Geschichten:Ränkeschmied und Ordnungshüter - Familienrat

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Mit den Abendstunden war Ruhe auf der Vairnwacht, eingekehrt. Die Kinder hatte man bereits in ihre Betten gesteckt und so waren die Erwachsenen Mitglieder der Familie im Großen Saal versammelt. Die Türen zum Saal waren verschlossen und vertrauenswürdige Gefolgsleute trugen dafür Sorge dass Niemand das Gespräch im Inneren belauschen konnte. Noch war die Einrichtung provisorisch, doch hatten sich die Acht es sich dennoch halbwegs gemütlich gemacht.

‚Acht.‘ Dachte sich Leubrecht bevor er zum eigentlichen Thema des Abends kam. ‚Die Zahl der jungen Göttin, die Rechte Zahl für einen Neuanfang!‘ „Es freut mich dass ihr alle meinem Ruf gefolgt seid und wir uns so kurzfristig hier zusammengefunden haben. Was wir heute Abend besprechen, darf diesen Raum nicht verlassen!“ Schärfte er allen ein und nahm dafür mit jedem einzelnem Blickkontakt auf. „Ihr werdet es bereits vernommen haben, dennoch möchte ich es in aller Ausdrücklichkeit nochmals betonen. Es ist entschieden, Blut wird fließen und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird die Kaisermark zum Schlachtfeld werden.“

Zustimmendes Nicken von allen Seiten bestätigte das auch die anderen Leubrechts Annahme teilten. Einzig Drego erhob sich aus seinem Stuhl und baute sich an der kleinen Tafel auf. Der schneidige Leutnant der Goldenen Lanze war nicht zimperlich und auch jetzt sollte seine kriegerische Ader nicht in den Hintergrund rücken. Streitlustig wandte er deshalb ein: „Es mag sein das wir nicht verhindern können, dass die Kaisermark zum Schlachtfeld wird, aber wir müssen es auch nicht sehenden Auges zulassen! REICHSFORST UND HARTSTEEN WOLLEN BLUT? DANN SOLLEN SIE DOCH BLUTEN! Dann sollen sie BLUTEN, aber auf IHREM LAND!“

Erst Leubrecht, dann Drego musternd blickte Brinburga zu ihren Söhnen.

„Die Kaisermark darf sich nicht in diese Fehde hineinziehen lassen, daran besteht kein Zweifel!“ Betonte sie ausdrücklich, bevor die geübte Intrigantin in ihr durchkam. „Wenn die Kaisermark sich allerdings mit dem Eslamsgrund, Schlund und Waldstein einigt, könnten wir den Frieden bewahren.“

Für, gefühlt eine Ewigkeit, war es ruhig im Saal. Alle dachten sie über die Bedeutung von Frieden nach und welche Möglichkeiten sich aus diesem Vorschlag ergaben. Letztlich war es der Hausherr der die Stille durchbrach.

„Frieden, ja damit ließe sich etwas anfangen.“ Stellte er fest und ein verschmitztes Lächeln umspielte seine Lippen – ein Lächeln mit dem er sonst die Herzen der Damen eroberte. „Wenn alle damit einverstanden sind, wird sich unsere Familie dafür einsetzen die Fehde mit Hilfe der anderen Grafschaften im Keim zu ersticken!“

Nur wenig Kriegseifer war in den Gesichtern abzulesen, dennoch waren alle einverstanden. Während Dregos Augen vor Vorfreude, endlich Kämpfen zu können und nicht irgendwelche Wachdienste zu halten, leuchteten, sah Rondriane sichtlich geknickt aus. Voll Mitgefühl legte ihr Leonore die Hand auf die Schulter. Ein Trost, den die dreifache Mutter gern annahm. Leise und doch für alle deutlich zu vernehmen war der Schmerz einer Mutter die ihren Sohn verloren hatte.

„Auch ich vermisse Anshold, auch ich hätte mir gewünscht dass er seine Kinder aufwachsen sieht, doch können wir uns nicht die Kämpfe aussuchen die wir austragen müssen. Dein Gatte focht am Zwingstein zu Wohle Gareths und der Kaisermark, nun ist es an uns für die Kaisermark einzustehen.“

Anshold war tot, Gefallen als er seiner ritterlichen Verantwortung nachgekommen ist. Fast gleichzeitig ergriffen Savertin und Leubrecht das Wort. „Auch ich vermisse ihn, er ist mein Bruder, mein Vorbild und war ein besserer Mann als viele die die Schlacht überlebten.“ „Auch ich vermisse ihn, er war mein Freund und in meinem Herzen werde ich immer sein Andenken bewahren.“

Rondriane war eine stolze Frau, sie war eine VOM BERG! Diese Leute hatten sie in ihrer Familie aufgenommen, sie als eine der Ihren angenommen und taten dies auch noch nachdem ihr Gatte gefallen war. Dennoch konnte sie sich eine Träne nicht verkneifen, die ihr langsam die Wange hinunterrollte. Kaum mehr als Gehaucht, kam ihr Danke vor Rührung über die Lippen.

