Geschichten:Es werde Licht - Absprachen mit dem Nachbarn

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Bald schon würden die Brachenwächter erstmals zusammenkommen. Ein erstes Treffen, das womöglich über das künftige Miteinander der Wächter bestimmen würde. Wenn es nach seinen Vorstellungen ging würden sie dabei den Bund der Wächter festigen, vermehrt aktuelle Erkenntnisse austauschen und sich hoffentlich auch künftig helfend zu Seite stehen. Gegenseitige Hilfe, nichts anderes war letztlich die baldige Hatz in Zwingstein. Auf seinem gestrigen Heimweg, so hoffte Leubrecht zumindest, hatte er in Vulpershain bereits ein wenig Vorarbeit leisten können. Nach seinem morgendlichen Kontrollritt lenkte der Ritter von Neu-Auenwacht sein Pferd nicht wie gewöhnlich nach Apfelhain sondern weiter gen Firun ins benachbarte Gramfelden. Mit dem dortigen Ritter hatte er bereits über die Idee eines tatsächlichen Bundes geredet, jetzt aber beabsichtigte Leubrecht der damaligen Eingebung weitere Konturen zu verpassen. Details, wie zum Beispiel die Idee einen Schutzheiligen für den Bund zu erwählen. Ein Heiliger der sich zu Lebzeiten dem Kampf gegen Schwarzzauberei verschworen hatte und dessen Ideal ihnen allen ein Vorbild sein könnte. Ein Heiliger des Lichts und der Ordnung, deren Wahrung die Aufgabe der Brachenwächter letztlich war.

Rechtzeitig zur Mittagsstunde erreichte Leubrecht von Vairningen Gramfelden, in der stillen Hoffnung hier seinen Nachbarn anzutreffen oder zumindest dessen Aufenthaltsort zu erfahren.


Korwin stand mit Ralbert und Balsox vor dem großen Haufen Steine nahe der Brachenwacht und betrachtete das ‚Werk‘. Sie hatten etwa sechs dutzend Raumschritt brauchbare Steine aus den alten Gemäuern und Ruinenfragmente herausschlagen können. "Das reicht Locker für das Fundament des Walls" freute sich Balsox und rieb sich die Hände. "Gut gemacht Junge" klopfte Krowin seinem Knappen auf den Rücken, sodass er beinahe nach vorne viel. Er rieb sich den Rücken. In nur drei Tagen hatten Ralbert und Balsox ein Gerüst und einen Kran entworfen und mit den Bauern innerhalb der Grundmauern der Gramwacht aufgestellt, um die Krone des Gemäuers zu schleifen. Ralbert kratzte sich verlegen noch den Hinterkopf, aber man sah dass ihm die aufmunternden Worte herunter gingen wie Öl. Just in diesem Augenblick ertönte die Stählerne Schelle am Dorfeingang von Gramaue. "dingdingdingding" - "dingdingdingding"....

Zweimal, lauschten sie. Keine offensichtliche Gefahr, jedoch unbekannter Besuch. Unbekannt zumindest für Angrond. Korwin schritt entlang des Turms zu dem kleinen Vorsprung und schaute in Richtung Dorf. Aus Praios kommend erblickte er Ritter Leubrecht von Varinigen auf seinem Ross. Er klopfte sich den Dreck aus dem Wamms und schritt auf ihn zu, während er Angrond zu rief "Kann passieren!!". Korwin war nicht unerfreut ihn zu sehen. Hatte er es doch selber bisher leider auch nicht weiter geschafft seine Idee der Einung vorzutreiben.


