Geschichten:Des Zackens Schatten - Zacken und Falken
Kaiserliches Heerlager, Grafschaft Eslamsgrund, 5. Efferd 1045 BF
Timshal von Zackenberg saß unter einem der vielen offenen Zelten und ließ seinen Blick schweifen. Den linken Arm hatte er in einer Schlinge gelegt und auch sein halber Kopf war bandagiert. Irgendwann hatte er im Schlachtengetümmel seinen Helm verloren, was ein Speerträger ausgenutzt hatte und ihm einen Stoß gegen den Kopf verpasste. Nur den Göttern war zu verdanken, dass die Speerspitze lediglich über sein Gesicht geschrammt und nicht in den Schädel eingedrungen war.
Unter dem ganzen Gewusel war ihm eine Person ganz besonders aufgefallen, wie sie sich um die Verletzten beider Seiten kümmerte. Er wusste nicht was es war, doch irgendwas an ihr hatte seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. War es ihr federnder Gang, in dem dennoch eine gewisse Schwere zu erkennen war? Oder ihr Blick, obgleich er wach und scharfsinnig war, von tiefer Trauer kündete? Ihr Wappen verriet, dass sie aus der Baronsfamilie derer von Falkenstein kam, welche sich demonstrativ aus den Schlachtenhandlungen herausgehalten hatten. Ob die Schlacht anders verlaufen wäre, wenn Baron Haduwulfs Bogenschützen sich eingemischt hätten?
„Hesindiane Asmira von Falkenstein, eine nahe Verwandte des Barons zu Falkenstein und die Witwe des einstigen Barons zu Rallerspfort. Nur falls Ihr Euch fragt, wie Ihr sie ansprechen sollt“. Timshal blickte verwirrt zur Seite und erkannte seinen Schwager neben sich auf der Bank sitzen und blickte ihn verwirrt an. „Nun schaut nicht so verwirrt, man könnte ja fast meinen ich hätte Euch eben erzählt, dass der Himmel grün sei“, erwiderte Salix mit einem Lächeln, als er Timshals Blicke bemerkte.
Der blinzelte kurz und blickte zwischen Salix und Hesindiane hin und her. „Was… Was macht Ihr denn hier? Ihr wart doch sicherlich nicht an der Schlacht beteiligt?“, wollte er nun von dem blonden Adligen wissen, der die seltsame Eigenschaft hatte, immer genau das zu wissen, was gerade von Interesse war.
Salix winkte schmunzelnd ab, „sicher nicht. Das beste was passieren könnte, wenn man mir ein Schwert in die Hand drücken würde, wäre, dass ich mich selbst verletze. Das schlechteste, dass ich noch einige Verbündete verletze“. Er lachte knapp auf, lehnte sich zurück und faltete seine Hände vor seiner Brust zusammen. „Ich bin im Auftrag Zivkos hier. Euer Vater hat mich gebeten, einige Dinge im garetischen für ihn zu erledigen“.
Timshal wurde aus seinem Schwager nicht so wirklich schlau. Er konnte viel reden, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Eine Fähigkeit, die dem Offizier abging, war er doch eher Freund klarer Worte. Doch war ihm bewusst, dass es auch solche Leute geben musste. Immerhin hatte Salix dafür gesorgt dass Timshals jüngster Bruder, trotz allen Verfehlungen, eine ordentliche Anstellung erhalten hatte. Darüber hinaus war die Knappen- und Pagenschar seines Vaters auch der Verdienst des Hardenstatts.
„Ihr solltet Sie ansprechen, immerhin ist sie eine ausgesprochen gute Partie und Ihr seid definitiv zu jung, um den Rest eures Lebens als Witwer zu verbringen“. Der Edle zu Holzen schloss die Augen und schien die Praiosstrahlen zu genießen. „Ich mache derzeit nicht den besten Eindruck, denkt Ihr nicht?“, gab der Zackenberger selbstkritisch mit einem Blick an sich herab zu. Sein Gesprächspartner, schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf.
„Ach, nach einer solchen Schlacht darf man seine Narben mit Stolz tragen. Das zeigt doch nur Euren Einsatz und Entschlossenheit. Sowas kommt immer gut an“, der Blonde stockte und setzte dann schnell noch, „seid aber nicht zu plump. Die Familie Falkenstein ist für ihre Schöngeistigkeit bekannt“, hinterher. Dann öffnete er seine Augen, gab dem braunhaarigen Baronssohn ein zuversichtliches Lächeln und erhob sich. „So, genug geredet und überdacht. Ihr seid Offizier, geht und handelt! Heute Abend freue ich mich von Euch zu hören, wie es lief!“. Mit einer angemessenen Verbeugung verabschiedete sich Salix so prompt wie er erschienen war und verschwand im Strom der Leute, die sich durch das Lager bewegten.
Der Rittmeister blickte noch etwas in die Richtung, in der sein Schwager verschwunden war, fasst dann seinen Mut zusammen und richtete sich ebenfalls auf. Salix hatte recht, wer wusste ob sich noch mal die Gelegenheit bot mit Hesindiane zu sprechen. Bald würde es sicherlich wieder zurück nach Perricum gehen. Von einem heißen Ort zum nächsten. Eine Aussicht, die Timshal nicht ganz zusagte, weshalb er beschloss das Beste aus seiner jetzigen Lage zu machen! Vielleicht würde ein kleines Gespräch mit dieser Frau ihn zumindest von der Hitze dieser Gegend ablenken?
Er schob sich durch die Gardisten und Offiziere, die hier und dort zusammenstanden, Wein tranken und ausgelassen ihren Sieg feierten. Als er Hesindiane erreichte und sich ihr vorstellte blickte diese erfreut auf, so als ob sie ihn bereits erwartet hatte.