Geschichten:Brandspuren - Schlammiges Glück
Feidewald, 16. Boron 1043 BF
Seit drei Tagen pirschte sich Praiodan von Steinfelde mit einem halben Dutzend Getreuer auf kaum sichtbaren Pfaden über windumtoste Höhen und durch tiefe Klüfte quer durch den herbstlichen Feidewald. Sie verfolgten einen unbekannten Gegner, dessen Gerissenheit bei der Ausnutzung des Geländes den Hartsteener Wegevogt immer mehr ins Grübeln gebracht hatte; zu offensichtlich war die Ortskenntnis der götterlosen Schurken, die den Angriff auf das Traviakloster zu Hutt auf dem Kerbholz hatten.
Konnte es sein, dass sich diese Leute einheimischer Hilfe – ehrloser Verräter – versichert hatten? Oder sollte am Ende doch jemand anderes als Schlunder Kriegsgesindel dahinter stecken?
Ein Bellen und ein Ruf unterbrach die Gedanken des Hartsteener Wegevogtes: „Hierher, Herr Praiodan, seht!“
Die Wildhüterin Korwinne Steigerin war mit ihren Jagdhunden vorangegangen und die Tiere scharwenzelten nun aufgeregt kläffend am Rande einer Suhle umher. Zwischen ihnen hockte die gestandene Waidfrau und betrachtete aufmerksam den schlammigen Boden. Dann griff sie in den aufgewühlten Dreck und hob etwas auf. Als die Wildhüterin den Schlamm ein wenig weggeputzt hatte, erkannte auch Praiodan, worum es sich handelte und kommentierte freudig: „Da haben wir aber Glück.“
„Wegen eines dummen Hufeisens?“, erkundigte sich zweifelnd Praiodans junge Knappin Nadriane von Wetterwend, „Ist das nicht albernerer Bauernaberglaube?“
„Mag sein. Aber dieses Hufeisen sagt uns, dass mindestens einer der Schufte auf Dauer ein Problem mit seinem Reittier hat und nicht mehr so schnell voran kommen wird.“
◅ | Selbst in die Hand |
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Nur Geduld | ▻ |