Nachdem seine Ankunft ein Schellen verursacht hatte, hatte Leubrecht sein Ross weiter gezügelt und sich nur langsam weiter vorgewagt. Aufmerksam hatten seine Augen die Umgebung erfasst, sogleich versuchte er sich einen Reim aus den aktuellen Arbeiten zu machen. Als sein Blick auf den soeben auftauchenden Korwin fiel, ließ er sein Pferd einschwenken und vor dem Herrn dieser Lande zum Stehen kommen. Mit einer fließenden Bewegung schwang er sich aus dem Sattel. Ein freundliches Lächeln umspielte seine Züge, als er den noch immer von Staub bedeckten Korwin musterte. „Die Zwölfe zum Gruße!“ Grüßte er die Anwesenden, während er zugleich seinem Gegenüber die Hand zum Kriegergruß darbot. Mit kräftigem Händedruck umfassten sie beide den Unterarm des anderen. „Wie ich sehe geht es gut voran, aber eventuell solltet ihr die Steine weniger Häufen und mehr Schichten.“ Fuhr er scherzend fort, fragte aber sogleich welche Arbeiten sie momentan tatsächlich verrichteten.


Korwin freute sich über das Interesse Leubrechts und begann überschwänglich über die Krankonstruktion seines Kumpanen und dem überraschend mechanisch begabten Knappen zu lamentieren. Das Zusammenspiel von Rollen und Seilen erlaubt es, dass nur ein Mann dem Hub bewegte anstelle von mehreren die jetzt gleichzeitig das Obergeschoss der Gramwacht is auf tragbares Mauerwerk schleifen konnten. Als nächstes sollen die Balken der Zwischengeschosse eingezogen werden um das Gemäuer von den jeweiligen Etagen dann wieder auf zu Mauern. Nur die Beschaffung des Materials stockt ein wenig, musste Korwin zugeben.


Durchaus interessiert hatte Leubrecht den Ausführungen gelauscht. Die heranbrechende Mittagszeit gemahnte ihn jedoch den Gesprächsort eventuell ein wenig zu verlagern. „Wie wäre es, wenn wir unsere Unterhaltung in einem Gasthaus oder bei einer guten Mahlzeit fortführen würden? Eventuell können wir uns dabei auch noch ein wenig über die Idee eines Bundes der Brachenwächter unterhalten. Es gibt da noch einen Aspekt, den wir bisher noch nicht bedacht haben.“


"Das trifft sich gut mein Freund" brach es aus Korwin und drehte Leubrecht sanft an der Schultet in Richtung Baustelle. In diesem Augenblick war er sich nicht sicher ob er nicht zu überschwänglich agierte, spürte er in diesen Momenten doch immer wieder seine ordinäre Herkunft. Doch zumindest war es echt. "So ein trefflicher Gasthaus wie in Neuauenwacht haben wir hier leider nicht. Aber meine Bäuerinnen sind um so BESSERE Köchinnen. Wir nehmen unser Mittagsmahl gemeinsam an der Kochstelle der Baustelle zu uns. Wir haben heute ein besonderes leckeres Exemplar aus der Brache." Er schmunzelte in der Hoffnung sein Gast würde einen physischen Spaß verstehen. "Wir brauchten nur fünf Bolzen, dafür hat es aber auch ein halbes Dutzend Haxen." Jetzt musste er lachen. "Verzeiht mein Freund, wir versuchen uns mit dummen Witzchen bei Laune zu halten. Die Nachbarschaft in Richtung Firun und Praios ist doch recht angenehm. Aber die Nachbarn aus Richtung Efferd machen uns Probleme". Sie waren am Lager der Gramwacht angekommen. Korwin blickte zu Konnar der an einer der Bänke saß und bat ihn mit einem Fingerwink sich mit dem Gesinde zu entfernen. Er wollte mit dem Gast alleine sein.

"Vor ein paar Tagen hätte ich beinahe meinen neu gewonnen Knappen verloren." Er senkte sein Haupt. "Er war gerade dabei sein Lager einzurichten. Lange Geschichte, nicht der Rede Wert. Die Dunkelheit war schon lange über uns gekommen. Da hörten wir Ralbert auf einmal wie vom Namenlosen persönlich gejagt um sein Leben schreien. Wir stürmten alle aus unseren Lagern um Ralbert dort mit..... etwas.... Ringen zu sehen. ES...war etwa drei Schritt lang und auf den ersten Blick hielt ich es für einen Baumdrachen. Bei der Nähe zur Brache sicherlich nicht außergewöhnlich. Es saß mit seinem Rumpf auf ihm. Bei näherer Betrachtung stellte es sich jedoch als eine Art....

