fuchswalden und umfasst die Herrschaften Nebelauen und Clarentia, sowie den Marktflecken Fuchswalden. Stammsitz wird die Turmhügelburg Fuchsbau.
Das zweite Lehen erhält den Namen Bronstein und ihm zugewiesen werden die Herrschaften Wulfenhag und Eslamsberge, sowie die Dörfer Haselbusch und Bronstein. Stammsitz wird der Gutshof Bronnen.
Beide Lehen werde ich als Junkertum belehnen. Rohaja wird mir als Erbin folgen, so ich einst in ferner Zukunft als Baronin abtreten sollte. Klein-Leobrecht wird in die Familie Ruchin heiraten und Trisdhan ist nach der Belehnung seiner Großmutter mit der Baronie Wasserburg, hinter seinem Vater, in der Erbfolge angesiedelt.
Daher bestimme ich folgendes:
Hiermit verfüge ich, dass Ophelia Korhilda von Ochs Junkerin von Fuchswalden wird und ihre jüngere Schwester Lechmin Elea von Ochs belehne ich mit dem Junkertum Bronstein.
Die Erstgenannte gehört dem Klerus der Perainekirche an, daher werde ich dem Junkersgut einen Vogt zuteilen. Ich bestalle Edala von Hartwalden-Sturmfels mit dieser Aufgabe.
Und auch für das Junkertum Bronstein ernenne ich einen Vogt, da Lechmin ein magisches Erbe in sich trägt. Diese Aufgabe wird Rondril von Bärenau-Pandlaril übernehmen.
Um den Bund mit dem Bärenauer Niederadel zu stärken, werde ich im Zuge der Belehnungen meiner Töchter, deren Verlobungen bekannt geben. Ophelia wird mit dem Edlen Thiolan von Ibelstein verlobt und Lechmin mit dem Edlen Welf von Krolock.
So geschehe es, in Praios Namen!
Iralda von Ochs
Abschied von Prunk und Protz
Trisdhan und Alion
Trisdhan und Alion -Stalljunge
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
Alles um ihn herum war neu und ganz anders als in der Kaiserstadt Gareth, wo er die letzten Monde lebte. Nachdem seine Großmutter überraschend als Baronin von Wasserburg belehnt wurde, war sein Leben von ein auf den anderen Tag ein anderes.
Trisdhan Du wirst beizeiten ein Baron, hatte seine Mutter gesagt. Ein Baron wie irrwitzig das klang. Gerade war er noch ein viertgeborenes Kind, jetzt sollte er ein Erbe sein – nach seinem Vater Wolfaran. Seine Schwester Rohaja würde in ferner Zukunft Bärenau erben und seiner Mutter folgen. Sein Bruder Leobrecht war versprochen in die Familie Ruchin und Ophelia gehörte dem Klerus der Perainekirche an.
Es erschien dem siebenjähren Jungen mehr als unwirklich was gerade mit ihm geschah. Seine Großmutter hatte ihre Vögtin geschickt, um ihn aus der Kaiserstadt abzuholen und aufs Perricumer Land zubringen. Hier duftete alles nach Wasser, Feldern und Bergen. Nicht so dreckig wie der Moloch der Kaiserstadt. Das gefiel ihm sehr gut, obwohl er seine Geschwister vermisste.
Auf dem Hinweg reiste er am Fluss vorbei zu dem schönen Schlösschen in dem seine Großmutter wohnte. Großmutter ging es leider noch nicht so gut, so erkundete der Junge alleine die Umgebung. Wer immer dieses Gemäuer errichtet hatte, da war sich Trisdhan sicher, hatte einen ganz schlechten Geschmack und Hang zum Kitsch.
Das Schloss sah aus, wie die Schlösser die in Märchen beschrieben wurden. Keine Frage irgendwie war es auch schön, schön kitschig, schön protzig – keine wehrhafte Burg eines Ritters. Nicht wie die Praiosburg in Bärenau. Die anliegende Gartenanlage war fein säuberlich angelegt, hier ließe sich sicher gut Imman spielen. Er musste daran denken, seine Großmutter nach Schlägern zu fragen. Seine Ausrüstung musste er bei seinen Geschwistern in Gareth zurücklassen.
Vorbei an einem großen Rote und Weiße Kamele Spiel, welches aus Stein im Garten aufgebaut war, schlenderte er bei strahlendem Sonnenschein vom Schloss hin zum Gut Rossgarten. Hier gab es mehrere Pferdekoppeln und Ställe. Seine Großmutter erzählte die Barone von Wasserburg hätten eine eigene Pferdezucht von Tulamiden Pferden. Das fand er unübertrefflich gut.
