Geschichten:Zackenduster - Des Winters frostige Hand

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In den Zacken, Hesinde 1038 BF


Die Eisesskälte berührte sie schon lange nicht mehr. Auch der Wind der heute frostig um ihre Schultern zog brachte sie nicht dazu, dass sie mehr fühlte.

Tamina betrachtete die durch die Tür den Himmel, ein Stern war in dem Ausschnitt zu sehen. Ein Einziger.

Sie hatten bezahlt. Sie hatte bezahlt. Sie bezahlten alle den Preis für etwas, dass sie nicht kannte. Sie war keine Kriegerin gewesen. Sie war auch jetzt keine Kriegerin. Sie hatte eigentlich keine Ausbildung in diesen Dingen und sie hatte nie den Willen gehabt das Töten lernen. Die Menschen um sie herum schliefen, nur Tamina schlief selten. Zumeist nur wenn sie vor Erschöpfung zusammenbrach und nicht mehr Wache halten konnte. Ihr Vater hatte sie aufgenommen, er hatte Leute geschickt um von den Angriffen zu berichten. Gute Leute die mit den höher Gestellten reden sollten um herauszufinden, was genau das bedeutete. Ihr Vater war kein grausamer Mann, er war bedacht und wollte nicht sinnlos Blut vergießen. Da war er anders als sie. Aber sie ehrte ihn und hatte folgen wollen, wie alle anderen auch. Die Boten waren noch nicht wiedergekommen und der Boden wollte schon gefrieren, der Schnee wollte fallen und sie hatte begonnen sich langsam in ihrer neuen Heimat einzuleben, als die Ersten kamen. Die Ersten die berichteten, die Ersten von Vielen, die alle die gleiche Geschichte erzählen konnten. Überfälle - ohne Sinn und ohne erkennbares Ziel außer dem Töten der Leute. Niedergemetzelt und Mitglieder der Sippen gern mal grausam gefoltert - aus Spaß. Und so begann Tamina mit etwas, dass sie nicht für möglich gehalten hatte. Sie begann eine Karte zu malen, sie begann zu verfolgen von woher die paar Überlebenden kamen und so begann sie die Bewegungen der Trollzacker Angreifer zu verfolgen. Kurz vor dem ersten Schnee war es soweit, sie kannte ihre Bewegungen. Sie wusste welche die Sippe wohl die Nächste sein würde. Sie kannte die Pässe und sie nahm sich ein paar Leute mit, die auch nicht dazu bereit waren zu warten, bis die Antwort kommen würde. Sie waren schnell und sie hätte gewettet, dass sie sterben würde. Sie hätte gewettet, dass sie als einfache Frau keine Chance hätte. Nicht eine Sekunde hatte sie an ihren Sieg gedacht. Aber sie hatte sie augenscheinlich großes Glück. Sie hatte nicht gezögert, sie hatten die Trollzacker Nachts überrascht, die Wache ausgeschaltet und obwohl sie in der Unterzahl waren überlebten sie. Tamina wusste es nicht mehr wirklich. Sie wusste, sie hatte ihre Waffe umfasst und eine lodernde Flamme hatte von ihrem Geist ergriffen, als der erste Trollzacker sie verletzt hatte. Als alles vorbei war, war sie selbst ohnmächtig geworden. Sie war nicht zu bändigen gewesen, ihre eigenen Kameraden hatte sie aufhalten müssen, als alle anderen schon Tod waren. Aber die kamen damit zurecht, konnten sie verstehen. Sie erwachte noch im Blute ihrer Gegner, sie nahmen alles was sie haben konnten und zogen weiter.

Derzeit von Ruheplatz zu Ruheplatz, sie wurden mehr, denn die Menschen folgten ihr.

Der Winter war da, Antworten kamen keine und die Pässe waren nicht gut begehbar. Die Rationen wurden weniger, aber sie schafften es immer wieder einen Schritt weiter, anders als andere Bewohner der Berge. Einmal konnten sie nicht anders und mussten Provianttreks überfallen, die Leute ließen sie gehen, sie geleiteten sie sogar durch die dunklen Schluchten. Aber sie brauchten Nahrung und Decken und es tat ihr sehr leid etwas zu stehlen was ihr nicht gehörte. Aber es ging nicht anders.

Sie nannten sie Wahnsinnige. Andere nannten sie Besessene. Andere Rachedämon. Sie schlief nicht - denn die Bilder die sie da sah erschreckten sie. Sie redete nicht mehr viel und lachte selten - sie hatte den grimmigen Sinn ihrer Existenz gefunden und so wurde sie dieses Gebiet von den Barbaren befreien, auf das niemals wieder jemand so seine Familie und sein Leben verlöre. Tamina betrachtete den Stern, eine Träne lief über ihre Wange, wie immer wenn sie kurz an früher dachte. Ungezähmte Sehnsucht nach seinen wunderschönen dunklen Augen... Sie sagen, Zeit würde die Wunden heilen - Sie konnte es nicht sehen.

Und der Winter hielt ihr Herz in seiner frostigen Hand.