Benutzer:Bega/Briefspiel in Perricum

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine Knappin für einen Knappen

Reichsstadt Perricum

Markgrafenpalast, Reichsstadt Perricum, Anfang Rahja 1041 BF:

Es hatte sich doch als schwieriger herausgestellt die Kutsche von Dergelmund in die Reichsstadt zu überführen als Ramin es gedacht hatte. Die Schiffer stellten sich mitunter so ungeschickt und tölpelhaft an, dass Reto Eorcaïdos von Aimar-Gor schon befürchten musste, sein edles Gefährt würde Bekanntschaft mit dem Darpat machen. So vertrieb sich der Reichsvogt der Gerbaldsmark die Zeit in den Korallengärten der Stadt. An seiner Seite sein treuer Sekretär Romelio und seine beiden Knappen Salix und Tolmario, sowie Ramin, der Sohn seiner Base. Tawil blieb derweil bei der Kutsche und auch die beiden Mädchen Isira und Xanjida wollten unbedingt zuschauen wie sie vom Flusskahn an Land gebracht werden sollte.

Reto und seine Entourage waren über die neuerdings recht gut ausgebaute Zackenlander Landstraße von Rommilys nach Dergelmund gereist. Während ihrer Reise machten sie Station in Knoppsberg, Gluckenhang und Bergthann. Beim unverkrampften Plausch mit den jeweiligen Baronen und Vögten konnte die Reisegruppe so einiges über diesen Landstrich erfahren, der im Umbruch begriffen war. Die Zackenlander Familien hatten sich nach Korgonds Erscheinen vielerorts ihrer garetischen Wurzeln besonnen und strebten nun mehr zum restlichen Perricum und Garetien. Die Wunden der vor 13 Götterläufen zusammengefügten Markgrafschaft schienen zumindest an dieser Stelle zu heilen. Das Land wuchs mehr und mehr zusammen. Die südlichen Zackenlande hatten dabei durchaus ihren rustikalen Charme, wie Ramin empfand. Nur der Wein, der Wein der hier mitunter gekeltert wurde, war doch arg gewöhnungsbedürftig. Da bevorzugte er doch den wohlbekannten Perricumer Roten aus dem Wall.

Als Tawil und die Mädchen schließlich mit der Kutsche angefahren kamen, führte der Weg der Gruppe schnurstracks in Richtung Markgrafenpalast. Die Stadtresidenz von Markgraf Rondrigan Paligan war wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit nahezu verwaist. Der Hausherr weilte eh am reisenden Kaiserhof und die Höflinge zogen das weitläufige, mit vielen Gärten umgebende Schloss Perringrund vor den Toren der Reichststadt vor. So sah man dieser Tage hauptsächlich emsige Schreiber und Archivare in der markgräflichen Stadtresidenz.

Eine überraschende Bekanntschaft machte die Gruppe dann aber doch. In einen der schier endlos langen Flure kam ihnen Baronin Serima von Hengefeldt entgegen. Begleitet wurde diese von ihrem ersten Hausritter Wyndor von Erlenbruch, ihrer Knappin Firene von Dornhag und ihrer Zofe Trautwina. Reto und Serima waren seit dem Spendenzug für die Ostmarken gut miteinander bekannt und so gestaltete sich die Begrüßung ungemein herzlich. Die hohen Herrschaften tauschten ein wenig höfisches Palaver aus und Reto lud die Baronin zu einer Feierlichkeit am Abend im Alcazaba Aimar-Gor ein. Serima bedankte sich höflich, ließ aber ihr Erscheinen offen.

Vor den Amtsräumen des Seneschalls – der auch seine Räumlichkeiten in Perringrund vorzog, aber auf einem Treffen hier im Palast bestand – hielt Reto seine Entourage an hier zu warten. Einzig Romelio, Ramin und natürlich Xanjida sollten ihn begleiten.

