Geschichten:Verschwörung in Schwarztannen – Verschwörung auf Gerbachsroth
Stacken, 5. Peraine 1043
Erst als sie Stacken passiert hatten, brachen die drei Schwarztannener ihr eisernes Schweigen.
„Diese eitlen Gockel!“, platze es aus Enria von Schwarztannen heraus, „Einer schlimmer als der andere. Mir ist richtig schlecht geworden.“
„Überhebliche Affen!“, kommentierte Raulbrin nickend.
„Eingebildetes Gesindel“, fügte Sigmunde hinzu, „Glauben tatsächlich sie seien etwas besseres.“
„Und genau deswegen, meine Kinder, werden wir sie auflaufen lassen“, eröffnete das Familienoberhaupt, „Und zwar so richtig. Sollen sie ruhig an eine Allianz glauben.“ Die Elde zu Gerbachsroth lachte: „Ich hätte mich auch an keine Allianz mit denen gehalten. Nicht mal an eine zeitweilige. Verschlagenes Pack.“
„So lange die daran glauben, reicht das auch vollkommen aus. Wir werden unterdessen unsere eigenen Pläne verfolgen und ihren Glauben an diese Allianz zu unserem Vorteil nutzen. Sollen sie nur die Füße stillhalten, weil sie an einen gemeinsamen Plan glauben.“
„Und“, hob der ehemalige Vogt mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend an, „Wie genau sieht unser Plan denn nun aus?“
„Gut, das du fragst, mein Sohn, sehr gut. Zu versuchen alle Krähen zu beseitigen, scheint mir nicht nur recht aussichtslos, sondern auch geradezu sinnlos zu sein“, führte Enria da aus, „Sie besetzten zu viele Ämter. Haben zu viel Macht. Besser ist es, sich mit ihnen zu verbünden.“
„Und den Erlenfallern damit in den Rücken fallen“, schloss Sigmunde.
„So ist es, mein Kind, so ist es. Die werden sich noch umschauen!“
„Der Plan, werte Frau Mutter, der Plan.“
„Die Krähe ist der Schlüssel. Die Krähe, mein Sohn. Die Krähe.“
„Das heißt, das wir den Baron beseitigen müssen“, dachte Sigmunde weiter.
„So viel ist mir auch klar, Schwesterchen. Ganz doof bin ich nun auch nicht“, murrte Raulbrin verstimmt, „Also wie genau stellt Ihr Euch das aber vor, Mutter?“
„Nun, mein Sohn. Da kommst du ins Spiel.“
„Wusst ich‘s doch!“, schimpfte der da drauf los, „Immer bleibt alles an mir hängen. Und, was ist es dieses mal, das ich für unserer Familie tun soll?“
„Deine Aufgabe, Raulbrin, ist eine recht einfache. Du wirst der Geliebte der Krähe.“
„Ach, wenn es nur das ist“, der ehemalige Vogt lachte laut und schallend auf, „Mutter! Ich habe eine Frau. Ich habe zwei Kinder.“
„Das hat dich sonst auch nicht gestört“, meinte da seine Schwester.
„Das musst du ja gerade sagen. Du hättest wohl noch weitere Bälger, wenn du noch jemand hättest, dem du sie anhängen könntest. Hast du aber nicht.“
„Und du willst mein Bruder sein?“
„Glaub mir, hätte mich je jemand gefragt, dann...“
„Genug!“, brachte die Mutter ihre beiden Kinder zum Schweigen, „Es reicht. Alle beide.“
Beleidigt schwiegen die beiden Geschwister.
„Raulbrin, deine Frau kann dich nicht leiden. Viel mehr verabscheut sie dich sogar.“
„Oh, vielen Dank, Frau Mutter. Welch nette Worte.“
Und weil Sigmunde schadenfroh zu grinsen begann: „Und du passt besser auf, dass du kein weiteres Kind empfängst. Deinem Gatten kannst du es ja nicht mehr anhängen.“
„Du bist so ungerecht, Mutter!“, schimpfte diese da gekränkt.
„Die Krähe ist eine ansehnliche Frau. Durchaus hübsch. Mit Liebreiz. Umgarne sie ein wenig. Sei nett und höflich zu ihr. Sei zuvorkommen. Wickle sie ein wenig ein. Schmeichle ihr. Mach ihr Komplimente. Und sei in jenen Stunden für sie da, in denen sie dich am meisten braucht. Es wäre doch nicht das erste mal, dass eine Frau deinem Charme erliegt, mein Sohn...“
Raulbrin atmete schwer.
„Und wenn sie dann erst einmal ein Kind von dir erwartet, dann wirst du der neue Baron werden und unsere Familie wird in neuem Glanz erstrahlen und zu seinem alten Recht kommen.“
„Ich denke Ihr vergesst da etwas, Mutter“, mahnte Raulbrin, „Was ist mit ihrem Gatten? Mit meiner Frau?“
„Nun, tragische Unfälle kommen immer wieder vor, nicht wahr mein Sohn?“, ein vielsagendes Lächeln zierte ihre Wangen, „Auch wenn deine Schwester und ich dann erst für welche sorgen müssen...“
Entsetzt blickte Sigmunde ihre Mutter an und wollte gerade etwas erwidern, da hörten sie aufgeregte Rufe: „Frau von Schwarztannen. Frau von Schwarztannen.“ In der Ferne tauchte eine Person auf. Die Gruppe Reiter eilte ihr entgegen.
„Frau von Schwarztannen. Frau von Schwarztannen“, rief die Frau unablässig und blieb plötzlich erschöpft stehen, „Es... es ist... zu spät.“
Nun erkannte Sigmunde die Frau: Das Kindermädchen ihres Sohnes.
„Was... was... was hat das zu bedeuten?“, fragte die Edle entsetzt.
„Euer... Sohn“, keuchte das Kindermädchen außer Atem, „Euer Sohn.“
„Stordan?“, entfuhr es der Edlen vollkommen fassungslos, „Was ist mit ihm? Was ist mit meinem Sohn? Was ist mit Stordan?“
„Sie hat ihn“, würgte sie hervor, „Die Krähe. Sie hat ihn.“