Trisdhan ging zu den Ställen, wo ein junger Bursche die Boxen ausmistete. „Bist Du der neue Stalljunge?“, rief der schwarzhaarige Nebachote zu ihm herüber. Trisdhan grinste innerlich und nahm sich eine Mistgabel. „Ich bin neu hier. Meine Freunde nennen mich Tris.“
„Na dann herzlich willkommen, Tris. Ich bin Alion. Kommst Du gerade aus der Praiostagsschule? Du solltest Dich das nächste Mal besser umziehen, bevor Du zur Arbeit kommst.“ Gemeinsam schaufelten sie den Dreck aus den Pferdeboxen und verteilten neues Heu.
Die Stunden vergingen und die beiden Jungen freundeten sich an. Die Arbeit war getan, als Trisdhan sich verabschiedete. „Ich muss jetzt gehen, sicher vermisst meine Oma mich schon. Sehen wir uns morgen wieder?“
Alion runzelte ein wenig die Stirn. „Ja, oder denkst Du ein Stalljunge arbeitet nur einen Tag in der Woche. Bei Morgengrauen wieder hier.“
Trisdhan und Alion -Sitten und Gebräuche
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
„Du kommst nicht von hier, oder?“ Trisdhan kam Alion so fremd vor.
„Nein, ich komme aus Gareth. Ich bin erst vor ein paar Tagen nach Wasserburg gekommen.“
„Echt, aus Gareth, toll. Ist bestimmt eine atemberaubende große Stadt.“ Alion war begeistert und lauschte den Erzählungen seines neugewonnen Freundes von der riesigen Metropole, während sie erneut die Ställe ausmisteten.
„Müssen wir jeden Tag die Ställe reinigen, oder dürfen wir auch mal zu den Pferden. Sie striegeln und reiten?“ Trisdhans Anfrage führte bei Alion zu einem ungläubigen Kopfschütteln. „Auf welchem Hof warst Du denn? In ein paar Jahren dürfen wir vielleicht zu den Pferden, wenn mein Vater Armadeon, der leitende Pferdezüchter, uns gut gewogen ist.“
„Ach, weißt Du, der Hof an dem ich vorher war, der war nicht so schön. Der Herr des Hofes starb, seine Kinder auch und seine Ehefrau ging fort. Da war es total gruselig. Überall Leid und tote Menschen und viele skurille Gestalten. Ich war froh, wieder zu meiner Mutter zurückzugehen.“ Hof war Hof, auch wenn Trisdhan von einem Adelshof und Alion von einem Bauernhof redete.
„Arbeiten Deine Eltern garnicht hier?“ fragte der nebachotische Stalljunge.
Trisdhan schüttelte, ein wenig traurig, den Kopf. „Nein, mein Vater arbeitet ganz weit weg in einer Kanzlei und meine Mutter studiert in Gareth. Meine Oma nahm mich mit nach Wasserburg, sie ist neu hier am Schloss.“
„Meine Mutter wohnt auch nicht hier. Sie ist Magierin und lebt in Perricum. Hin und wieder, wenn sie zu Forschungsreisen in den Wall zieht, kommt sich mich und Vater besuchen. Von Vater hatte ich Dir ja schon erzählt, er leitet hier das Gestüt Aquamarin. Ich soll ihm mal folgen und auch Pferdezüchter werden. Er ist nur der Meinung, dass man unten anfangen soll. Erst nach und nach wird er mir zeigen, wie eine Pferdezucht betrieben wird. Reiten kann ich schon, bin schließlich ein Nebachote. Aber nicht auf den Rassepferden, die durfte ich bisher nicht reiten.“
„Ein Nebachote, dann kommst Du nicht ursprünglich von hier oder?“
„Meine Familie kommt mehr aus dem Süden, aus Weißbarûn“ Alion sah Trisdhan fragenden Blick. „Das ist an der Grenze zu Aranien.“
Trisdhan lauschte dieses mal Alion, wie er ihm über Nebachoten und ihre Kultur berichtete. Der junge Ochs fand die Fremdländer total faszinierend. So ganz anders als die Hartsteener und Kaisermärker Rittern, mit denen er bisher zu tun hatte.
„Abu’l kachlaq, habe ich es richtig ausgesprochen? Was hieß es nochmal … “ fragte der blonde Bursche.
„Vater des Ungeziefers oder Dreckschwein, je nachdem, wie Du es übersetzen willst. Ich habe noch eines für Dich… Schaddai heißt so viel wie Feigling.“ Sie schäkerten und lachten. Trisdhans Wortschatz war nach dem Tag um einige nebachotische Schimpfwörter reicher.
