Geschichten:Ein See voll Hass

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Markt Silz, Leihenbutt in den letzen Tagen des Ingerimmmondes 1044.


In der schwülen Wärme der Mitte des Rahjamonds zu Leihenbutt:

Ein Ende als Anfang...

Mit einem letzten, energischen Strich seines Federkiels beendete Ludovico Tiego ya Peccio di Yenna das Kapitel seines Buches "Geschichten und Wunderliches, welches die Waldsteiner Leut erzählen" und konnte sich ein kurzes Lächeln nicht verkneifen. So zufrieden war er mit dem soeben Vollbrachten. Er konnte es kaum erwarten dem Ehepaar Glimmerstieg bei einem deftigen waldsteiner Mahl im Gasthaus “Am Reichsforst” von seinem Erfolg zu berichten. Bei diesem Gedanken lief ihm bereits das Wasser im Munde zusammen. Diesen kleinen Genuß hatte er sich wahrlich redlich verdient, war er doch einen ganzen Mond in der prallen Hitze der Sommermonde durch die Lande der Grafschaft gereist.


In der brütenden Hitze der letzten Tage des Mondes Ingerimm:

Sein Weg hatte ihn entlang des sogenannten Elfenpfades durch die in vollem Wuchs stehenden Getreide- und Gemüsefelder der Silzer Hügel über das dieser Tage besonders geschäftige Dorf Sommerberg nach Tannwirk geführt, dessen zahlreiche Köhlereien in diesen Monaten ruhten und so nicht den beißenden Geruch erzeugten, welcher im Frühjahr gewiss die Gegend erfüllte. Sein guter Freund Answin von Prailind war vor wenigen Götterläufen verblichen und so kreisten die Gespräche mit dem neuen Praetor Ranarion Yalwindor weniger um elfische Geheimnisse als um die hiesige Pflanzenwelt (dies würde die Glimmerstiegs, ihres Zeichens Apotheker, sicher interessieren), die gemeinsame Heimat und die Eigenheiten der Bewohner Waldsteins, an welche sich beide nur schwerlich gewöhnen konnten. Insgeheim wunderte sich der Gelehrte, was aus den Haustieren des verblichenen Hesindegeweihten geworden war, doch vermied er aus Pietätsgründen dieses Thema offen anzusprechen, auch wenn er mutmaßte, dass die Schlemmertage für die örtlichen Nagetiere wohl gezählt waren. Erfreulicherweise stellte sich der vom Elfenpfad gen Westen führende Grafenpfad als gut in Schuß heraus und der hinter Tannwirk zunehmend dichter werdende Wald spendete ausreichend Schutz vor Praios Antlitz, so dass selbst bei gemäßigtem Schritt der Markt Silz gut binnen eines Tages erreichbar war. Trotzdem ließ es sich Ludovico nicht nehmen zur Mittagszeit am Ufer eines von Schwänen bevölkerten Sees eine ausgiebige Rast einzulegen und seine Füße im Wasser zu kühlen.