„Wir werden uns dafür einsetzen das die Kaisermark den Frieden in Garetien verteidigt, koste es was es wolle!“ Fasste Leubrecht den Plan der Familie nochmals sachlich zusammen. „Eventuell hat all das sogar etwas Gutes.“ Er hatte mit sich gerungen, ob er die folgenden Informationen an sie weitergeben konnte, doch angesichts derartiger verwunderter Gesichter kam er nicht herum. „Der Wille der Leuin, der Ruf nach Blut eröffnet uns eine Möglichkeit die zu Erhoffen ich bisher nicht gehegt hatte.“ Dass die Verwunderung nur noch weiter zunahm beirrte ihn nicht, er sprach einfach weiter. „Als ich vor einigen Monden zur Hatz in die Brache aufgebrochen bin, fand ich einen Brief. Ein Schreiben das vor mehr als fünfzehn Götterläufen aufgegeben wurde und seitdem auf seine Zustellung gewartet hatte. Unter keinen Umständen darf das folgende an die Ohren Dritter gelangen, am besten redet ihr nach dem heutigen Abend nicht mehr darüber. Breitet den Mantel des Schweigens darüber aus, doch bedenkt es bei all euren Entscheidungen! Denn das Rattenkind haust im Gebälk des Reichsforstes.“

Die Reaktionen auf diese Eröffnung spaltete die Gruppe der Anwesenden in schockiertes Aufstöhnen und stummes Entsetzen.

„Schon damals wollte der Absender vor dieser Gefahr warnen, doch sein Brief ging verloren und die Verräter an der Ordnung konnten ihr Nest in der Grafschaft ungestört ausweiten. Ich berichtete Bardo von meiner Entdeckung, denn trotz all der verlorenen Zeit besteht noch immer Hoffnung. Er schmiedete einen Plan und setzte ihn zu euer aller Schutz unter Phexens Mantel um. Er brachte den Hoffnungsschimmer an sich und verbirgt sich nun in der Grafschaft, die er seither nicht verlassen darf.“

In diesem Moment dämmerte es allen. Bardo lebte! Sogleich wollten sie Leubrecht mit Fragen über seinen Zustand, seinen Aufenthaltsort und seine Absichten bedrängen, doch gebot dieser ihnen mit erhobener Hand Einhalt.

„Ihr habt viele Fragen, das verstehe ich, dennoch bitte ich euch um Verständnis, denn weder kann ich einige von ihnen Beantworten noch hege ich die Absicht es überhaupt zu tun. Allein das ihr von seinem Tun wisst, bringt euch in Gefahr, bringt ihn in Gefahr! Wir alle sind durch unser Blut geeint. Es ist kein Misstrauen euch gegenüber, es ist die Angst das letzte verbliebene Fünkchen Hoffnung auch noch zu verlieren, die mich zu dieser Vorsicht nötigt. Seid mir Böse wenn ihr wollt, doch wird dies nichts an meinem Vorsatz ändern. Nehmt die Situation bitte so hin und seht die Chance die sich uns hier bietet. Wir könnten die Truppen der Kaisermark nutzen um Bardo Deckung zu geben. Wir können die Truppen der Kaisermark nutzen um die Ratten im Reichsforst Reichsforst aus ihrem Nest zu scheuchen. Lasst uns Bardo etwas Freiraum verschaffen, sodass er die Gelegenheit bekommt diese Intrige zu enthüllen!“

Sichtlich unzufrieden, darüber das man sie im Unklaren gelassen hatte, ergriff Leonore das Wort.

„Es kränkt mich, dass ihr mich nicht einbezogen habt und doch kann ich nachvollziehen das es notwendig war um den Schein zu wahren. Allerdings werde ich alles mir mögliche Tun, dass ich meinen Gemahl nicht doch noch verliere. Bei Rondra, wir bringen die Kaisermärker zur Friedenssicherung in die Grafschaft Reichsforst!“


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Texte der Hauptreihe:
30. Ron 1043 BF
Familienrat
Einbestellt


Kapitel 2

Autor: Vairningen