Waldschrat Baumdrachen Mischung heraus...Anstelle von Haut und Schuppen war es über und über mit Borke und Blättern bedeckt. Sein Kopf wurde von einem Putz aus flatternden Ästen mit blutroten Blättern geschmückt die bei jedem Schrei des Ungetüms im Schein des sterbenden Feueres bebten und raschelten.

Mit weit aufgerissenen Maul schnappte es nach ihm." Korwin machte eine Pause, griff nach zwei frischen, weil noch umgedrehten Humpem und einer hölzernen Karaffe an der er zuerst roch. Das Bier stellte sich als frisch und bedingt durch die Witterung als angenehm kühl heraus. Dann füllte er die Humpen während er weiter ausführte.

"Wir schlugen mit unseren Waffen auf das Vieh ein. Aber jeder Hieb blieb in ihm stecken. Im Holz. Wirbelte maximal ein paar Blätter auf. Dann Sprang das Biest mit einem Satz an die Mauer der Gramwacht." Er deutet auf die Wand hinter seinem Rücken. "Nach einem Schritt außerhalb des Feuerscheins war es mit dem Untergrund verschmolzen. Es war vom Efeu welches um die Burg wuchert nicht mehr zu unterscheiden.


Vom erwähnten Efeu waren nur noch ein paar Stümpfe am Fuß der Mauern geblieben, offensichtlich die unmittelbare Reaktion seines Gegenübers auf diese unerfreuliche Begegnung. Ein wenig fragte sich Leubrecht jedoch wie sich ein Wesen, das groß genug war um einen Menschen anzugehen, sie gleichzeitig in einem nur wenige Fingerbreite messenden Efeuteppich verstecken konnte. Froh darüber das ihm dergleichen bisher erspart geblieben ist, nahm er dankend das ihm dargebotene Bier an. Erneut musterte er die Arbeiten um Turm, ging es auf Neu-Auenwacht doch nicht so sichtbar voran. Derzeit waren seine Leute damit beschäftigt den Bauplatz der künftigen Feste zu Ebenen und den schützenden Graben auszuheben. „Auf die Wacht! Möge sie stets Aufmerksam bleiben.“ Stieß Leubrecht an, eh er sich einen tiefen, erfrischenden Zug des Gerstentrunkes gönnte.

Nachdem sich beide Männer etwas vom Essen genommen und sich niedergelassen hatten. Genoss der Besucher vorerst die herzhafte Mahlzeit, die man ihm dankenswerterweise angedeihen ließ. Erst als sein Teller sich zur Hälfte geleert hatte, nahm er den Gesprächsfaden wieder auf. „Ich hoffe sehr dass wir auf der Zwingstein den Bund der Brachenwächter festigen können. Geschichten wie die eures Knappen sind es, die uns allen vor Augen führen sollten welche Gefahren auf die Bewohner im Umland lauern. Das Wissen um die Vielfältigkeit der Kreaturen muss geteilt werden, sodass jedes gefundene wirksame, aber auch wirkungslose Mittel bei einem erneuten Kontakt bereits bekannt ist.“ Während Leubrecht einen Schluck trank und einige Bissen weiter aß, ließ er zugleich Korwin Zeit um das Gehörte zu überdenken – auch wenn sich der Vairninger bereits bewusst war das sein Gegenüber die Notwendigkeit vollends verstanden hatte. „Die Wächter sind allerdings sehr verschieden. Ihre Persönlichkeiten, familiären Hintergründe und ihre Herkunft unterscheiden sich stark, sodass ich befürchte das die Einheit des Bundes brüchig sein könnte. Deshalb brauchen wir etwas Verbindendes! Mehr als nur die Pflicht als Wächter. Wir brauchen ein gemeinsames Leitbild, ein Vorbild dem wir allesamt nacheifern können. Aus diesem Grund kam mir die Idee dass wir, sollten wir den Bund festigen können, einen Schutzheiligen erwählen sollten. Einen Heiligen, dessen Tugendhaftigkeit und strahlendes Vorbild uns bei unserer Pflicht mit Mut und Zuversicht erfüllt.“