Die Begrüßung der beiden Herren war freundlich, aber ohne jede Umschweife. Ramin beobachtete mit Falkenaugen die Szenerie. Hier trafen zwei Männer der großen Politik aufeinander, da konnte er nur von lernen. Die Unterhaltung war kurz, aber prägnant. Xanjida von Sanzerfort, Tochter von Retos Vetter Gerwulf von Gareth, wurde hiermit der Verantwortung des Seneschalls, an des Markgrafen statt, überstellt. Ihre offizielle Einführung bei Hofe würde sie in wenigen Tagen auf Schloss Perringrund haben. Dann war das Gespräch auch schon zu Ende. Das war alles? Mehr gab es nicht zu sagen? Ramin war irritiert, ließ sich aber nichts anmerken. Er spürte etwas zwischen den beiden Männern, doch konnte er es nicht wirklich greifen. War es Abneigung? Missgunst? Oder doch was anderes?

So verließen die Gäste aus Garetien den Markgrafenpalast weitaus schneller als zumindest Ramin gedacht hätte.


Trenner Perricum.svg


Alcazaba Zolipantessa

Als nächstes hielt die schwarze Kutsche vor dem Alcazaba Zolipantessa. Reto bestand darauf, Reichsvögtin Sarina von Zolipantessa ohne Begleitung aufzusuchen. Ramin wies er an, mit den anderen die Schreibstube des Ratshauses aufzusuchen. Die dortige Leiterin war Retos Tante Amalia. Diese würde bestimmt kleine Erfrischungen und Gebäck bereithalten.

So war es dann auch. In der Schreibstube herrschte gespenstige Ruhe. Die Horde von Schreibern, Kopisten und Zuträgern arbeitete still an ihren Plätzen. Hin und wieder huschten Boten durch die große Schreibstube. Amalia von Palmyr-Donas war eine alternde Frau mit strengen Gesichtszügen. Sie war spindeldürr und trug hochgeschlossene Kleidung. Ihre Schreibstube war am anderen Ende des großen Raumes. Ramin mochte die Frau, seine angeheiratete Großtante, nicht besonders. Sie war viel zu humorlos und den Freuden des Lebens zu sehr abgeneigt. Daher beschloss er, sich dem jungen Tolmario zuzuwenden. Der schüchterne Junge würde wohl etwas Zeit brauchen um warm mit seinem neuen Umfeld zu werden, aber Zeit hatten sie nun ja.

Geschlagene zwei Stundengläser später kam Reto wieder. Das Vier-Augen-Gespräch mit der Reichsvögtin schien erfolgreich gewesen zu sein. Zumindest wirkte Reto zufrieden.


Trenner Perricum.svg


Alcazaba Aimar-Gor

(…)

Schloss Reichsgarten

Schloss Reichsgarten, Landjunkertum Reichsgard, Mitte Rahja 1041 BF:

Es war für Ramin immer etwas besonderes seine Tante in ihrem Palast zu besuchen. Die weitläufige Anlage thronte auf einem Felsrücken oberhalb des Marktes Reichsgard. Von hier hatte man einen atemberaubenden Blick über die schier endlosen Weiten des Perlenmeeres. Sulamith hatte sich hier ein Kleinod geschaffen, entsprungen wie aus einem Traum aus fernen Ländern. Auch wenn er selber noch nie in der alten Heimat seiner Familie war, so stellte er sie sich vor. Die Zwölfgöttlichen Paradiese konnten nicht schöner sein.

