Geschichten:Der Götter Werk und Yolandes Beitrag – Ernüchterung
Gareth, Stadtteil Eschenrod, Peraine 1042
Die ganze Nacht hindurch hatte Nurinai bittere Tränen geweint und nicht einmal Yolande hatte sie zu trösten vermocht. So war ihr also nichts übrig geblieben als ihre weinende Geliebte im Arm zu halten und ihren Kummer und Schmerz auszuhalten. Yolande war das nicht leicht gefallen und so war sie froh, als Nurinai am frühen Morgen dann doch noch in Borons Arme glitt.
Yolande selbst fand jedoch keinen Schlaf. Sie dachte über das nach, was die Geweihte zu ihr gesagt hatte und warum sie es ausgerechnet zu ihr gesagt hatte. Es musste einen Grund geben. Aber wie sollte sie dafür sorgen, dass das Mädchen bei Narzisschen blieb? Was konnte sie denn? Was war so besonders an ihr? Und wie sollte sie etwas bewerkstelligen, was selbst ihre Liebste nicht vermochte? Wenn das Mädchen keine Geweihte werden konnte, musste es eine andere Möglichkeit geben, wie sie bei ihr bleiben konnte, nur wie?
So überlegte Yolande, was sie eigentlich ausmachte. Zunächst war sie adeliger Herkunft, das Mädchen aber nur eine Freie. Sie war Ritterin, was sich selbstredend für eine Freie verbot und dennoch... Kämpfen lernen könnte das Mädchen trotzdem. Eine gute Waffenmagd konnte man immer gebrauchen. Warum auch nicht? Ein bisschen höfisches Benehmen durfte aber auch nicht fehlen. Lesen, Schreiben und Rechnen sollte sie wohl auch können, aber das konnte Narzisschen ihr ja beibringen, in Vorbereitung auf ihr mögliches Noviziat. Nur der Rest, der Rest stellte ein Problem dar. Ob Yolande das Mädchen selbst unterrichten könnten? Dafür fehlte ihr die Zeit, schließlich hatte sie neben ihrer Liebsten, auch noch zwei Kinder und war im Reichsforster Grafenbann, zudem wäre es zu offensichtlich. Vor ihrem Narzisschen könnte sie es gewiss nicht all zu lange verbergen. Es musste also eine andere Lösung geben. Eine Lösung, bei der das Mädchen von jemand anderem unterrichtet wurde, noch dazu nicht in ihrer Heimat, aber auch nicht zu weit davon entfernt. Damit schied Samlor allerdings aus.
Yolande lag noch eine geraume Zeit wach. Hielt ihre Liebste im Arm. Hauchte ihr Küsse auf Wange und Stirn. Und dann, ganz unvermittelt, hatte Yolande eine Idee...