„Okay, Du bist ein Nebachote und kommst von der Grenze Perricum Aranien. Sonst leben hier aber nicht so viele von euch in Wasserburg oder?“
„In der Baronie eher weniger. Du hast hier die kruden Bergbewohner. Die sind echt schon ein eigenes Völkchen. Wahrscheinlich wird man da oben zwischen Steinen und Felsen ein anderer Mensch. Und dann hast Du hier die Bewohner um die Darpatauen. Viele Bauern und Fischer. Dazu noch die Stadt. Keine Metropole wie Gareth, ich freue mich dennoch immer wieder, wenn Vater mich dahin mitnimmt.“
Sie hatten ihre meiste Arbeit erledigt, und schaufelten nur noch Mist aus der letzten Pferdebox, als Armadeon näher trat und ungläubig guckte. „Vater, das ist Tris, er ist der neue Stallbusche, von dem ich Dir erzählt habe.“
Trisdhan legte seinen Finger auf seine Lippen, schüttelte den Kopf und grinste schelmisch über das ganze Gesicht. Armadeon schmunzelte, ein Lachen konnte er gerade noch verkneifen. „Dann herzlich willkommen, Bursche. Macht den Stall noch fertig, dann gebe ich euch heute eher frei. Genießt die Zeit und geht spielen.“ Armadeon wollte sich nicht gleich Ärger einfangen, wenn herauskommen sollte, dass er den jungen Trisdhan zum Stalldienst aufgefordert hatte.
Trisdhan und Alion – Ausbildung in Rossgarten
Ende Ingerimm 1041 BF, Schloss Rossgarten, Baronie Wasserburg
Trisdhan hatte sich gut eingelebt am Hofe seiner Großmutter. Mit Alion hatte er einen Freund gefunden, der ihm verzieh, dass der junge Ochse ihm am Anfang nicht sein wahres Ich verrat.
Die beiden Jungen genossen die Sommermonate und nachdem Trisdhan sich offenbart hatte, kein Stalljunge zu sein, musste er auch weniger die Pferdeboxen säubern. Die Monde vergingen und Korhildas Enkel verbrachte die Tage auf dem Pferderücken und mit Tagträumereien.
Iralda, Wolfaran, Leobrecht und Korhilda unterhielten in der Zwischenzeit einen regen Schriftverkehr, was denn nun aus dem Jungen geschehen sollte. Nach dem verkorksten Ausbildungsversuch auf Burg Zweifelfels, wollten dieses mal alle das Richtige für den Jungen finden.
Vor allem Iralda wollte die zweite Entscheidung besser treffen, als die Erste. Ihr lag immer noch schwer im Magen, wie verängstigt ihr Sohn aus Zweiflingen zurück gekehrt war. Korhilda konnte sie zwar beruhigen, da er in Wasserburg vollends aufzublühen schien.
Nach einigem Hin und Herr beschlossen die vier, dass Trisdhan die Pagenzeit bei seiner Großmutter absolvieren sollte. Das Thema Knappenvater vertagte man somit um ein paar Jahre nach hinten.
Es war wieder ein sonniger, warmer Sommertag, an dem Trisdhan mit Alion bei den Pferden war. Sie aufsuchend kamen Armadeon und Korhilda zu den beiden Jungen, die sich mit Stroh bewarfen und freudig dabei lachten.
„Trisdhan, Alion“, rief die Baronin von Wasserburg die Jungen zu sich. „Wie ich sehe, habt ihr viel Spaß.“ Beide Burschen nickten eifrig mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Dann wird es euch erfreuen, dass ihr nun ein wenig länger zusammen bleiben könnt.“
Beide fielen sich freudestrahlend um den Hals. „Das heißt aber nicht, dass ihr euch weiter in Tagträumereien verlauft. Wir, Armadeon und ich haben entschieden, dass ihr beide in die Pagenausbildung geht. Wir werden sie nur ein wenig anders gestalten, als Du Trisdhan es aus Hartsteen kennst. Ihr werdet beide von Damina von Drosselpfort die ritterlichen Tugenden lehren und Armadeon kümmert sich um die Reitausbildung und den dazugehörenden Pferdeverstand. Die Ausbildung umfasst zuerst einmal die nächsten Götterläufe. In wieweit die Knappschaft daran anschließt müssen wir sehen und ist noch nicht entschieden. Ich gebe Euch noch eine Woche, in der ihr machen könnt was ihr wollt, bevor der Ernst des Lebens anfängt und ihr wieder in einen geregelten Tagesablauf kommt.“
Es fühlte sich so gut an, jemandem Freude bereitet zu haben. Zufrieden verließen die beiden Erwachsenen die Jungen, die voll Abenteuerlust Gut und Schloss unsicher machten.