Auf der Reise von der Reichsstadt hierher hatte die Gruppe Station im Marschenhof gemacht. Dort residierte nunmehr die Schwester des Markgrafen, Maia von Perricum, mit ihrem Hof. Die Audienz bei der Landvögtin verlief äußerst unterhaltsam, um nicht zu sagen, es war eine großes Spektakel. Eine Vielzahl von Gauklern, Schaustellern und Musikanten wetteiferten um die Gunst des Publikums. Die Höflinge versuchten sich mit den beeindruckendsten Tanzdarbietungen zu überbieten. Die Räumlichkeiten waren prachtvoll hergerichtet und erstrahlten in den schönsten Farben – als hätte hier die liebliche Tsa persönlich gewirkt. Noch nie hatte Ramin einen Ort gesehen, der so sehr von der ewig Jungen und ihren göttlichen Geschwistern Rahja und Hesinde gleichermaßen geküsst worden war. Der eigentliche Grund für den Besuch verlief dann durchaus emotional. Mit sichtbar wässrigen Augen übergab die Landvögtin ihren Sohn Etilian in die Obhut von Reto. Dieser hatte die Aufgabe den Jungen an den Hof von Gerwulf von Gareth zu geleiten, wo er fortan an Knappe dienen sollte.

Die wenigen Meilen von Marschenhof bis Reichsgarten waren wie im Fluge vergangen. Hier konnte sich nun jeder dem Müßiggang und der Zerstreuung hingeben. Reto und Sulamith ließen sich in der kleinen Pagode mit besten Blick aus Perlenmeer nieder. Romelio, Salix, Tolmario und Toran lauschten gebannt den ausschweifenden Erzählungen von Meister Menning, während Isira Zeit mit ihrer Schwester verbrachte. Tawil bestaunte mit Etilian unterdessen den Pfauengarten mit dem riesigen Pfauenmosaik.

Ramin hingegen war Müßiggang noch nicht vergönnt. Sulamith schickte ihn mit einem Bündel voller Pergamenten nach Reichsgard. Es sollte diese dem Marktvogt aushändigen.


Trenner Perricum.svg


Wenig erbaut schlenderte Ramin nun durch die Straßen der größten Siedlung des nördlichen Herdentors. Viel lieber hätte er die vielfältig gebotenen Möglichkeiten der Zerstreuung im Palast genossen.

Reichsgard war sehr garetisch, wie Ramin empfand. Der neue, vergleichsweise junge Marktflecken war von einem früheren Baron am Reißbrett geplant worden. So waren die Straßen gerade, gepflastert und überaus sauber. Dafür sorgten kleine, künstlich angelegte Rinnen, die den Unrat der Bewohner in den Gold von Perricum spülten. Die Häuser waren adrett hergerichtet und mit Verzierungen und Blumen geschmückt. Steinerne Gebäude mit Spitzdach, oder welche aus Fachwerk prägten das Ortsbild. Eine Besonderheit waren die vielen, architektonisch oft opulent gestalteten Badehäuser.

Am Marktplatz angekommen, stand er vor der pittoresken Residenz des Marktvogtes. Hier bin ich richtig, dachte sich Ramin. Im Amtszimmer angekommen stand ein athletisch gebauter Mann Ende 30 vor ihm. Seine Gesichtszüge und die gebräunte Haut erinnerten an einen Aranier, doch seine Kleidung war die eines raulschen Ratsherren.

„Ah Ihr müsst der Neffe der Landjunkerin sein.“ Der Mann mit den rehbraunen Augen und dem schwarzen, kurzen Haaren erhob sich und reichte Ramin seine Hand zum Gruß. „Mein Name ist Rashan Feqzaïl. Meine Herrin berichtete mir von Eurem erscheinen – doch verschwieg sie mir welch rahjagefällige Schönheit Euch innewohnt.“

Ramin lächelte milde ob des Kompliments und reichte dem Ratsherren ein Bündel Unterlagen. „Meine Tante ist stets sehr überlegt, welche Informationen sie preisgibt.“

„Hahaha, ja da habt Ihr recht.“ Rashdan nahm die Unterlagen entgegen und legte sie auf seinem Schreibtisch ab. „Ich freue mich immer von Eurer Tante zu hören, auch wenn dies Arbeit für mich bedeutet. Doch genug Arbeit für heute.“ Der Ratsherr knöpfte seine Gewandung auf, entledigte sich seiner unbequemen Ratsherrenkleidung und schlüpfte in etwas Leichtes südperricumer Machart. Ramin sah ihm dabei genussvoll zu.