Korwin kaute genüsslich seinen Braten. Das Fett rann ihm über das Kinn bis er es mit dem Ärmel fort wischte. Ein kräftiger Schluck Bier folgte auf den Fuß. “Habt ihr die Zeit seit unserem letzten Treffen nutzen können weitere Kontakte zu knüpfen, Leubrecht? Ich gebe zu, dass ich da nachlässig war. Wer sind denn eigentlich all unsere Mittstreiter? Freilich haben wir uns auf Schloss Sonnentor gesehen, aber mehr als ein andächtiges Nicken gab es bisher nicht. Mir scheint, ohne euch Honig ums Maul zu schmieren, dass ich mit euch als Nachbar wenigstens jemand habe, der mehr als nur ein geschenktes Lehen und ein Abenteuer in der Sache sieht.”

Er schenkte beiden Bier nach und nahm sich noch etwas von dem Schwein. Der Gedanke gefiel ihm.

“An wen habt ihr gedacht Leubrecht? Der heilige Hlûthar dient uns ja bereits als Schutzherr. Begehen wir nicht Frevel, wenn wir uns jemand anderem zuwenden? Sollten wir nicht versuchen, ihm zu Ehren der Brache seine sterblichen Überreste zu entreißen? Sein Grabmal soll irgendwo in der Brache sein. Doch wäre diese Suche doch gleich ein Alveranskommando nach erster Güte. Mein Herz gleicht in der Sache den Toren der Gramwacht.”

Er deutete auf die Pforte der Ruine. Viel mehr auf das was mal die Pforte war, denn dort war nur ein Loch.

Leubrecht grinste etwas, wie es aus den Augenwinkeln sehen konnte.

“Alles was uns zusammen schweißt wird der Sache dienen, und wir werden es gut heißen”. Mit diesen Worten knallte Korwin den Humpen auf den Tisch.


Die Rolle als Brachenwächter auf die leichte Schulter zu nehmen könnte sich bitter rächen. Schlimmer aber wog der Umstand dass das Versäumnis eines Einzelnen der gesamten Wacht angehangen werden könnte und somit das Vorhaben des Markvogtes zum Scheitern verurteilte. „Viel Zeit ist seit unserem Gespräch nicht vergangen und ein jeder von uns ist vollauf damit beschäftigt das ihm verliehene Land kennen zu lernen und für die Zukunft zu wappnen, urteilt also nicht zu hart mit euch selbst.“ Seinen leeren Teller zur Seite stellend, gönnte sich Leubrecht einen weiteren, wenn auch zurückhaltenden, Schluck. „Tatsächlich habe ich bereits ein wenig über Für und Wider nachgesonnen. Tatsächlich wäre der Heilige Hlûthar eine angebrachte Wahl, aber leider gibt es immer einen Haken. Sein Grab liegt angeblich in der Brache, allerdings ist das Ziel des Bundes die Wehr wieder die Kreaturen der Brache und nicht die Suche nach dem Grab. Außerdem focht der Heilige einen anderen Kampf als wir es tun, Hlûthar besiegte einzelne übermächtige Gegner, während wir wieder die Vielzahl der Kreaturen aus diesem chimärengebärenden Moloch ankämpfen. In erster Linie ist es jedoch ein politischer Schachzug der mich davon Abstand nehmen lässt. Hlûthar von den Nordmarken ist Nordmärker und das Herzogtum ist in Garetien nicht sonderlich wohl gelitten, wählen wir ihn als Schutzpatron befürchte ich das wir die Gunst möglicher und Unterstützer verspielen könnten.“ Ein Aspekt dessen Existenz Leubrecht zeit seines Lebens als nur allzu präsent wahrgenommen hat. Egal ob zutreffend oder nicht, die Voreingenommenheit saß wie ein tiefer Stachel fest im Fleisch der Region. „Lieber würde ich es sehen wenn der Bund sich ins rechte Licht rückt. Ins Licht der Ordnung und die Nähe zur Praios-Kirche und Stadt des Lichts sucht. Unseren Kampf führen wir wider schwarze Magie und ihre Hinterlassenschaften und Wesenheiten, da wäre die Unterstützung der Kirche des Lichts sicherlich nicht verkehrt.“ Zumal es klare Unterschiede gab, die Kirche des Götterfürsten ist wohlhabend, während die Kirche der Sturmherrin in den zurückliegenden Dekaden ihre Mittel in den Kampf wieder die Schwarzen Lande gesteckt hat und darüber hinaus viel Blut lassen musste. Allerdings waren dies Punkte die man nicht offen aussprach, es waren Punkte die sich jedem Vernunftbegabten selbst erschließen mussten.