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Hier in Silz, dem ersten Ziel seiner Reise, hatte Ludovico bei dessen Landvogt während einer spätnachmittäglichen Audienz vergeblich um Einsicht in die gräflichen Archive gebeten. Immerhin galt die vorherige Gräfin als ausgewiesene Koryphae in den Geheimnissen des Reichsforsts, hatte sie diesen doch gute Teile ihres langen Lebens gewidmet. Welch unvorstellbarer Schatz an Wissen, welch zahlreiche Artefakte elfischer Kunst dürften dort in den Steinmauern des für diesen abgelegenen Flecken bemerkenswert ansehnlichen Baus schlummern? Allein sein freundlicher Gastgeber hatte ihn auf ihrem Spaziergang durch den verspielt angelegten Garten vertröstet, dass derlei Dokumente dieser Tage meist in Hirschfurt verwahrt würden. So blieb dem Liebfelder nichts Anderes übrig als die possierlichen Eichhörnchen unter dem in Blüte stehenden Walnußbaum zu füttern und ihrem neckenden Spiel zuzusehen. Seine drängende Neugier würde er ein anderes Mal befriedigen müssen, spürte er doch, dass sein Gastgeber, so zuvorkommend er auch war, in dieser Angelegenheit fest bleiben würde und keinesfalls wollte Ludovico den ihm entgegengebrachten guten Willen Vallbarts unnötig strapazieren. Die am nächsten Tag beginnende Messe würde die Aufmerksamkeit des Landvogts sicher zur Gänze fordern und auch Ludovico beabsichtigte die sich ihm bietende Gelegenheit zu nutzen und die feilgebotenen Waren in Augenschein zu nehmen. Eventuell ließe sich sogar ein feines Stück für seine heimatliche Privatsammlung erstehen. Immerhin musste er sich trotz des zu erwartenden Andrangs nicht um eine Schlafstatt sorgen, hatte die örtliche Prätorin ihn doch an das Haus eines wohlmeinenden Künstlers Giselmar Seifensieder in der Ansiedlung “Bunte Flur” verwiesen, welcher ihm gegen kleines Entgelt Gastung gewähren könnte. Den Abend verbrachte Ludovico in Gesellschaft zahlreicher weiterer Künstler, die sein Gastgeber zum Umtrunk geladen hatte, und die rahjagefälligen Darbietungen und hesindegefälligen Diskurse in dieser munteren Runde ließen das eigentliche Ziel seiner Reise schnell in den Hintergrund treten. Zunächst begeisterten die beiden Elfen Dalaria Lärchensang und Golodion-liegt-im-Flieder mit ihrem anderweltlichen Gesang, den sie auf Laute und Flöte begleiteten. Hernach enthüllte Giselmar sein neuestes œuvre "Wildwuchs", welches eine von allerlei Ranken und Bäumen umschlossene Burg Silz auf übergroßer Leinwand zeigt, ein Anblick den es vor etlichen Jahren tatsächlich zu bestaunen gab, wie ihm Giselmar versicherte und welcher Teil eines angedachten "Simyala-Zyklus" werden solle. Schließlich präsentierte der Bildhauer Hruodgar Holten seine Skizzen für neue Unterfangen: "Hl. Yppolita in Wehr", "St. Grelmond unter dem Joch" und "Elfengräfin", welche dem Vernehmen nach sehr monumental ausfallen würden, denen es aber noch an interessierten Auftraggebern mangele, weshalb er sich auch mit dem Gedanken herumschlage selbige als Kopfbüsten zu realisieren. Ein Gedanke, welcher in der Runde viel Zustimmung erfuhr. Zu fortgeschrittener Stunde erfrischte sich die Versammlung an lokalen Köstlichkeiten wie Silzletten, kleinen in Honig getunkten und mit Salz besprenkelten Gebäckstangen, allerlei kandierten Beeren und Früchten und Apfel- wie Pflaumenmus und sprach zunehmend dem Weine sowie dem örtlichen Brannt zu, während Ludovico die Runde mit Schauererzählungen aus den Vortagen unterhielt. Überraschender wie unbestrittener Höhepunkt war jedoch der Auftritt der Liebholden von Ossendorf, welche die Gemeinschaft mit einer ebenso wagemutigen wie anregenden tänzerischen Darbietung beglückte und so den überaus gelungenen Abend ausklingen ließ.

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Selig und zufrieden begab sich Ludovico schlußendlich in Borons schützende Arme. In den kommenden Tagen würde er schließlich genug Zeit finden die Bauersleut nach dem Grafentodweiher zu befragen, an diesem Abend wollte er lieber an die geistigen und körperlichen Genüsse denken, welche er an diesem entlegenen Ort nie vermutet hätte.



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  Wappen Baronie Tannwirk.svg   Wappen Baronie Tannwirk.svg  
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Texte der Hauptreihe:
Rah 1044 BF
Gen Silz!
Ein Schneemann im Rahjamond


Kapitel 2

Autor: Weiher