„Begleitet Ihr mich ins Badehaus? Dann könnt Ihr mir von Euren Reisen erzählen und ich Euch von meinen auch so aufregenden Leben als Ratsherr.“ Rashan blinzelte seinen Gegenüber an und natürlich nahm Ramin diese Einladung nur allzu gerne an.

„Aber vor möchte ich Euch noch was zeigen.“ Der Ratsherr tat betont geheimnisvoll und ließ Ramin ratlos zurück.


Trenner Perricum.svg


So schlenderten die beiden wenig später die leicht abschüssige Hauptstraße vom Marktplatz Richtung Hafen entlang. Es war vielmehr eine von Schatten spendenden Bäumen gesäumte, mit hochwertigen Steinen gepflasterte, Allee. An beiden Seiten der Alle spülten Rinnen den Unrat der Straßen ins Meer. Welch Wunder, dass Reichsgard als einer der saubersten Orte der Markgrafschaft galt.

Am Hafen angekommen, führte sie ihr Weg zu einer kleinen Werft. Vor dem Rumpf eines halbfertigen Schiffes blieben die beiden stehen.

„Mit Verlaub, warum zeigt Ihr mir ein unfertiges Schiff?“ Ramin wusste nicht wirklich warum er hier war.

„Schaut Euch das Schiff genau an“, beschwor Rashdan seinen jungen Gast. Doch Ramin konnte nichts entdecken. „Der Name des Schiffes!“, löste der Vogt schließlich die Spannung auf. „Wie heißt das Schiff?“

„Eorcaïdos“, stellte Ramin erstaunt fest. „Meine Tante hat ein Schiff in Auftrag gegeben … warum sollte sie das tun?“

„Eine Perlenmeer-Karavelle neuster Machart, schnell, wendig und mit Geschützen bewaffnet“, referierte Rashan. „Es ist einiges im Gange innerhalb der altaranischen Familien … kürzlich waren Vertreter meiner Familie und der Barûn-Bari hier um mit Sulamith die Fortschritte zu begutachten.“

„Feqzaïl … Barûn-Bari … Aimar-Gor“, murmelte Ramin so vor sich her.

„Ja, die alten Granden des alten Aranien“, führte Rashan den Gedanken seines Gegenübers weiter.

„Es scheint so eine Art Pakt der Eorcaïdos zu geben. Alles dreht sich auf irgendeine Weise um diese Schiff. Doch weiß ich nicht worum es geht. Es kann kein Zufall sein … kurz nach dem Treffen wurden die großen Pläne für den Ausbau des hiesigen Hafens auf unbestimmte Zeit verschoben.“

„Womöglich als Zugeständnis an die Barûn-Bari, denen als Ratsgesandte das nahe Pelkhafen untersteht“, kombinierte Ramin.

„Sehr richtig, Ihr kennt Euch gut aus.“ Anerkennung schwang in der Stimme des Ratsherren mit. „Es kann auch kein Zufall sein, dass ich von Eurer Tante angewiesen wurde, den Neubau des Kontors meiner Familie mit 'größtmöglicher Unterstützung' zu begleiten. Auch wurden meiner Familie weitreichende Handelsprivilegien gestattet.“

„Somit wäre auch klar, was die Feqzaïl von diesem Pakt haben … bleibt nur noch die Frage, was will mein Haus?“ Ramin schaute fragend zu Rashan.