Schmatzend nickte er Leubrecht zu. “Wohl wahr Leubrecht”. Auch wenn uns ein paar Recken der Sturmherrin sicher helfen können, ist bei dem dämonischen Gezücht etwas Hilfe des Götterfürsten sicherlich hilfreicher.” Er blickte zum Himmel und murmelte mehr für sich, aber vermutlich doch hörbar, “Rondra vergib”.

“Da euer berechtigter Einwand zum Heilige Hlûthar wie aus der Balästrina geschossen kam, nehme ich an, dass euch bereits ein spezieller Heiliger vorschwebt. Lichtbringer gibt es wie Inseln im Perlenmeer. Es sollte also jemand sein, der mehr denn die übrigen dem Kampf gegen schwarze Magie und dem Namenlosen verschrieben war.“


Bedachte man die viele Lokalheiligen mochte die Aussage seines Nachbarn stimmen, offiziell durch die Kirche anerkannte Heilige waren dann aber doch rarer gesät. „Ich hatte an den Heiligen Gilborn gedacht.“


Korwin musste zugeben, dass er doch bei weitem nicht so fromm war wie er dachte und überlegte was ihm zu dem Namen einfiel. Aber sein Kopf war dahingehend fast leer. “Ich gebe zu mein Freund, viel weiß ich nicht über den heiligen Gilborn. Doch glaube ich schon einmal einen Schrein gesehen zu haben. Was könnt ihr mir über ihn berichten, was insbesondere die anderen Wächter überzeugt euch zu folgen und des Weiteren, was ja eigentlich noch viel interessanter ist.” er machte eine kurze Pause und nahm noch einen Zug aus dem Humpen. “Was wird die Praios-Kirche dazu sagen?”


Sich einen weiteren Schluck aus dem Humpen gönnend, ließ er Korwin einen Moment zappeln. „Die Stadt des Lichts liegt in unmittelbarer Nähe zu Brache, die Eindämmung ihrer Gefahr liegt also auch im Interesse der Kirche. Zumal die Brache durch verderbte Magie geschlagen wurde und seither nichts von seinem unheiligen Wesen eingebüßt hat, im Gegenteil sie scheint sogar zu erwachen!“ In seinem Redefluss hatte sich Leubrecht vorgebeugt und mit den Ellbogen auf den Knien abgestützt, jetzt lehnte er sich wieder zurück und fuhr mit ein paar Worten zum Heiligen fort. „Der heilige Gilborn ist ein Erzheiliger der Kirche und gilt als Schutzpatron wider verderbte und schwarze Magie. Besonders in Gareth und Eslamsgrund finden sich ihm geweihte Schreine, vielleicht habt ihr dort bereits von ihm gehört. Wie die Kaisermark unter der Brache, so leidet auch die Grafschaft Eslamsgrund unter dem Erbe verderbter Magie.“


