Geschichten:Das neue Haselhain - Im Zeichen des roten Malmers
Nahe des Hesinde-Kollegs zu Sichlingen, Junkertum Altmark, Peraine 1041 BF:
Am Rande der Feierlichkeiten trafen, wie zufällig, drei Frauen und ein Mann aufeinander. Doch, wer mag dieser Zeiten schon an Zufälle glauben.
Auch wenn das Haus Aimar-Gor offiziell keine Delegation zu den Eröffnungsfeierlichkeiten in der Baronie Haselhain geschickt hatte, waren doch erstaunlich viele Mitglieder des alt-aranischen Hauses zugegen:
Yurika reiste mit der Delegation aus dem fernen St. Ancilla an, die junge Nedime mit der Gesandtschaft des Markgrafenhofes um Madane von Zolipantessa. Ramin begleitete die Dürsten-Darrenfurter um Voltan von Altmark und Suldana war als hochrangige Hofbedienstete der Barone von Haselhain ohnehin zugegen.
Ramin war der erste der mit gedämpfter Stimme das Wort ergriff: „Meine Damen, unsere kleine Zusammenkunft im Zeichen des roten Malmers erfreut mich sehr.“
„Du und deine blumigen Worte, meine Junge.“, Suldana stupste ihren Sohn von der Seite an, „Lernt ihr das bei dem Dürsten?“
„Aber Mutter, du weißt wem ich in Sachen Politik nacheifere.“
„Meinem lieben Bruder natürlich“, antwortete Yurika für Suldana.
„Ha, wie ich höre eiferst du ihm nicht nur in Sachen Politik nach.“
„Mutter, hier ist nicht der richtige Ort um Rahja-Angelegenheiten zu erörtern“, zischte Ramin seine Mutter an.
„Gut, kommen wir zum Wesentlichen.“
„Kann es sein“, begann die junge Nedime; Zurückhaltung klang in ihrer Stimme mit, denn sie war hier mit Abstand die Jüngste, „ ich meine … ich glaube ich habe den Sohn des Sebariner Barons hier gesehen.“
„Tar?“, fragte Ramin nach.
„Ja, das ist er. Die Haselhainer unterhalten, seit dem Ende der Krise und dem mäßig erfolgreichen Verbrüderungstreffen, weiter informelle Kontakte nach Sebarin.“ Suldana rückte sich ihre fein gearbeitete Brosche zurecht.
„Aber eine Pfiffenstock ist doch mit dem Bastard-Baron von Herdentor verheiratet und sogar hier anwesend.“ Nedime wollte mit ihrem höfischen Wissen glänzen.
"Aber nicht in ihrer Funktion als Gemahlin..., Herdentor stellt, vor allem jetzt wo es da drunter und drüber geht, keinen offiziellen Gesandten hier, es ging auch keine Einladung hinaus, offiziell steht man dem "Sonnenbaron..."", Suldana feixte, "...immer noch vergrämt gegenüber, wegen der Sache damals zu seiner Einsetzung in Brendiltal."
Nedime setzte besser wissend, aber vorsichtig wieder an: „Aber ein Brendiltaler ist auch ein Vasall der Haselhainer, aber wie man bei Hofe weiß, sind Herdentor und Sebarin Todfeinde. Und ein Pfiffenstock ist - wenn auch nicht hier zugegen - auch Vasall der Herdentorer, da läuft doch inoffiziell was.“
„Ganz recht, die Haselhainer sitzen ganz sicher zur Zeit in zwei Satteln, meint auch der Altmärker.“, bemerkte Ramin süffisant. „Das mag weise sein, kann aber auch nach hinten losgehen.“
„Das mag richtig sein, doch meine Schwester wünscht freundschaftliche Bande zu den Haselhainern. Vor allem jetzt wo die Situation in Herdentor sich günstig dreht.“ Eine ungewohnte Klarheit lag in der Stimme von Suldana.
„Na, mein Bruder wünscht dies auch.“ Ein Lächeln umspielte die vollen Lippen von Yurika, die einen Kontrast zu ihren raspelkurzen Haaren bildeten. "Und ich finde die Baronin auch äußerst angenehm." Ein weiteres süffisantes Lächeln folgte.
„Nun, dann ist es an der Zeit der Baronin nochmals aufzuzeigen, wer der Garant für ein stabiles Herdentor ist.“ Nedime lächelte vielsagend. Die verwunderten Blicke der anderen waren ihr dabei nur zu sehr bewusst. Sie kannte das höfische Leben, es war ein Vipernnest und nur die geschicktesten überlebten es. Doch sie wollte mehr als nur überleben, sie wollte hoch empor steigen. Daran arbeitete sie gewissenhaft, seit sie das Hesinde-Kloster verlassen hatte und am markgräflichen Hof weilte.
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