„Das ist die große Frage. Alles nahm vermutlich seinen Lauf als die große Dame Eures Hauses hier in Perricum weilte.“

„Rymiona!“

„Ja, kurz danach wurde ich zum neuen Ratsherren und Marktvogt von Reichsgard berufen.“ Rashan schaute seinen Gegenüber tief in die Augen. „Seither ist viel passiert … so wurde Euer Haus vom aranischen Mhaharanyat rehabilitiert.“

„Die altaranischen Häuser schließen ihre Reihen“, murmelte Ramin, seine Gedanken schweiften weit aus. „Ja, das mag sein, doch ändert das nichts an unserer Lage, da unsere ehemaligen Besitztümer nicht mehr im Herrschaftsgebiet des Mhaharanyat liegen.“

„Bleibt immer noch die Frage, was das Haus Aimar-Gor vor hat.“ Der ernste Unterton machte bei den folgenden Worten einer koketten Leichtigkeit Platz. „Das das können wir jetzt nicht beantworten. Ich führe Euch jetzt wie versprochen ins Badehaus. Möge die holde Rahja unser Herz erleichtern.“


Abberufen

Schloss Darrenfurt, Baronie Dürsten-Darrenfurt, Boron 1042 BF:

Nandrian von Altmark saß an seinem Schreibtisch und sah die Korrespondenz des Barons durch. Bittsteller, Gratulanten, Schmeichler – der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt wurde umgarnt und das nicht zu knapp.

Der unscheinbare Meister der Schreibstube überflog die Briefe und ordnete sie penibel nach Wichtigkeit. Der Baron hasste es mit Kleinigkeiten belästigt zu werden. Ein gesiegelter Brief fiel ihm dabei ins Auge – es war das Siegel von der Junkerin von Darren-Ulah, der Tante des Barons. Nandrian überflog die Zeilen immer und immer wieder, denn so richtig glauben mochte er den Inhalt nicht.

In diesem Moment stürmte der Baron mit seinen beiden Hausrittern Ramin und Hamedan herein. Alle drei wirkten ausgelassen, geradezu neckisch. Bestimmt kamen sie gerade von ihrem morgendlichen Ausritt zurück. Und ja, die schmutzige Kleidung der der jungen Männer bestätigte seine Annahme.

„Ist das nicht ein wunderschöner Morgen?“ Thorondir breitete die Arme aus und strahlte über das ganze Gesicht.“

„Ja, es gibt nichts schöneres als den Tag mit einem wilden Ausritt zu beginnen“, stimmte Hamedan mit ein, während Ramin zustimmend nickte.

„Ah mein guter Nandrian, wie immer schon fleißig.“ Thorondirs Blick fiel auf die Stapel auf dem Schreibtisch.

„Ich habe Eure Korrespondenz wie immer nach Wichtigkeit geordnet“, antwortete der Schreiberling pflichtbewusst. „Dieses Schriftstück dürfte Euch besonders interessieren.“ Nandrian übergab dem Baron das Schreiben von dessen Tante.

„Ah, was will meine verehrte Tante denn nun wieder?“ Die Worte des Barons hatten einen deutlich ironischen Unterton.

„Kurz gesagt, sie bittet um Entlassung von ihren Ämtern als Zeugmeisterin und Hofkaplanin, sowie der Entbindung von ihren Pflichten als Junkerin von Darren-Ulah.“

Ramin schaute ungläubig erst zu Hamedan und dann zu Throndir. „Sie will was? Nach all den Scherereien dir wir darum hatten?“

„Was ist ihre Begründung?“, wollte Hamedan wissen.

„Der Ruf ihrer Kirche. Die Leuin schickt sie in den Sturmwächter-Tempel in den Wall. Zur Einkehr und Besinnung auf die Tugenden Rondras, wie es heißt. Weltliche Ämter wären in diesen Zeiten nur Ballast den es sich zu entledigen gilt.“ Nandrian schaute in die Runde.

„Aber sie hat doch so für weltlichen Einfluss hier gekämpft – auch gegen dich Thorondir.“ Hamedan konnte es immer noch nicht glauben.

„Ja und sie hat verloren und sich davon nie erholt.“, fügte Ramin hinzu.