Korwin hörte den Worten Leubrechts gespannt zu. Die Wahl war wohlüberlegt und zudem besonderes hinsichtlich einer möglichen Zuwendungen durch die Praios-Kirche sicherlich auch lohnenswert für die Kriegskasse der Wächter. Dabei blickte er auf das alte Gemäuer vor sich und musste wieder an den - - - Drachen, oder was auch immer denken. “Ihr spracht vorhin über unser Wissen hinsichtlich dem, was uns hier erwartet. Mir gefällt der Ansatz. Ich hatte das Glück einst einen Blick auf eine Ausgabe des “Landsherren zum Geleit” zu werfen. Leider habe ich den Kauf versäumt. Die aufgeführten Beschreibungen über Gezücht und Gewächs waren sehr aufschlussreich. Habt ihr so etwas im Bilde?” Er grübelte und kramte die letzten Brocken Bosparan aus einen Kopf raus dem ihm geblieben waren. “Eine Art ‚de flora et fauna ab heremus daimonica‘?”


Bei dem erwähnten Beispiel musste Leubrecht unwillkürlich schmunzeln. Als Ritter hatte er nicht nur von seinem Oheim unzählige Unterrichtsstunden über sich ergehen lassen müssen, auch Gerrich, sein Schwertvater, hatte ihn intensiv auf seine möglichen Pflichten vorbereitet. Dieses und ähnliche Werke waren ihm folglich nicht fremd. „Da wir die Sammlung erst beginnen würden wird es sicherlich noch nicht gleich ein Buch werden, aber ja etwas Ähnliches schwebte mir vor. Die Sichtung von unbekannten Kreaturen sollte dann, ganz wie in einem Lehrbuch, mit einigen wichtigen Eigenheiten niedergeschrieben werden. Ein Bild wäre selbstverständlich hervorragend, doch ist leider nicht jeder ein begabter Zeichner oder verfügt über einen solchen an seinem Hof. Wie die ‚Steckbriefe‘ dann verteilt und vervielfältigt werden, müssten dann jedoch noch beschlossen werden.“ Tatsächlich hatte Leubrecht bereits einige dieser Steckbriefe für sich und seine Wächter angefertigt. Eine nützliche Angelegenheit, teilte er mit seinen Leuten auf diese Weise doch ihre gesammelten Erfahrungen selbst wenn einer von ihnen nicht bei der Begegnung zugegen gewesen war.


Jetzt musste Korwin grinsen, denn Leubrecht hatte sicherlich bereits von der Arbeiten Rohalia von Brakenfels in Gramfelden gehört und meinte exakt ihre Arbeit. “Ich werde die markvögtliche Karthrografin, die aktuell in Gramfelden weilt, fragen ob Sie nach getaner Arbeit eventuell eine Zeichnung des Wesens anfertigen kann. Vielleicht kann ich Sie ja für unsere Sache begeistern. Ich danke euch für das Gespräch mein Freund. Was schlagt ihr vor in der gemeinsamen Sache der Brachenwächter hinsichtlich des heiligen Leitbildes. Habt ihr einen Praiosgeweihten dem man vertrauen kann und mit dem man die Haltung der Praios-Kirche zu erfragen? Ich möchte in der Sache wenigstens den Rückhalt der Kirche spüren falls die adelige Ränkeschmiede Garetiens uns mit unserem Anliegen zerpflückt.” Er machte eine kurze Pause um dann auf eines Seiner Anliegen zusprechen zu kommen.


