Geschichten:Igelfehde - Hoffe auf den Großfuchs!

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An Moribert von Stolzenfurt

Von Linaria von Hartweil
 
 
 
 
Mein geliebter Gatte!

Ich habe deinen Brief erhalten. Jedes Wort – jedes Einzelne! – habe ich wie einen Sonnenstrahl empfunden, wie einen Rosenhauch genossen. Wie ich es kaum fassen konnte, dass jedes Tintenzeichen auf dem Pergament aus deinem Federkiel geflossen kam, nur um zu mir zu sprechen. Ich trage deine Wort an meinem Busen, an meinem sehnsüchtig klopfenden Herzen, das so sehr darauf wartet wieder von dir und deiner liebevollen Hand gestreichelt zu werden. Von deinen zärtlichen Lippen umkost zu werden.

Und doch ist es eine zweite Liebe, die mich von dir trennt. Oh, wie schwierig ist es in Worte zu fassen, was es bedeutet, gemeinsam mit dem Fuchsrudel zu reisen. Jeder Tag ist so, als würde man von Neuem daran erinnert, dass Güte, Aufrichtigkeit und Ritterehre nicht nur hohle Worte sind, um die hässlichsten Gräueltaten, Brutalität und Selbstsüchtigkeit in edlen Gewändern zu kleiden.

Wenn der Großfuchs den Raum betritt, dann füllt er ihn mit Leuchten und Hoffnung. Sein Lächeln versöhnt die schlimmsten Feinde und sein Lachen erweicht das versteinertste Herz. Wie viele Zweifler habe ich getroffen, die die Nase über den jungen Garethsproß gerümpft haben – bevor sie ihn persönlich trafen. Jeder von ihnen spricht nun mit höchster Anerkennung von ihm als Hoffnung auf einen Neuanfang in Garetien. Wie sehr wir alle diese Hoffnung brauchen.

Gestern war des Großfuchses Oheim vor Ort, der Rabensbrücker Baron. Unter zwei Augen wollte er den Großfuchs sprechen, aber Sigman Therengar erwiderte, dass unter seinen Getreuen keine Notwendigkeit für Geheimhaltung bestehe. Denn wenn das Anliegen seines Onkels gegen die Sitten und die Gebote der Zwölfe verstieße, dann wäre seine Antwort klar. Ebenso stünde es bei einem ehrenhaften Anliegen, vor dem kein Falsch und kein Geheimnis notwendig sei. Er, Sigman Therengar von Gareth, stünde mit ganzer Kraft auf der Seite der Zwölfgötter und diene demütig dem Land, so wie es sich im Korgonder Mythos offenbart habe.

Ob der Sohn des Reichserzkanzlers und Neffe der Königin bereit wäre, in der Fehde zwischen den Häusern Hartsteen und Wetterfels zu vermitteln, trug der Rabensbrücker sein Anliegen vor. Der Hartsteener Graf vertraue dem kaiserlich-königlichen Sproß die Rolle des Friedensstifter zu, damit das geschundene Land um den Feidewald, das seinen Herrschaftsauftrag vom goldenen Igel erhalten habe, nach den zehrenden Monaten des unermüdlichen Kampfes zurück unter den Segen Tsas komme.

Mit ganzer Kraft und größter Freude, war die spontane Antwort des Großfuchses und wie in einen gemeinsamen Schrei fielen wir alle in den Jubel ein, der aufbrandete. Wer, wenn nicht die zur Hoffnung selbst verkörperte Liebe der Götter, sei dazu in der Lage, den Hader und Streit zwischen den Rittern nördlich der Natter zu schlichten. Oh, wir jubelten, als hätten die Verhandlungen schon ihren Abschluss gefunden und die zwei verfeindeten Lager sich wie Geschwister wieder in die Arme genommen.

Aber das war es ja: Wir, das Fuchsrudel, wir wissen, dass mit dem Auftreten des Großfuchses diese Fehde wird enden müssen. Niemand kann vor den Großfuchs treten und nicht ergriffen sein von ganzer Liebe zum Frieden und Hingabe für die Dienerschaft für das Land!

Daher hoffe nur, mein geliebter Gatte, auf den Großfuchs! Und wenn dieser Brief dich schneller erreicht als der Baron von Rabensbrück den Hof des Hartsteener Grafen, dann verkünde deinem Lehensherren die Hoffnung, die wir hier verspüren. Und sage auch ihm: Hoffe auf den Großfuchs! Er wird den Streit schlichten und das Land heilen!

Oh, mächtige und verehrungswürdige Zwölfe! Diese Sterbliche dankt Euch Alveraniern, dass Ihr mich in dieser Zeit leben lasst, in der Ihr Eure Hoffnung in der Person des Großfuchses nach Dere geschickt habt und dass endlich nach so langen Monden und Jahren des bangen Wartens das geschundene Land aufatmen und sich freuen darf, dass seine Wunden verheilen werden!

Sei, mein Geliebter, geküsst! Nimm diesen von den Tränen meiner Freude gezeichneten Brief und halte ihn dir lieb. Er ist nur der Vorbote der großen Freude, die uns ergreifen wird, wenn wir uns wiedersehen!
 
 
 
 
Deine Linaria

geschrieben am 3. Hesinde 1044 BF

in der Reichsstadt Eslamsgrund