„Dann kam noch der Sternenfall, Haffax … .“

„Mein Herr“, der Meister der Schreibstube räusperte sich, „nun ist es an Euch einen neuen Junker für das nun vakante Lehen Eurer Tante zu berufen. Ihre Kinder kommen nicht in Frage, da das eine tot und das andere ebenfalls im Schoß der Kirche verbleiben soll. Wenn ich einen Denkanstoß geben darf, Viburn von Aarenhaupt verwaltet das Lehen bereits erfolgreich seit Jahren an Eurer Tantes statt.“

„Ja, der Aarenhaupt, ein loyaler Mann.“, murmelte Thorondir vor sich hin und die aufmüpfige sog. Liga würde es auch beruhigen, dachte er kurz. „Ein guter … Denkanstoß … mein guter Nandrian. Doch ich habe mich bereits anders entschieden. Ramin, hiermit ernenne ich dich zum neuen Junker von Darren-Ulah. Knie nieder und leiste mir den Eid!“

Der Angesprochene blickte seinen Herren beinahe erschrocken mit großen Augen an und fiel sogleich ergeben vor ihm auf die Knie.


Autor: Bega

Im Tal der Pferde

Ort: Baronie Herdentor

Zeitleiste wichtige Ereignisse

  • Anfang Praios 1041 BF - Martok beim Turnier in Gareth
  • Praios 1041 BF - Wulfhelm und die Familie regeln hinter den Kulissen Verlobungen etc.
  • Praios/Rondra 1041 BF - Entführung Darian von Brendiltal durch den Korbrunner (öffentliche Bekanntwerdung erst gegen Boron)
  • Ende Travia 1041 BF - Martoks Prozession und "Erleuchtung".
  • Anfang Boron 1041 BF - Beginnende Krise in Herdentor, wegen "Abwesenheit" Martoks, laute Ansprüchen Darians, Aurels und Irians II. auf Herdentor
  • Ende Boron 1041 BF - Treffen der Frauen in Haselhain (Bündnisse werden angegangen)
  • Mitte/Ende Hesinde 1041 BF - Tod Wulfhelm von Sturmfels
  • Ende Hesinde 1041 BF - Irian II. von Brendiltal muss Handeln und setzt einen Brief auf (an wen? Sulamith?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Herdentorer Hof ist gelähmt, Sebarin rasselt mit den Säbeln und die aranische Brut lächzt (Roschane zieht sich zurück?)
  • Ende Hesinde 1041 BF - Ein Treffen in Dreitempelhof wird organisiert.
  • Anfang Firun 1041 BF - Treffen in Dreitempelhof? (Sulamith, Mara, Roschane)
  • Ende Tsa 1041 BF - Dreitempler-Orden wird gegründet
  • Mitte/Ende Peraine 1041 BF - Kollegseröffnung und Malmerzusammenkunft

Drei Frauen in Dreitempelhof

Dorf Dreitempelhof, Baronie Herdentor, (Anfang Firun 1041?) BF:

Der Ort bildete in vielerlei Hinsicht eine Besonderheit in der Markgrafschaft. Zum einen, weil es keine gewöhnliche Siedlung war, sondern vielmehr eine Art kleine Tempelstadt der drei lieblichen Schwestern, dem wohl nur Rashia'Hal das Wasser reichen konnte. Zum anderen, war das Fehlen von Leibeigenen bemerkenswert. Einzig freie Bauern und Handwerker lebten hier und bewirtschafteten ihr eigenes, oder das vom Tempel gepachtete Land. Die Bewohner waren freundlich, Fremden gegenüber aufgeschlossen und fleißig. Die Güte der göttlichen Schwestern stand ihnen zu Gesicht geschrieben, wie die anderen Herdentorer über die Dreitempelhofer zu sagen pflegten.

