Geschichten:Der Wald erwacht – Val'sala'dir
Elfensiedlung Val'sala'dir nahe Silz, Anfang 1044 BF:
Isfarion griff Edorian beherzt an der Hand und führte ihn durch die Auelfensiedlung am Rande von Silz. Die Behausungen den Elfen wirkten mitunter wie gewachsen und waren auf dem ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen. In allen erdenklichen Farben blühende Blumen rankten sich um die Häuser und strömten einen wohltuenden Duft aus. Davor flochten die Bewohner kunstvolle Körbe, verarbeiteten die feinsten Stoffe, sangen oder musizierten. Eine geschwungene Holzbrücke, reich mit Ornamenten und Verzierungen versehen, führte die beiden Männer tiefer in Val'sala'dir hinein, das sich hier mit dem Forst zu vereinen schien. Filigrane Baumhäuser dominierten nun das Bild. Bald war kaum noch zu erkennen was noch Siedlung war und was Forst.
Isfarion führte Edorian weiter auf eine Lichtung, auf der ein Elf im Schneidersitz auf dem Boden saß und auf seiner Flöte spielte. Die Melodie war von reinem Klang und voller Liebreiz, es war als konnte sich Edorian in ihr verlieren.
„Sanyasala Val'sala'dir, laiama! Ich heiße dich willkommen, Freund des Waldes.“ Begann der Elf mit wohlklingender Stimme zu sprechen, nachdem die Flötenmelodie verklungen war. „Feydha Salandrion, ich bin das Oberhaupt meiner Sippe.“
„Taladha Edorian, es freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“
„Ich spürte dein Kommen, laiama. Ich spürte Isfarion würde dich zu mir bringen. Der Wald hat es mir geflüstert.“
„Der Wald, er hat sich verändert.“
„Das nurdra ist stark, doch singt der Wind auch von zerza. Beides ringt im Mittwald miteinander. Eine neue Macht, die doch alt ist, bahnt sich ihren Weg.“
„Allechandriel, unsere Hüterin des Waldes, hat uns den Weg gewiesen. Altes sollte zurückkehren um das Land zu befrieden, doch … .“ Edorian stockte.
„Dein mandra ist stark, laiama. Allechandriel ist weise, das Schicksal aller Kreaturen des Mittwaldes liegen ihr am Herzen. Euren Ruf hat das Land gehört und das Land hat geantwortet, aber es spricht in einer anderen Zunge.“
„Ich verstehe nicht, wie meinst du das?“
„Der Ruf der lavar'sala'sa wurde erhört, doch nicht der Gerufene ist erschienen, sondern eine andere, dunklere Macht. Nurdra und zerza müssen im Gleichgewicht bleiben.“
„Was soll ich tun?“
„Lausche dem Mittwald, er wird dich führen, laiama!“ Als er geendet hatte, nahm Salandrion wieder seine Flöte und begann wieder zu spielen.
„Nurd'dhao!“, bedankte sich Edorian. „A'dao bhanda. Ich werde darüber nachdenken.“
Nachdenklich schlenderten die beiden Männer in Richtung Silzbach zurück. Auf einem umgefallenen Baumstumpf unweit der Brücke ließen sie sich nieder.
„Danke, dass du dich zu deinem Sippenältesten geführt hast.“
„Schon gut, ich hab irgendwie einen Narren an dir gefressen, da wollte ich dir helfen. Es ist sonst nicht meine Art, aber irgendwie hatte ich das Gefühl das Richtige zu tun. Salandrion ist den Menschen sehr zugetan, er führte unsere Sippe vor vielen Hundert Jahren einer Vision folgend hierher und gründete Val'sala'dir. Diese Vision verfolgt er heute noch, er glaubt an das Zusammenleben von Menschen und Elfen … mehr noch, er glaubt daran, dass wir uns nur gemeinsam den Dingen die da kommen mögen stellen können.“
„Ein Träumer und doch lohnt es sich diesen Traum zu träumen, denn er hat recht.“ Edorian legte den Arm um Isfarion. „Ein Traum für den es sich zu kämpfen lohnt!“
„Die nächsten Tage bin ich noch hier in Silz, dann ziehen wir weiter nach Tannwirk. Begleite uns doch!“ Die goldgesprenkelten Augen des jungen Mannes funkelten Edorian herausfordernd an.
„Na, wie kann ich dem den widerstehen“, witzelte der Wegevogt, „außerdem habe ich so die Möglichkeit über die Worte Salandrions nachzudenken.“