Geschichten:Die Verpflichtung
12. Rondra 1043 BF, Burg Perlenblick, Junkertum Ochsenau
Bärfried von Hardenstatt ging aufgeregt vor dem Zimmer des Heermeisters auf und ab. Er hatte seine beste Kleidung angelegt, ein weißes Hemd, darüber der grün-weiße Wappenrock mit dem Wappen seiner Familie. Abgerundet wurde sein Erscheinen mit einer braunen Hose, die er sich in die dunklen Lederstiefel gesteckt hatte. Ihm war zwar etwas unwohl, so ganz ohne Metall am Leib aber die Stimme seiner Frau hing ihm noch immer im Ohr, dass er ja nicht in Vollplatte zu diesem Treffen erscheinen solle! Sie hatte ihm sogar sein bestes Hemd mitgegeben.
Der Blondschopf blieb vor einem großen Fenster stehen und blickte auf die, in der Ferne liegenden, Stadt herab. Hier würde er von nun an wohl einen Großteil seiner Zeit verbringen. Ihm wurde etwas schwindelig, soviel Menschen und die Enge einer solchen Stadt. Das war er von den Zacken nicht gewohnt. Dann öffnete sich die Tür und ein Diener trat heraus, "der Heermeister hat nun Zeit für Euch, eure Wohlgeboren", mit einem kurzen Nicken folgte Bärfried dem Mann in das Innere des Raums.
Das Arbeitszimmer war ansehlich, ein großer, mit Gold verzierter, Tisch stand in der Mitte des Raums. Dahinter befanden sich zwei große Fenster, die großzügig Licht in den Raum ließen. Eingeramt wurde die Szenarie von zwei Bannern, in den Farben der Markgrafschaft. An der Tür standen links und rechts Rüstungsständer, mit auf hochglanz polierten Rüstungen und die Wände wurden mit Gemälden und Schränken vestückt. Der Heermeister, Bärfrieds Schwertvater, stand hinter dem Tisch und blickte zu seinem Besuch.
Bärfried verbeugte sich tief vor dem Baron, bis dieser ihn begrüßte und den jungen Ritter bat, mit ihm Platz zu nehmen.
"Nun, werter Bärfried von Hardenstatt, sagt mir doch mit euren Worten, was genau ist euer Begehr? Was genau erhofft Ihr euch?", begann Zivko mit klarer Stimme zu sprechen.
Bärfried räusperte sich und atmete kurz durch, "Eure Hochgeboren! Es dürstet mich danach meiner Provinz, meinem Land und den Bewohnern der Markgrafschaft zu dienen! Und wo ginge das besser als im markgräflichen Heer? Deshalb erbitte ich Euch um Aufnahme in das Heer! Als Offizier will ich Perricum, dem Markgrafen und Euch dienen!", Bärfried holte kurz Luft, die Aufregung war dem Einäugigen anzumerken.
"In diesem Schreiben spricht sich ihre Hochgeboren Elissa von Vellberg, Hauptfrau im Bombardenregiment, für die Aufnahme eurer Person in den Offiziersstand aus", der Heerführer deutete auf ein Schreiben vor sich, öffnete es und laß es nochmal bedächtig durch, dann begann er zu nicken und blickte Bärfried wieder an, für einen kurzen Moment schien er zu lächeln, fing sich aber schnell wieder und setzte eine professionelle ernste Miene auf.
"Das Empfehlungsschreiben lobt Euch in den höchsten Tönen. Auch habt ihr einen tadellosen Leumund und ich durfte mich schon selbst von euren Fähigkeiten und Eignung überzeugen. Ihr seid ein Ritter erster Klasse, zuverlässig, hilfsbereit, loyal und entscheidungsfreudig. Also alles was man von einem Abgänger einer Offiziersschule erwarten kann. Wenn es also tatsächlich euer Wille ist die Offizierslaufbahn im Heer Perricums einzuschlagen, so will ich es Euch gestatten."
Bärfried blickte erfreut auf und ein zufriedenes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus, "es ist mein Wunsch!"
Zivko nickte zufrieden, "dann werde ich Euch im Rang eines Leutnants aufnehmen. Die Formalitäten werden wir im laufe des morgigen Tages klären, bis dahin ruht Euch aus und ab morgen seid Ihr ein Offizier des markgräflichen Heers", die beiden Männer standen auf und gaben sich feierlich die Hand, als Bärfried gerade zur Tür hinaus wollte erhob sein Schwertvater nochmals die Stimme:
"Bärfried, was ich Euch noch sagen wollte, Herzlichen Glückwunsch und Willkommen im Heer!", und mit einem Lächeln nickte Zivko seinem neuen Leutnant zu.
◅ | Hochzeitsglocken in Sterkrade |
|
Ein Offizier und Ritter | ▻ |