Geschichten:Der Konvent zu Natzungen - Das Treffen zu Nacia

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Von der Ankunft edler Herrschaften

10. PRA 1021 BF

Dem Auge ein Wohlgefallen ist’s, das prunkvolle Schlosse zu Nacia, wie es da thront auf sanfter Erhebung. Von großen Gärten umringt, deren Blumen und Sträucher in allen erdenklichen Farben der lebensspendenden jungen Göttin Tribut zollen, wo Pfade und verspielte Teiche, in denen solch grimmig dreinblickende Wasserspeier spiegeln, zum Verweilen einladen, lässt es den unsteten Reisenden, wenn er die letzte Erhebung überwunden hat und sein Blick über das weite, grüne Tal schweifen lässt, warm ums Herze werden, und er wünscht sich nicht sehnlicher, als einmal gast in diesem Schloss zu sein, in deinen Gärten zu flanieren und mit der Liebsten die warmen Nachmittage im Schutze eines der kleinen und gut versteckten Pavillons zu verbringen. Fast meinte man, das Schloss sei gänzlich aus weißem und zartrosafarbenem Marmor erbaut, wenn die Strahlen der Praiosscheibe gerade den Scheitel des Hügelkamms überstrahlen und das Bauwerk in ihrem überderischen Licht schimmern lassen.,

So präsentiert sich Schloss Nacia – in Friedenszeiten! Heuer aber ward es von dieser beschaulichen Romantik, in der die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, wenig zu spüren, ging es nämlich rund um das Schloss zu wie auf einem Ameisenhaufen. Rundherum, waren in der Ebene Zelte errichtet worden, zwischen denen reges Treiben herrschte:

Allerlei nordmärkisch und almadanisch Mietvolk erging sich dorten in harmlosen Ringkämpfen oder vergnügte sich in geselliger Runde an großen Feuern, über denen do manches Schwein goldbraun gebraten wurde. Andere hielten sich bei den Wagen und Fuhrwerken der Trosshuren und Marketender auf, welche von der Schlosswache angewiesen worden waren, ihr Lager unterhalb des Schlossbereiches aufzuschlagen. Denn berechtigt schienen die Befürchtungen der Gastgeberin, dass eine solche Ansammlung von führenden Köpfen und hohen Herrschaften Garetiens einen hinterhältigen Anschlag geradezu provozieren müsste. Darob waren fünf mal zwölf Gardisten abgestellt worden, für die Sicherheit der Gäste zu sorgen und eine wahrhaft militärische Ordnung aufrecht zu erhalten., So glich das Schloss denn bereits vor Ankunft der Gästeschar einem kleinen Heerlager,. Bereit, dem Treiben in Waldfang ein gebührendes Ende zu bereiten. Doch sollte der Blick vom großen Turme das rondrianisch’ Herz der guten Frau Maline bald noch höher schlagen lassen.


11. Praios 1021 BF

Der erste Zug, welcher der Natzunger Farben hoch über den Schlosse ansichtig wurde, ward bereits einen Tag vor der offiziellen Anreise der Gästeschar mit Fanfarenhall vom großen Turme gemeldet. Kurze Zeit später hatte sich Ihre Hochgeboren zum, Fu0e der großen Treppe begeben und erwartete den Zug, welcher alsbald nicht mehr nur vom Turme aus zu sehen war. Über der Kuppe erschien ein kleiner Trupp gerüsteter Reiter., deren vorderster einen großen Schild mit silbrig-grünem Wappen zur Schau trug. Ein feines Lächeln huschte da über Frau Malines Gesicht, als sie gewahr wurde, wer der Neuankömmling sei – der Baron Brander von Bärenau nämlich, ein guter Freund des Natzunger Hauses war’s, der da mit seinem Bruder, dem Edlen Tybalt von Bärenau zu Lilienmoor und seiner wenig jüngeren Schwester Ceres eine Schar wackrer Streiter anführte, zu welcher der Landedle Cordovan von und zu Praiosburg, die Dame Luca von Tankredslohe sowie die Herren Lechdan Aarsteener von Eisingen, Falk von Hagenbronn, Balian von Ibelstein auf Alfenweiher und Kilian von Hardenquell gehörten. Auch die nachfolgenden Hilfstruppen ließen nicht lange auf sich warten und kamen im Eilschritt über den Kamm. Ein Halbbanner berittene Kürassiere zählte man da und gut drei Dutzend Mann Fußvolk, welche angestrengt versuchten, mit den Reitern Schritt zu halten.

Viele der Landsknechte und Söldner, die im Tal ihr Lager aufgeschlagen hatten, liefen nun zum Schlossweg, um die Neuankömmlinge mit lautem Gebrüll zu begrüßen.

Unter der Führung des Natzunger Hauptmanns von Arres, der dem Zug entgegengeritten war, scherten die Reiterei und die albernische Söldnerschar, welche der Baron angeworben hatte, aus, um den ihnen zugedachten Platz im Tal einzunehmen.

Baron Brander und seine Begleiter, zu denen außer den genannten Herrschaften auch der Bärenauer Hofmagus Agâmon von Felsingoer gehörte, folgten derweil dem zum Schloss sanft ansteigenden Weg, um alsbald der verehrten Gastgeberin ihre Aufwartung zu machen., Herzlich verlief die Begrüßung, so dass es der guten Frau Travia sicher ein Wohlgefallen war, zumal es hieß, dass die Häuser Natzungen und Bärenau bald durch einen Traviabund noch enger verbunden werden sollten.