Geschichten:Gräber, Grüfte und gebrochene Räder

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Burg Rabenfels, Baronie Leihenbutt

„Puh!“ Entfuhr es Leomara als sie die Tür zu ihrem Gästezimmer hinter sich schloss und erschöpft von Innen dagegen sank. Viele Götterläufe hatte sie den Kontakt zu ihrer Familie vermieden, hatte sich sogar dazu entschieden, den Namen ihrer Ahnen als Geweihte nicht zu führen, und dennoch hatte sie sich von Leubrecht zu einem Treffen mit ihrer Mutter breitschlagen lassen. Er hatte ihre Familie kennenlernen wollen, einen Teil ihres Lebens mit dem sie sonst nicht sprach. Einen Teil ihres Lebens den sie, wie sie an diesem Abend erneut gemerkt hatte, dessen Erbe sie eigentlich mit der Wahl ihres Weihenamens abgelegt hatte. Dabei standen die Gauternburgs gemeinhin für Ritterlichkeit, Turnierversessenheit und Fairness. Tugenden wie sie ihrer Göttin wohlgefälliger kaum hätten sein können. Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Eilig erhob sich Leomara, richtete ihre Kleider und öffnete anschließend die Tür. Erleichtert stieß sie die Luft aus, als sie Leubrecht erkannte und nicht wie befürchtet ihre Mutter oder schlimmer noch ihre Schwester.

„Darf ich eintreten?“, fragte er vorsichtig und wurde sogleich hineingebeten. „Nun, das war doch mal ein interessanter Abend.“

„Findest du?“, kam es spitz von der Geweihten zurück. „Warst du zufällig woanders?“

„Ich habe angeregt den Worten deiner Schwester und den Geschichten deiner Mutter gelauscht, wieso?“, erwiderte der Brachenwächter.

„Du meinst wohl eher, du hast ihr angestrengt gelauscht. Isida war die Stimme aus der Gruft, sehr passend zu diesem düsteren und bedrückenden Rittersaal, den diese Burg ihr Eigen nennt!“

„So wollte ich das jetzt nicht ausdrücken, ich hätte jedoch eher gesagt: das Säuseln aus der Gruft.“

Für diese Bemerkung, so passend sie sie auch fand, erntete der Ritter einen bösen Blick. „Und mit den Geschichten meiner Mutter meinst du sicherlich die neusten Aventiuren der Waldsteiner Pikeniere während des blutigen Jahres?“

„Also Abenteuer hätte ich sie jetzt nicht unbedingt genannt, aber eventuell Erlebnisse. Ich fand einige der Deckenmalereien hatten einen ähnlichen Spannungsbogen.“

„Da waren doch nur Gräber, Grüfte und gebrochene Räder zu sehen“, stellte die Geweihte verwundert fest.

„Sag ich doch, totspannend!“

„Das war jetzt aber nicht fair.“

„Dem Maler gegenüber?“, fragte Leubrecht mit ernster Miene.

Prustend musste die Geweihte lachen. „Du bist unmöglich!“, stellte sie fest und legte Leubrecht die Arme um den Hals. Tief blickten ihre grünen und seine blaugrauen Augen.

Ihre Hüfte umfassend zog er Leomara eng an sich heran. „Also wenn dein Bett genauso weich ist wie meines, dann könnte ich dir noch ein paar andere unmögliche Dinge zeigen.“


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Autor: Vairningen