Trisdhan und Alion –Im Umland von Rossgarten
Ausritte in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
Trisdhan und Alion –Die Mauern der Ruine Grimmberg
Übernachtung im Freien, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
Trisdhan und Alion -Was die Stadt zu bieten hat
Besuch in der Stadt Wasserburg, Vorstellung der Wasserburger Landschaft
Trisdhan und Alion -Auf in den Wall
Auflug in die Umgebung, Vorstellung der Wasserburger Landschaft (Wall)
Zacken und Wall
Auszüge aus den ständigen Briefwechseln zwischen den befreundeten Herrschern von Sturmfels und Weißbarûn (namentlich Korhilda von Sturmfels und Gidiane von Waltern)
Tod einer alten Dame
der Winter erhält ganz langsam Einzug. Die Schneedecke ist schon ein Stück unter den Berggipfeln. Diese Ansicht ist wie immer atemberaubend - auch noch nach fast zehn Jahren hier oben auf dem Berg.
Sollte ich einmal nicht mehr Herrin über den Berg sein, werde ich die Aussicht vermissen. Und die frische Luft hier oben, so krafterfüllend.
Gestern hat es noch einer der letzten Botenläufer zur Feste Sturmfels geschafft. Ich habe ihn gleich wieder mit diesem Brief hinunter auf die Ebene geschickt. Je nach Wetterlage sind es noch maximal sechs Wochen, in denen man unbeschwert den Berg besteigen kann. Ich werde schauen, dass ich im Boron noch einmal zu Dir kommen kann, um die weiteren Fehdehandlungen zu planen.
Ich bekam die Nachricht vom Ableben der guten Mechthild von Mardramund, die Mutter des Barons auf der Viehwiesen - dem Magier Anaxios. Die alte Dame war zu schwach, das Alter hat sie dahin gerafft.
Ihr Tod erfüllt mich mit Trauer und Wehmut. Sie hatte die gleichen Kämpfe mit der alten Giselda, die ich auch geführt habe. Bewundert habe ich sie, denn sie konnte ihr besser die Stirn bieten. Sie schaffte es Tabur zu überzeugen sie zu heiraten, obwohl sie unter Stand war und die alte Ochsin dem vehement widersprach.
Gezankt haben sich die beiden oft, wie Stiere in der Arena. Dickköpfig waren die Ochsen ja immer, und sind sie noch.
Hätte ich doch mal soviel Kraft wie Mechthild besessen, dann hätte sich Leobrecht vielleicht eher dazu durchgerungen seiner Schwester die Stirn zu bieten und mich zu ehelichen. Aber so sollte es nicht sein. Ich muss dieses Thema für mich endgültig abschließen und die beiden Seelen borongefällig in Ehren halten.
Nebenbei bemerkt, Leobrecht ahnt immer noch nichts. Ich denke ich kann die Überraschung gut verbergen. Wie gut, dass alsbald der Winter einbricht. Ich denke es wird für uns, spätestens ab Mitte Boron, zu einer Fehdepause kommen. Ich werde das Geheimnis nicht mehr lange vor allen verstecken können, die gute Alrike ahnt es schon, auch wenn ich es immer verneine.
Nehmen wir uns die Zeit durchzuatmen und um unsere Liebsten zu trauern. Sobald der Schnee schmilzt, wird es, denke ich, ohne Rücksicht auf Verluste weitergehen.
Bis bald,
Hilda
Aventurische Monate
- Praios - Juli (Jahresanfang)
- Rondra - August
- Efferd - September
- Travia - Oktober
- Boron - November
- Hesinde - Dezember
- Firun - Januar
- Tsa - Februar
- Phex - März
- Peraine - April
- Ingerimm - Mai
- Rahja - Juni
- Namenlose Tage
Ochsenherde
Bärenauer Kinderplanung....
Iralda und Wolfaran
- 30.01.1034 BF Rohaja Leonora
- 01.02.1034 BF Leobrecht Brander
- 01.02.1034 BF Ophelia Korhilda
- 30.06.1035 BF Trisdhan Tybalt
- 05.04.1036 BF Lechmin Elea
- 12.2.1037 BF Idamil Baduar
- 29.07.1038 BF Thion Wolfaran
- 17. Bor 1040 BF Yandelind Madalieb - verstorben
- 08.08.1041 BF Storko Alrik
- 13.6.1042 BF Hardane Irmhelde
- 13.6.1042 BF Aldare Selinde
Bastarde Ardor
- 1042 Rhianna von Hordenberg
- 1044 NN
- 1046 NN