An einem Tage im Firun begab es sich, dass drei Frauen edlen Geblüts den Tempelkomplex betraten. Die Erste, vorsichtig, gar ängstlich im Gang, schritt durch die Halle der gütigen Peraine; die Zweite, schwungvoll und entschlossen, durchquerte die Halle der lieblichen Rahja; während die Dritte erhaben und stolz, die Halle der Tsa in Richtung des zentralen Kuppelgewölbes durchschritt. Eine jede edle Dame hielt vor dem jeweiligen Altären der drei Göttinnen inne und die ein oder andere mochte ein kurzes Gebet gesprochen haben.

Vor dem Altar der ewig wandelbaren Tsa kamen die drei Frauen schließlich zusammen.

„Warum bin ich hier?“, die schneidige Stimme Sulamiths durchbrach die Stille.

„Herdentor steht am Scheideweg. Mein Sohn wird auf absehbare Zeit nicht aus Praiseneck zurückkehren. Mein Vater ist tot. Unsere Feinde stehen bereit uns zu zerfleischen.“ Maras Stimme wirkte ernst.

„Ihr habt Angst um Eure Macht“, Sulamith funkelte die Baronsmutter vielsagend an. „Ihr habt Angst, das der Sebariner Eure Enkel abschlachtet, nun, da Eurer Sohn 'indisponiert' ist.“ Bei den Worten zuckte Roschane unwillkürlich zusammen.

„Wer sagt Euch denn, dass ich nicht auch den Sturz Eures Blutes will?“, fügte Sulamith kalt lächelnd hinzu.

„Der Sebariner wird auch vor Euch nicht haltmachen, wenn er erst mal meine Kinder … .“ Roschanes leise Stimme erstickte förmlich an den ausgesprochenen Worten. Der Gedanke war zu grausam.

„Der Sebariner ist ein größeres Übel für Euch und das ist Euch auch klar.“ Die Stimme Maras klang fester und durchdringlicher als von Sulamith erwartet.

„Angenommen ich würde nicht auch Euren Sturz wollen – zumindest jetzt nicht - was schlagt Ihr mir vor?“

„Lasst uns gemeinsam, wie die drei lieblichen Schwestern, zusammenstehen und Herdentor vor dem Untergang verteidigen.“ Maras Worte klangen beschwörend.

„Ganz selbstlos? Wie die lieblichen Schwestern?“ Sulamiths klang fordernd.

„Ihr bekommt meinen Sohn!“, platze es aus Roschane heraus, während sich Sulamith und Mara überrascht anschauten. „Das Haus Aimar-Gor wird die Gemahlin des Thronfolgers stellen und somit weitreichenden Einfluss auf die Geschicke Herdentors nehmen können.“

„Ihr bietet mir Euren Sohn um an der Macht zu bleiben – welch sonderbare Wendung. Doch ist dies nur die Offerte der Pfiffenstock, wie stehen die stürmischen Brendiltal zu dem Vorschlag?“ Wie eine Spinne im Netz lag Sulamith auf der Lauer.

„So wie es Roschane sagt!“ Maras Stimme klang bestimmt. „Yaron wird eine Aimar-Gor ehelichen und Euch die Türen zu mehr Macht öffnen.“

„Nun, verehrte Damen, dann werden wir wohl nun zusammen für das Wohl Herdentors streiten. Die Einzelheiten unserer Abmachung werden wir dann an einem weniger öffentlichen Ort festlegen.“ Sulamith blickte zufrieden in die Gesichter der beiden anderen Damen. Auch Roschane wirkte erleichtert. Doch Mara beschlich das dumpfe Gefühl, soeben das Ende ihrer Blutlinie besiegelt zu haben, doch hatte sie keine andere Wahl. Sie würde versuchen den Griff des aranischen Malmers nicht zu fest werden zu lassen.

So verließ eine jede der edlen Damen den Tempel wieder und der Bund der drei Frauen von Dreitempelhof war somit geschlossen.


Autor: Bega

Im Tal der Lieblichen Schwestern

Ort: Baronie Hengefeldt