Geschichten:Der Ruf des Südens - Anteilnahme
Alcazaba Aimar-Gor, Reichsstadt Perricum, Mitte Efferd 1042 BF:
Romelio von Agur blickte von dem ausladenden Balkon der Stadtresidenz des Hauses Aimar-Gor in die weitläufigen Gärten. In der Ferne sah er seinen Herrn im angeregten Plausch mit Sarina von Zolipantessa. Zwei Reichsvögte unter sich sozusagen. Worüber die beide sprachen, wusste Romelio, denn sein Herr wollte Handelsprivilegien für das neugegründete Garether&Perricumer Südmeer Consortium aushandeln. Im Gegenzug würde die Reichsvögtin Anteile an der Unternehmung erhalten. Romelio war gespannt, ob sich die Zolipantessa darauf einlassen würde.
Der junge Sekretär des gerbaldsmärker Reichsvogts wandte sich nun wieder ab und trat in den Zorganer Salon. Hier tollte Astaran von Pfiffenstock mit seinen Kindern Salix, Danaris, Timshal und Rowan herum. Wobei, Salix leiblicher Vater war der elegante Nebachote nach Romelios Wissen nicht. Aber das war hier zweitrangig. Astarans Gemahlin und Mutter der Kinder weilte unterdessen gerade mit ihrer Gefährtin Mithrida auf Astarans Landgut in Haselpfort.
"Mit Verlaub", begann Romelio vorsichtig das Gespräch, "aber Ihr seid so anders als ... ."
"Die Nebachoten, wie ihr sie kennt?", beendete Astaran amüsiert den Satz. "Ja, Ihr habt sicherlich die Geschichten von dem 'großen' Eslam gehört. Oder von den Ereignissen in Sebarin, wo noch die alten Traditionalisten auf ihren blutgetränkten Thronen sitzen."
"Ja, da habt Ihr recht", gab Romelio kleinlaut zu.
"Ich war schon immer das schwarze Schaf meiner Familie und das mit Stolz. Ich glaube, ich komme eher nach meiner Großmutter – sehr zum Ärger meines Vaters." Astaran lachte, während er mit Salix auf dem Boden rumkroch und eine Schlange mimte.
"Wie ich hörte, ist die nebachotische Kultur im Wandel begriffen." Romelio wirkte ernsthaft interessiert.
"Na den Göttern sei Dank! Hahaha. Ich meine, wenn nicht, wäre das der Untergang gewesen ... nur leider verstehen die ewig Gestrigen nicht die Zeichen der Zeit, oder wollen es nicht verstehen. In meiner Familie beispielsweise, wurde schon vieles ins Rollen gebracht und das ausgerechnet von einer die nicht zur Familie gehört."
"Ihr meint die Vögtin von Haselhain?", fragte Romelio eher rhetorisch.
"Ah, ihr Kaisermärker kennt euch aus, was? Aber Ihr dient ja auch dem ersten Diplomaten der Kaiserin, da war sowas zu erwarten." Der Nebachote zwickerte Romelio zu. "Es ist schon die Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet eine Frau – und dann noch eine nicht aus dem Blute meiner Familie – uns in ein neues Zeitalter führen wird. Was nebenbei auch mir wieder ganz neue Möglichkeiten eröffnet."
"Vom schwarzen zum weißen Schaf?" Diesesmal war des Romelio, der seinen Gegenüber zuzwinckerte.
"Ach, soweit würde ich nicht gehen." Astarans lautes Lachen dröhnte durch den Raum, was die spielenden Kinder aufhorchen ließ. "Der perrinmarscher Zweig wurde in der Vergangenheit mit Nichtachtung gestraft – wozu ich wohl meinen Betrag geleistet habe – aber in der neuen Zeit braucht meine Familie Persönlichkeiten wie mich. Ich habe gute Kontakte in den Perrinmarschen, in der Reichsstadt, am Markgrafenhof und durch mein Schlafgemach habe ich auch enge Beziehungen zum Haus eures Herren."
"Ah es wird über mich besprochen ... ich hoffe doch nur in den höchsten Tönen." In diese Augenblick betrat Reto den Salon. Begleitet wurde er vom Zahlmeister der Perlenmeerflotte Jaldrak von Sanzerforst. "Die Reichsvögtin hat mich soeben, nach einen sehr erbaulichen Plausch, verlassen. Nun werde ich mich mit diesem adretten Herrn in den Anchopaler Salon zurückziehen, denn es gibt einiges zu besprechen, nicht wahr?"
Der Offizier der Perlenmeerflotte nickte nur kurz und schon verschwanden die beiden Herren schon wieder, während sich Romelio und Astaran nun wieder den spielenden Kindern zuwandten.