Geschichten:Der Pfalzgraf erntet den Sturm - Teil 4

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Grafschaft Hartsteen, Reichsgau


Radulf von Firunshöh schritt durch den langen hohen Gang, der alle paar Schritt von lodernden Fackeln erhellt wurde. Der Graf war an diesem Morgen aufgebrochen gen Hartsteen-Stadt. Noch gab es keine Neuigkeiten von der Belagerung der gräflichen Feste durch die Truppen Geismars von Quintian-Quandt.

Die schweren Schritte des Junkers hallten laut durch das Gemäuer. Er bog nach rechts ein, um auf direktem Wege zu seiner Kammer zu gelangen. Er schnaufte ordentlich, denn er hatte wohl einen oder zwei Becher schweren Weins zu viel getrunken. Er stutzte, denn Kuros, der eigentlich die Wache hätte halten sollen saß eingeschlafen auf seinem Schemel in der Ecke des Ganges.

„He, Mann! Wach auf!“ rief der Junker verärgert und kam näher. Doch nichts geschah.

„Wie kann ein Mann nur so tief schlafen,“ murmelte er zu sich selbst. Er versetzte dem Wächter einen harten Stoß, woraufhin dieser von seinem Schemel sank und polternd fiel. Die Hellebarde ging ebenfalls klappernd zu Boden. Kuros rührte sich immer noch nicht. Schwerfällig ging Radulf von Firunshöh neben dem Soldat auf die Knie. „Was ist denn bloß los mit dir?“

Der Mann war noch warum und atmete auch, doch er schien tief und fest zu schlafen. Das machte Radulf stutzig. Neben dem Schemel stand ein Krug mit Bier, der zur Hälfte geleert worden war.

Stolpernd kam der Junker wieder auf die Beine und eilte zur nächsten Ecke, um Einblick in den weiteren Gang zu nehmen. Dort lag ein Diener in den Farben des Grafen reglos mitten im Weg. Kalter Schweiß trat auf Radulfs Stirn während er sich gehetzt umsah.

Er hatte den Spitzel des Feindes doch auf Geheiß des Grafen aus der Küche entfernt. Konnte es jemandem gelungen sein, erneut einen Küchendiener bestochen zu haben? Oder hatte man gar den Falschen inhaftiert?

Panisch blickte er auf seinen Weinkelch, der bereits geleert hatte.

“Ihr Götter!“ keuchte er und schleuderte den Kelch wütend von sich. Torkelnd lenkte er seine Schritte zurück, um in den Hof zu gelangen. Er musste Alarm schlagen! Wenn man das Essen vergiftet worden war, stand ein Angriff unmittelbar bevor.

Das Bild vor seinen Augen verschwamm und erkannte nur einige in schwarz gewandete Gestalten, die aus einer der Türen in der linken Wand schlüpften. „Halt! Bleibt sofort stehen, ihr Schurken!“ rief er mit deutlich verwaschener Aussprache.

Mit tauben Fingern nestelte er an seinem Gürtel und zerrte den Dolch aus der Lederscheide. Seine Arme waren schwer wie Blei und es fiel ihm schwer die Waffe überhaupt nur fest zu halten.

Verrat!

Eine der Gestalten näherte sich mit flinken Schritten und holte mit einem länglichen Gegenstand wuchtig aus. Radulf wollte sich ducken, doch er war so müde. Zu erschöpft, um auch nur einen Schrei auszustoßen.

Der Angreifer ließ seinen Knüppel auf den Kopf des Junkers nieder fahren und warf ihn sogleich zu Boden. Boron breitete seine schwarzen Arme aus und hüllte den Junker in tiefes Vergessen.