Geschichten:Godix - Kapitel VII
Im Amselhain im Winter 1043 BF
"Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er fort", beendete der Meister seine Erzählung, während sie die Reste des Mittagsmahles einpackten und sich auf ihre letzte Etappe zu Godix' Forst machten.
Der Schüler kratzte sich am ratlos am Kopf, "Also ist doch alles gut? Trotz der Rabenbrücke?"
Gjaros schüttelte den Kopf: "Die Erkenntnis kam mir erst in den letzten Jahren. An fast allen Orten, von denen ich Godix erzählt hatte, sind die alten Siegel zerbrochen worden. Und wer Godix, und insbesondere Rondradan genau beobachtet hat, sieht, wie sich beide in den letzten Jahren unauffällig immer in der Nähe der Zerstörung aufgehalten haben."
Die beiden gingen eine Weile schweigsam über die offenen Felder, bis sich die ersten alten Bäume von Godix' Forst vor ihnen auftürmten. Wilmur hielt inne: "Aber Meister, wenn ihr doch darum wisst, und wenn der Erzmeister so mächtig ist, wie ihr sagt, warum gehen wir heute zum Hüterkreis? Er wird uns vernichten."
Der Meister schüttelte mit dem Kopf, "Seine große Macht ist auch sein größte Schwäche. Er erwartet nicht, dass ihn jemand durchschaut hat, er hält alle anderen für schwächer."
Er griff seinen Schüler fest an beiden Schultern: "Wilmur, ich weiß wir hatten es nicht immer einfach miteinander, aber jetzt wirst Du auf mich hören: Ich werde den anderen Hütern heute so viel wie möglich verraten, bevor Godix sie weiter beeinflussen kann. Godix wird mich vernichten müssen, das ist mein Plan, aber diese Reaktion wird die Saat des Zweifels bei den anderen keimen lassen. Du dagegen wirst mich hier und jetzt verlassen. Versteck Dich in der Königsstadt, Godix hasst Menschenmengen. Aber nehme Dich dort in acht vor der Natter!"
"Meister...", Wilmon wusste nicht, was er sagen sollte.
"Wenn die Wogen geglättet sind, geh über den Wall nach Sturmfels zu Meister Key´war, meinem alten Schüler, er wird Deine Ausbildung vollenden." Gjaros ließ den Jungen los und betrat den Wald, "und jetzt los, oder muss ich nachhelfen?"
Väterlich lächelnd hob er seinen Stab zu einer scherzhaften Drohung.