Zumindest ein wenig Talent im Zeichnen besaß Leubrecht selbst und so hätte die Bilder der gesichteten Kreaturen selbst angefertigt, dass sein Nachbar aktuell jemanden an Hof hatte der dieser Tätigkeit gewerblich nachging war ihm deshalb neu. „Wenn Ihr die Kartografin für dieses Vorhaben gewinnen könntet, wäre zumindest sicher dass die Kunde der vielfältigen Gefahren die Runde machen würde. Was die Unterstützung der Kirche angeht. Nun ich denke nicht dass sie uns unsere Wahl verübeln würde, aber wenn ihr einen Diener des Götterfürsten fragen wollt werdet Ihr voraussichtlich bei der Hatz Gelegenheit erhalten.“


“Leubrecht, die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass nicht alle von uns Brachenwächtern mit denselben Zuwendungen bedacht wurden. Bei unserem letzten Treffen sagte ich Wuch, das ich der Meinung bin, dass wir versuchen sollten die uns zugedachten Zuwendungen in unseren Kreisen zu halten. Erst wenn es nicht anders möglich ist, weil niemand der unsrigen helfen kann sollten wir an den öffentlichen Markt gehen.” Er machte kurze Pause. “ Und dann als eine Stimme aufzutreten. Wir sollen eine Einung gründen. Mit gemeinschaftlicher Einlage zu gleichen Teilen. Ich würde behaupten, dass wir dann nicht mehr einzelnen Steinbrüche oder Forsten abklappern müssen um an unser Baumaterial zu kommen. Die Händler werden auf uns zu kommen. Gleiches gilt für die von uns hergestellten oder geernteten Güter.” Er war Feuer und Flamme für seine Idee. Gleichzeitig blickte er in sich und prüfte sich, ob sich sinisteres Anliegen in seinem Herzen verbarg. Doch Tasfarel war nicht zu gegen. “Ich habe nicht vor mich zu bereichern mein Freund. Doch sind wir es Phex schuldig, in seinem Sinne zu handeln um am Ende auch dem Herrn des Lichtes gegen die finsteren Kräfte gerecht zu werden.

Korwin stand gemächlich auf und lies die Worte auf seine Gegenüber wirken zu lassen. Dann reichte er Leubrecht erneut die Hand zu Kriegergruß.


Seitdem er erfahren hatte welche Zahlung ihm der Hof des Markvogtes zugestand, hatte der Vairninger an Strippen und Fäden gezogen um seine wirtschaftliche Lage zu verbessern. Somit hatte er bereits für zwei der Neu-Auenwachter Erzeugnisse Vereinbarungen getroffen. Ganz davon abgesehen dass ihm der Gedanke Korwins Schlicht zu weit ging. „Eine Einung? Ich denke nicht das dergleichen Anklang finden wird, immerhin sind die Wächter Ritter und keiner Kiepenkerle. Als Bund wären wir bereits organsiert und könnten gemeinsame Aufträge für Baumaterial veranlassen und den Handel untereinander absprechen, ein zu festes Gebilde könnte jedoch eher hinderlich beim Verwalten der Güter sein.“ Mit festem Händedruck ergriff Leubrecht die dargebotene Hand. „Lasst uns bei der Hatz langsam vorpirschen, andernfalls könnte es sein das ein unbedarfter Schritt einen Brachenwächter verschrecken könnte.“


Während Leubrecht langsam den Hang der Wacht hinunterlief zu seinem Ross lieb, schaute Korwin ihm noch hinterher. Der Verlauf des Gesprächs war erfreulich, besonders da ihm der Gedanke der Stärkung des Bundes durch ein gemeinsames Leitbild gefiel. Stärkt es doch Herz und Geist des Bundes. Die Absage Leubrechts an seine Idee der Einung bedrückte ihn jedoch ein wenig, denn was helfen williger Geist und Herz wenn der Leib nicht fähig ist.

‚Wenn meine Zuwendung aufgebraucht ist und Gramfelden zu wenig zum Leben und zu viel zu Sterben abwirft, … muss ICH zwingend zum Kiepenkerl werden!‘ Dachte er sich und warum soll es den anderen aus einfachem Hause anders gehen?

Leubrecht war in der Zeit auf sein Pferd gestiegen und grüßte noch einmal während er dem Gaul die Sporen gab. Korwin hob die Hand und erwiderte die Geste.